Ausrücken der Feuerwehr ist in Artern Glückssache Alle Garagentore am Gerätehaus sind mangelhaft und könnten Einsätze gefährden
Artern. Bei der Stützpunktfeuerwehr Artern herrscht Gefahr in Verzug. Es gleicht einem Glücksspiel, ob die benötigten Einsatzfahrzeuge in Notfällen tatsächlich aus der Garage des Wehrdepots am Salzdamm ausrücken können. Verantwortlich dafür sind die Rolltore. Ausnahmslos alle. Die in den Toren verbauten Federn könnten jederzeit brechen. Das stellte ein Gutachter im April fest. In der Konsequenz könnten die Tore nicht mehr geöffnet werden. Die Fahrzeuge müssten dann zunächst in der Garage bleiben.
Ein Horrorszenario für eine Stützpunktwehr, die zu Unfällen auf der nicht einmal einen Kilometer entfernten Autobahn A71 ausrückt und 2022 bereits zu rund 60 Einsätzen eilte.
Ein Gutachter stellte den gravierenden Mangel bei der jährlichen Überprüfung fest. „Nach 20 Jahren ist das Materialermüdung, Verschleiß“, sagte Arterns Wehrführer Peter Hauthal. Auf seiner Stirn bilden sich derzeit gleich aus mehrerlei Gründen Sorgenfalten: einmal wegen der Federn, andererseits aber auch wegen drohender Einsatzverzögerungen. Immerhin schreibt das Gesetz eine Hilfsfrist von zehn Minuten vor.
Gedanken macht sich Hauthal überdies wegen des Risikos für die 32 ehrenamtlichen Einsatzkräfte und den Fuhrpark an sich. „Wenn eine Feder bricht, rauscht so ein schweres Tor aus vier Metern Höhe runter auf den Boden“, verdeutlichte er die Dramatik der Situation. Die Folgen für ein Fahrzeug, das zu diesem Zeitpunkt gerade aus der Garage herausfährt, mag sich der Wehrführer am liebsten nicht vorstellen.
Die Problemlösung ist schwieriger als gedacht. „Es gibt keine Ersatzteile
mehr für die Tore, und wir können ein Tor auch nicht als Ersatzteillager für ein anderes nutzen“, betonte Arterns Bauamtsleiterin Antje Große.
Das Unternehmen, von dem die Federn einst bezogen worden, existiere nicht mehr. Die Folge: Es müssen acht neue sogenannte Sektionaltore gekauft werden. Die Stadträte hoben für die grundsätzliche Anschaffung bei der jüngsten Zusammenkunft einstimmig die Hände. Erste Kostenschätzungen belaufen sich auf rund 60.000 Euro.
Tor zur Drehleiter hat sich bereits einmal nicht geöffnet
Als sich unter Stadträten eine Diskussion entspann, die Verwaltung solle zunächst einmal mehrere Angebote für Einzel- und Staffelpreise einholen, obwohl von Anfang durch die Verwaltung der Austausch von acht Toren betont wurde, reichte es Torsten Blümel (Linke) in seiner Funktion als Stadtchef der Salinestadt. „Ich bin dafür verantwortlich, wenn jemand im fünften Stock verbrennt, weil die Tore nicht aufgehen; ich hafte dafür“, erinnerte Blümel seine Stadtvertreter an das Risiko, das Blümel schnellstmöglich loswerden möchte.
Hauthal ist dankbar für das Engagement der Verwaltung. Die Vergangenheit verlangte den Brandschützern nämlich bereits Improvisation bei geschlossen gebliebenen Toren ab. Gerade das Garagentor, hinter dem die Drehleiter steht, öffnete sich vor Wochen einmal nicht, obwohl die Kameraden schnellstens zu einem Brandeinsatz nach Voigtstedt ausrücken mussten.
„Wir haben das Tor dann notdürftig mit einer Stange hochgehievt“, so Wehrführer Peter Hauthal. Das dauere aber und könne kein Dauerzustand sein.