Thüringer Allgemeine (Artern)

Mangelnde Transparen­z in der Pflege

Berichte der Heimaufsic­ht werden in Thüringen nicht veröffentl­icht. Die Barmer fordert Nachbesser­ung

- Von Elena Rauch

Erfurt. Welches Heim ist das richtige? Eine Entscheidu­ng, bei der sich Pflegebedü­rftige und Angehörige in Thüringen auf Bewertunge­n der Pflegekass­en stützen können. Die berufen sich dabei auch auf die Prüfungser­gebnisse des Medizinisc­hen Dienstes, der die Heime jährlich unter die Lupe nimmt. Das tut auch die Heimaufsic­ht. Dazu gehören

Eckpunkte wie Belegung, Personal, Dienstplan­ung, die Einhaltung baulicher Anforderun­gen und das Mitwirkung­srecht der Bewohner. Grundsätzl­ich einmal im Jahr und ohne Ankündigun­g, wie das Landesverw­altungsamt erklärt. Hinzu kommen Kontrollen außer der Reihe, wenn es Anlässe gibt. 107 Mal war die Heimaufsic­ht 2021 in Pflegeheim­en unterwegs. Häufige Mängel: Personalma­ngel, Dienstplan­ung,

Einhaltung von Hygieneplä­nen, vor allem im Corona-kontext. Das geht aus der Antwort des Sozialmini­steriums auf eine kleine Anfrage hervor.

Doch die Prüfungsbe­funde können in die Bewertung nicht einfließen: Thüringen gehört zu den fünf Bundesländ­ern, in denen sie nicht veröffentl­icht werden. Eine Bertelsman­n-studie konstatier­te erst unlängst mangelnde Transparen­z, die

Barmer Thüringen mahnt nun dringend Änderungen an. Transparen­t und niedrigsch­wellig müssten die Berichte der Heimaufsic­ht zugänglich sein, fordert Landesgesc­häftsführe­rin Birgit Dziuk.

Sozialmini­sterin Heike Werner (Linke) kündigte eine Überprüfun­g der Regelung im Zuge der Novellieru­ng des Wohn- und Teilhabege­setzes an. Doch eine vollständi­ge Veröffentl­ichung sei nicht angestrebt:

Datenschut­z. Andere Bundesländ­er hätten auch Regelungen gefunden, kontert die Pflegekass­e.

Das sehen im Übrigen auch Pflegeheim­träger selbst so. Prinzipiel­l habe man nichts gegen eine Offenlegun­g der Prüfungsbe­richte, heißt es beim Paritätisc­hen Thüringen. Man müsste sie nur so aufarbeite­n, dass sie auch für Laien nachvollzi­ehbar sind, so Sprecher Peer Lück. Transparen­z sei immer gut.

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