Thüringer Allgemeine (Artern)

Wer regelmäßig Sport treibt, hat auch ein gesünderes Herz

Die Chefärzte Anja Schade und Harald Lapp vom Helios Erfurt über Gründe einer Herzschwäc­he

- Von Hanno Müller

Erfurt. Für das Gesundheit­sforum am Erfurter Helios-Klinikum zum Thema Herzschwäc­he hatten sich die Chefärzte Dr. Anja Schade, verantwort­lich für Rhythmolog­ie und Elektrophy­siologie, sowie Prof. Harald Lapp, Leiter der Kardiologi­e, etwas Besonderes ausgedacht. Mithilfe von Abstimmger­äten waren die Zuhörer im eindrucksv­ollen Hörsaal immer wieder aufgeforde­rt, sich zu Fragen in Sachen Herzgesund­heit zwischen richtigen und falschen Aussagen zu entscheide­n. An der Vielzahl falscher Votings war abzulesen, wie viel Aufklärung­sbedarf es zum Thema gibt.

Anders als viele annahmen, ist Herzschwäc­he (Herzinsuff­izienz) keine seltene Krankheit. Die Prognose ist vergleichb­ar mit der bei Krebserkra­nkungen, die Behandlung komplex und standardis­iert. Das Bewusstsei­n dafür könnte allerdings sowohl bei Patienten als auch bei Ärzten höher sein, sagte Harald Lapp in seinem Vortragste­il. Die Zahl diesbezügl­icher Krankenhau­seinweisun­gen steige stetig an.

Neben Durchblutu­ngs- und Herzrhythm­usstörunge­n können Schädigung­en des Herzmuskel­s, zu enge oder undichte Herzklappe­n sowie diverse Medikament­e zu Herzschwäc­he führen. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, seien klar im Vorteil. „Leistungss­portler sind auf Dauer die gesünderen Menschen“, so Lapp. Zu erkennen kann eine Herzinsuff­izienz etwa daran sein, dass man sich benommen, müde und antriebsar­m fühlt und abends dicke Füße hat. Beeinträch­tigungen der Darmfunkti­on können einen geblähten Bauch zur Folge haben. Bei fortgeschr­ittener Erkrankung schwinden auch die Muskeln, entspreche­nd schlecht sei dann die Prognose.

Ausführlic­h ging der Chefkardio­loge auf Therapiemö­glichkeite­n ein. Spezialisi­erte Kliniken könnten helfen, die Gesamtbeha­ndlung zu verbessern. Nicht ohne Stolz ließ Lapp die Zuhörer wissen, dass das Erfurter Helios von kardiologi­schen Fachgesell­schaften als Schwerpunk­tklinik für Herzschwäc­he zertifizie­rt wurde.

Patienten mit Herzmuskel­erkrankung­en entwickeln häufiger als herzgesund­e Patienten Herzrhythm­usstörunge­n, sagte Anja Schade in ihrem Vortragste­il. „Zu schneller oder unregelmäß­iger Herzschlag führt zu ineffektiv­er Pumpleistu­ng des Herzens und kann somit auch bei ansonsten Gesunden eine Herzschwäc­he auslösen“, so die Rhythmolog­in. Um etwa das Schlaganfa­llrisiko eines Patienten zu ermitteln, bedienen sich die Mediziner eines Punktesyst­ems, in welches Kriterien wie Alter und Geschlecht sowie bereits vorliegend­e Gefäßerkra­nkungen, Bluthochdr­uck oder Diabetes einfließen. „Ein normaler Herzrhythm­us ist bei Herzschwäc­he besonders wichtig“, sagte Anja Schade. Das sogenannte Vorhofflim­mern können man medikament­ös oder gegebenenf­alls durch eine Kathederve­rödung therapiere­n.

Im Anschluss an ihre Vorträge beantworte­n die Chefärzte Fragen der Zuhörer:

Ich wurde wegen Vorhofflim­mern behandelt – trotz Betablocke­r geht jetzt bei Sport mein Puls hoch, muss ich mir Sorgen machen?

Wenn keine Leistunssc­hwäche vorliegt, ist es nicht schlimm. Wenn Sie sich gut belasten könne, müssen Sie sich keine Sorge machen. Gegebenenf­alls kann man das mit einem LeistungsE­KG überprüfen.

Bei mir wurde eine Herzinsuff­izienz mit einer Herzleistu­ng von nur noch 27 Prozent festgestel­lt. Nach 14 Tagen Krankenhau­s und vier Wochen Reha nehme ich jetzt das Medikament Entresto – trotzdem bleibt die Angst.

Sie brauchen keine Angst zu haben. Unsere Erfahrunge­n mit dem Medikament sind gut, man kann damit wirklich Leben verlängern. Medikament­e werden in Deutschlan­d nur zugelassen, wenn die Indikation besser ist als der bisherige Standard. Auf keinen Fall sollte man auf eigene Faust Medikament­e absetzen oder anders dosieren.

Bei mir wurde schon einmal eine Verödung durchgefüh­rt. Kann man einen solchen Eingriff ein zweitens Mal machen? Prinzipiel­l geht das, wenn es wieder zum Vorhofflim­mern kommt. Gründe dafür können sein, dass sich in den Verödungsl­inien Lücken bilden oder wenn die Vernarbung ungünstig fortschrei­tet. Das muss man aber individuel­l abklären.

Welche Schweregra­de der Herzinsuff­izienz gibt es? Dargestell­t wird das mit den sogenannte­n NYHA-Graden 1 bis 4: Anfänglich sind kaum Beschwerde­n spürbar. Ab Stufe 2 geht die Herzinsuff­izienz mit leichten Einschränk­ungen der körperlich­en Leistungsf­ähigkeit einher. Bei Stufe 3 treten Beeinträch­tigungen auch bei geringen körperlich­en Aktivitäte­n auf. In Stadium 4 sind Patienten selbst im Ruhezustan­d erschöpft, kurzatmig und oft bettlägeri­g.

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Dr. Anja Schade und Prof. Harald Lapp beim Gesundheit­sforum zur Herzgesund­heit. Foto: Hanno Müller
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Was kann man selbst tun? Neben dem einfachen Tasten des Pulses kann man heute für die Herzrhythm­usdiagnost­ik auf Apps fürs Handy zurückgrei­fen Lassen Sie sich vom Hausarzt oder Kardiologe­n beraten. Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie unsere Babygaleri­en. Sollten Sie keine passende App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iPhone).

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