Berliner Ecken und der Sondershäuser Dom für Pferde
Gästeführer bieten Touren durch die Residenzstadt zu Spezialthemen an von Architektur bis zu kulinarischer Begleitung
Sondershausen. Ursprünglich sollte Berlins Stararchitekt das Sondershäuser Schloss umgestalten. Auch wenn 1836 nicht Karl Friedrich Schinkel nach Sondershausen kam, sondern sein Schüler Carl Scheppig. Der Klassizismus, den Schinkel in Preußen prägte, ist auch weit entfernt von Berlin noch heute zu sehen.
Dirk Molis zeigt ihn auf seiner klassizistischen Stadtführung. Seit dem Frühjahr bietet der Gästeführer diese Tour an. Am Sonntag, dem 21. Oktober, wird es die nächste geben.
Die Alte Wache am Marktplatz ist dabei Auftakt und wohl das offenkundigste Beispiel für Klassizismus in Sondershausen. Vorbild ist Schinkels berühmte Neue Wache unter den Linden in Berlin.
Dass aber auch der Rathaussaal durch Scheppig neu gestaltet worden ist, dass das Prinzenpalais durch klassizistische Überformung sein heutiges Antlitz bekam und ursprünglich sogar ein Flachdach erhalten sollte, muss Dirk Molis den Gästen seiner Tour erst einmal erläutern.
Für den Umbau des Schlosses war der Schinkel-Schüler 1838 vom Fürst Günther Friedrich Karl II als Baurat berufen worden. Der neue Nordflügel und der Westflügel des Schlosses sind die Zeugen. Gänzlich umgesetzt worden sei das Projekt aber nicht. Finanzielle Zwänge und die Scheidung von Fürstin Mathilde verhinderten die Realisierung, berichtet Dirk Molis.
„Klassischer Klassizismus“aber lässt sich dennoch viel entdecken, erzählt Molis begeistert. Da steht der Marstall mit seiner klaren Formensprache als Solitär auf dem Schlossgelände. Es ist ein Pferdestall mit einem Kreuzgratgewölbe, ein Dom für Pferde, so Molis. „Wer erwartet so etwas in einem Pferdestall“, fragt er.
Auch die Verbindung zur Musik verweist Gästeführer Molis und empfiehlt den Gang ins Loh. Auch wenn dort nur noch das Podest an die Loh-Halle erinnern würde, so bietet auch sie einen Hinweis auf das Zusammenspiel der neuen Architektur und der Musik. Geleitet werden die Schritte und Blicke der Gäste vom Marstall allerdings erst einmal in Richtung des Obelisken, der vor dem Gästehaus der heutigen Landesmusikakademie steht. Dort zeigt sich dann die „Carl“-Stadt, die der Fürsten den Bürgern baute. Viele Gebäude stehen nicht mehr, führt Molis aus. Das Amtsgericht und das alte Gefängnis aber sind die steinernen Zeugen jener Zeit, erzählt Pensionär Molis, der seit 1993 in Sondershausen erlebt.
Mit den Führungen, die er anbietet, neben der neuen klassizistischen auch die allgemeine Stadtführung, will er vor allem Neugier wecken auf die Stadt und Details zeigen, die nicht jedem vertraut sind. Viele seien doch erstaunt, was es zu entdecken gebe. Das Wissen hat sich Dirk Molis, der früher bei einer Krankenkasse arbeitete, als Autodidakt angelesen und erarbeitet. Mit den Führungen wolle er nicht nur Touristen für Sondershausen begeistern, sondern auch die Sondershäuser für ihre Stadt. An einer neuen Tour arbeitet er bereits. In der will sich Molis der jüdischen Geschichte der Stadt widmen.
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Klassizistische Führung mit Dirk Molis am
. Oktober, Uhr, Treffpunkt Alte Wache, Dauer: , bis Stunden
Kulinarische Führung mit Heike Günther am
. Oktober, Uhr, Treffpunkt Alte Wache, Anmeldung bis . Oktober in der Tourist-Information, Telefon ()