Eine Wissenschaft für sich
Es muss nicht immer BWL sein. Hochschulen bieten auch sonderbar wirkende Fachrichtungen an: Rasen – kann man studieren. Wer sich spezialisiert, hat oft gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Beginn des Wintersemesters. Erstsemester stürzen sich ins BWL-, Jura- oder Germanistik-Studium. Doch neben den Klassikern gibt es weniger bekannte Studiengänge. Einige Exoten...
Technologie der Kosmetika
Der Studiengang „Technologie der Kosmetika und Waschmittel“an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in NordrheinWestfalen ist ingenieurwissenschaftlich geprägt und besteht bereits seit 1985. Den Anstoß zur Gründung des damaligen Diplom-Studienganges gab die Waschmittel-Branche. Pro Jahr beginnen 25 bis 30 Studierende den Bachelor-Studiengang „Technologie der Kosmetika und Waschmittel“, wobei der Frauenanteil bei 90 Prozent liegt. „Für ein ingenieurwissenschaftliches Studium ist das eher unüblich“, erklärt Professor Gassenmeier. Doch hier beeinflusst tatsächlich die Thematik die Bewerberinnen. Kosmetik, Natur-Kosmetik, Haushalt und Reinigung sind noch immer eher „Frauen-Themen“.
Rasenwissenschaft
Wie bei angewandten Studiengängen üblich, werden aktuelle Themen der Gesellschaft oder Umwelt in den Hochschulen aufgegriffen. So wird auch im Studiengang „Technologie der Kosmetika und Waschmittel“nach umweltfreundlichen Alternativen zur Mikroplastik-Verwendung geforscht, denn das Thema „nachhaltige Rohstoffverwendung“ist auch in diesem Studium allgegenwärtig. So finden im Institut viele Projekte und Experimente statt, derzeit wird an der Entwicklung eines stabilen Kosmetikproduktes auf Basis von grünem Kaffee getüftelt. Sollte das Projekt erfolgreich sein, kann man es in ein paar Jahren in den Regalen der Drogeriemärkte finden.
Im Rahmen des Master-Studiengangs „Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaft“an der Hochschule Osnabrück können Studenten tatsächlich den Studienschwerpunkt „Angewandte Rasenwissenschaft“belegen. Dieser Studienschwerpunkt wird zum Wintersemester 2018 bereits zum dritten Mal angeboten und es interessieren sich immer zwischen sechs und 15 Studenten für diese Fachrichtung. Doch warum wird der Studienschwerpunkt „Angewandte Rasenwissenschaft“überhaupt angeboten? Tatsächlich hat der Rasen in unserer modernen Gesellschaft große Bedeutung, sowohl hinsichtlich Erholung, Freizeit und Sport als auch ökologisch im Hinblick auf Stadtklima, Landschaft und Umwelt. Denn Rasen ist nicht gleich Rasen. „Je nach Anwendungsbereich gibt es unterschiedliche Rasentypen mit bestimmten Eigenschaften und Bedürfnissen. Daher sind Kenntnisse in Bereichen wie Saatgutmischungszusammensetzungen oder Rasenpflegemanagement unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit heutzutage von besonderer Bedeutung“, erklärt Prof. Thieme-Hack.
Studenten dieses Master-Studiengangs haben bereits einen Bachelor und somit Hintergrundwissen in den Bereichen Agrarwissenschaft, Landwirtschaft, Gartenbau oder Landschaftsbau. Im Schwerpunkt „Angewandte Rasenwissenschaft“erhalten sie fundiertes Wissen, mit dem sie sich beruflich etablieren können.
Der Wissenschaftszweig wurde an der Hochschule Osnabrück etabliert. Gerade im Zuge des Klimawandels und des zunehmend extremen Wetters besteht erheblicher Forschungsbedarf. Zudem gibt es viele Stellen rund um das Rasenmanagement, die derzeit nicht mit Fachkräften besetzt werden können. So sind Spezialisten bei der Entwicklung von nachhaltigen Rasensystemen, bei Verbesserung und Gesunderhaltung von Gras und bei der Bewertung von Schäden rund um die Rasenanlagen sehr gefragt. Master-Absolventen gehen auch in die Forschung. „Ein Forschungsschwerpunkt an der Hochschule Osnabrück ist zurzeit der Hybridrasen, der im Fußball-Stadion verwendet wird“, bestätigt Prof. Thieme-Hack. Dieser besteht aus Kunststofffasern und Naturrasen, soll aber in Zukunft noch belastbarer werden.
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MINT-orientiert
Der MINT-orientierte Studiengang wird an der TU Darmstadt seit Anfang Oktober 2017 angeboten. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Damit will die TU Darmstadt die Ausbildung künftiger Lehrer für entsprechende Schulen fördern. Es gibt eine Pflichtveranstaltung mit dem Titel „Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und nachhaltiger Entwicklung“. Im Wahlbereich gibt es dann Veranstaltungen zu „Technikphilosophie“und „Philosophie der Lebenswissenschaften“. Der MINT-orientierte Studiengang mit Fokus auf Technik und Medienbildung wird immer wichtiger, prophezeit Christine Preuß, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung an der Uni.
Freizeitwissenschaft
Der internationale, interdisziplinäre Bachelor-Studiengang „Angewandte Freizeitwissenschaft“wird an der Hochschule Bremen seit 1998 angeboten. Der frühere Diplom-Studiengang erfreut sich großer Beliebtheit. So gibt es pro Jahr 300 bis 400 Bewerber – bei nur 50 Plätzen. Wer „Angewandte Freizeitwissenschaft“studieren möchte, sollte gute Englischkenntnisse mitbringen und ein Vorpraktikum in der Freizeit- oder Tourismusbranche absolviert haben. Das Studium dauert insgesamt sieben Semester, dabei sind ein Auslands- und ein Praxissemester obligatorisch. Ihr Praxissemester absolvieren die Studierenden häufig bei Tourismusveranstaltern, in Freizeitparks, in Kultureinrichtungen oder auch in Wellness-Einrichtungen und Spaßbädern.