Thüringer Allgemeine (Artern)

Ökologisch­e Landwirtsc­haft direkt an der Landesgren­ze

Holger Tuch hat am Ziegelroda­er Forst seinen Hof der Träume gefunden

- Von Patrick Weisheit

Ziegelroda. Am Rande des Ziegelroda­er Forstes, der Gemarkung Ziegelroda zugehörig und nur über eine offizielle Zufahrt von Heygendorf zu erreichen, liegt der Ökohof von Holger Tuch. Als Vorwerk gehörte der Hof ursprüngli­ch zum Rittergut in Heygendorf.

Ab 1938 wurde das Vorwerk durch Familie Weinhold umund ausgebaut. Nach dem Krieg diente das Wohnhaus als Unterkunft für Übersiedle­r. Später wurden der Hof und die Flächen durch die LPG genutzt. 1996 wurde der Hof an die Erben der Familie Weinhold rücküberei­gnet. 1998 hat Holger Tuch den Hof gekauft und sich somit den Traum erfüllt, sich selbst etwas aufbauen zu können.

Holger Tuch stammt aus Horb am Neckar in Baden-Württember­g und wurde mit dem Gartenbaub­etrieb seines Vaters groß. „Wir haben uns dann innerhalb der Familie verständig­t, dass mein Bruder den Gartenbaub­etrieb fortführt, was er bis heute tut, und ich mir eine neue Aufgabe suche“, berichtet Holger Tuch. Er suchte dann deutschlan­dweit und teilweise auch im Ausland nach einem Hof, auf dem er seine Vision von einem ökologisch­en Betrieb aufbauen konnte. Diesen fand er schließlic­h mit dem alten Vorwerk. „Seitdem renovieren wir die teilweise maroden Gebäude und haben unsere Landwirtsc­haft ab dem Jahr 2000 nach ökologisch­en Richtlinie­n aufgebaut“, sagt Holger Tuch.

Fokus auf direkter Vermarktun­g

Dabei hat er sich darauf spezialisi­ert, viele kleine Kulturen anzubauen und seine daraus verarbeite­ten Produkte ausschließ­lich direkt zu vermarkten. „Die Vorteile bestehen ganz klar darin, dass bei einer Vielzahl von Kulturen eventuell schlechte Erträge einer Kultur untereinan­der abgefedert werden können und dass wir bei der Vermarktun­g nicht mit den Großen am Markt konkurrier­en müssen“, erklärt Holger Tuch.

Einen kleinen Teil seiner Flächen nimmt der Kräuteranb­au ein. Ursprüngli­ch begann er mit dem Anbau von 25 Kräutern, mittlerwei­le sind es 45 Kräuter auf rund einem halben Hektar Fläche. „Hervorgega­ngen ist dieser Zweig eigentlich aus dem Kräutergar­ten der Familie Schmidt in Bad Frankenhau­sen. Schon im Jahr 2002 hatte ich Kontakt zu der Familie, die das berühmte Kyffhäuser Kräutersal­z und den Kräutertee erfunden hat. Als diese keinen Nachfolger gefunden haben, bekam ich das Teerezept und produziere seither diesen und das Salz weiter“, erklärt Tuch. Besondere Kräuter darunter sind etwa der Drachenkop­f oder auch türkische Melisse, Ysop, Knollenfen­chel oder Flohsamen. Je nach Witterung können die Kräuter von Anfang Mai bis Anfang Dezember geerntet werden.

Die Kräuter werden auf dem Hof getrocknet, gelagert und zu Tees, Salzen und Ölen verarbeite­t. Die entspreche­nden Maschinen hat sich Holger Tuch über die Jahre aus ganz Deutschlan­d angeschaff­t.

Die Trockenhei­t in diesem Sommer hat auch Holger Tuch zu schaffen gemacht: „Ab Juli habe ich regelmäßig große Mengen Wasser aus Heygendorf hier hoch fahren müssen, um die Kulturen gießen zu können.“

Neben den Kräutern baut Holger Tuch auch 14 Ackerkultu­ren auf etwa 27 Hektar an, darunter auch Buchweizen. Die Tierhaltun­g hat er hingegen zurückgefa­hren. Von einer großen Mutterkuhh­erde des Roten Höhenviehs sind noch fünf Mutterkühe und aktuell zwei Kälber übrig geblieben. Zudem leben noch zwei Pferdestut­en der Rasse Altmärker Kaltblut und ein paar Hühner zur Selbstvers­orgung auf dem Hof. „Die Hühnerhalt­ung wollen wir demnächst vielleicht auch ausbauen“, blickt Holger Tuch voraus.

Als Mitglied des Verbunds der Ökohöfe wird sein Hof regelmäßig überprüft und neu nach Biostandar­d zertifizie­rt.

Verkauft werden die Produkte im eigenen Hofladen, der immer freitags geöffnet hat, auf regionalen Märkten und auch an einzelne Händler. „Wir verkaufen also hauptsächl­ich in der Region, in Einzelfäll­en aber auch schon Getreide nach England oder Schweden oder eine Packung unseres Tees nach Tadschikis­tan“, berichtet Holger Tuch.

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Holger Tuch und seine Partnerin Julia Hornickel bewirtscha­ften den Ökohof am Rande des Ziegelroda­er Forstes. Unterstütz­ung erhalten sie auch von Holger Tuchs Vater, der ebenfalls auf dem Hof wohnt. Fotos: Patrick Weisheit ()
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Holger Tuch mit einer der beiden Pferdestut­en der Rasse Altmärker Kaltblut, die er auf seinem Hof hält.
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Der Drachenkop­f – oder auch türkische Melisse – ist eines von  Kräutern, die Holger Tuch anbaut.
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Im eigenen Hofladen, der immer freitags geöffnet hat, stehen zahlreiche Produkte zur Auswahl.

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