Ökologische Landwirtschaft direkt an der Landesgrenze
Holger Tuch hat am Ziegelrodaer Forst seinen Hof der Träume gefunden
Ziegelroda. Am Rande des Ziegelrodaer Forstes, der Gemarkung Ziegelroda zugehörig und nur über eine offizielle Zufahrt von Heygendorf zu erreichen, liegt der Ökohof von Holger Tuch. Als Vorwerk gehörte der Hof ursprünglich zum Rittergut in Heygendorf.
Ab 1938 wurde das Vorwerk durch Familie Weinhold umund ausgebaut. Nach dem Krieg diente das Wohnhaus als Unterkunft für Übersiedler. Später wurden der Hof und die Flächen durch die LPG genutzt. 1996 wurde der Hof an die Erben der Familie Weinhold rückübereignet. 1998 hat Holger Tuch den Hof gekauft und sich somit den Traum erfüllt, sich selbst etwas aufbauen zu können.
Holger Tuch stammt aus Horb am Neckar in Baden-Württemberg und wurde mit dem Gartenbaubetrieb seines Vaters groß. „Wir haben uns dann innerhalb der Familie verständigt, dass mein Bruder den Gartenbaubetrieb fortführt, was er bis heute tut, und ich mir eine neue Aufgabe suche“, berichtet Holger Tuch. Er suchte dann deutschlandweit und teilweise auch im Ausland nach einem Hof, auf dem er seine Vision von einem ökologischen Betrieb aufbauen konnte. Diesen fand er schließlich mit dem alten Vorwerk. „Seitdem renovieren wir die teilweise maroden Gebäude und haben unsere Landwirtschaft ab dem Jahr 2000 nach ökologischen Richtlinien aufgebaut“, sagt Holger Tuch.
Fokus auf direkter Vermarktung
Dabei hat er sich darauf spezialisiert, viele kleine Kulturen anzubauen und seine daraus verarbeiteten Produkte ausschließlich direkt zu vermarkten. „Die Vorteile bestehen ganz klar darin, dass bei einer Vielzahl von Kulturen eventuell schlechte Erträge einer Kultur untereinander abgefedert werden können und dass wir bei der Vermarktung nicht mit den Großen am Markt konkurrieren müssen“, erklärt Holger Tuch.
Einen kleinen Teil seiner Flächen nimmt der Kräuteranbau ein. Ursprünglich begann er mit dem Anbau von 25 Kräutern, mittlerweile sind es 45 Kräuter auf rund einem halben Hektar Fläche. „Hervorgegangen ist dieser Zweig eigentlich aus dem Kräutergarten der Familie Schmidt in Bad Frankenhausen. Schon im Jahr 2002 hatte ich Kontakt zu der Familie, die das berühmte Kyffhäuser Kräutersalz und den Kräutertee erfunden hat. Als diese keinen Nachfolger gefunden haben, bekam ich das Teerezept und produziere seither diesen und das Salz weiter“, erklärt Tuch. Besondere Kräuter darunter sind etwa der Drachenkopf oder auch türkische Melisse, Ysop, Knollenfenchel oder Flohsamen. Je nach Witterung können die Kräuter von Anfang Mai bis Anfang Dezember geerntet werden.
Die Kräuter werden auf dem Hof getrocknet, gelagert und zu Tees, Salzen und Ölen verarbeitet. Die entsprechenden Maschinen hat sich Holger Tuch über die Jahre aus ganz Deutschland angeschafft.
Die Trockenheit in diesem Sommer hat auch Holger Tuch zu schaffen gemacht: „Ab Juli habe ich regelmäßig große Mengen Wasser aus Heygendorf hier hoch fahren müssen, um die Kulturen gießen zu können.“
Neben den Kräutern baut Holger Tuch auch 14 Ackerkulturen auf etwa 27 Hektar an, darunter auch Buchweizen. Die Tierhaltung hat er hingegen zurückgefahren. Von einer großen Mutterkuhherde des Roten Höhenviehs sind noch fünf Mutterkühe und aktuell zwei Kälber übrig geblieben. Zudem leben noch zwei Pferdestuten der Rasse Altmärker Kaltblut und ein paar Hühner zur Selbstversorgung auf dem Hof. „Die Hühnerhaltung wollen wir demnächst vielleicht auch ausbauen“, blickt Holger Tuch voraus.
Als Mitglied des Verbunds der Ökohöfe wird sein Hof regelmäßig überprüft und neu nach Biostandard zertifiziert.
Verkauft werden die Produkte im eigenen Hofladen, der immer freitags geöffnet hat, auf regionalen Märkten und auch an einzelne Händler. „Wir verkaufen also hauptsächlich in der Region, in Einzelfällen aber auch schon Getreide nach England oder Schweden oder eine Packung unseres Tees nach Tadschikistan“, berichtet Holger Tuch.