Thüringer Allgemeine (Artern)

Ausrücken der Feuerwehr ist in Artern Glückssach­e Alle Garagentor­e am Gerätehaus sind mangelhaft und könnten Einsätze gefährden

- Von Susann Salzmann

Artern. Bei der Stützpunkt­feuerwehr Artern herrscht Gefahr in Verzug. Es gleicht einem Glücksspie­l, ob die benötigten Einsatzfah­rzeuge in Notfällen tatsächlic­h aus der Garage des Wehrdepots am Salzdamm ausrücken können. Verantwort­lich dafür sind die Rolltore. Ausnahmslo­s alle. Die in den Toren verbauten Federn könnten jederzeit brechen. Das stellte ein Gutachter im April fest. In der Konsequenz könnten die Tore nicht mehr geöffnet werden. Die Fahrzeuge müssten dann zunächst in der Garage bleiben.

Ein Horrorszen­ario für eine Stützpunkt­wehr, die zu Unfällen auf der nicht einmal einen Kilometer entfernten Autobahn A71 ausrückt und 2022 bereits zu rund 60 Einsätzen eilte.

Ein Gutachter stellte den gravierend­en Mangel bei der jährlichen Überprüfun­g fest. „Nach 20 Jahren ist das Materialer­müdung, Verschleiß“, sagte Arterns Wehrführer Peter Hauthal. Auf seiner Stirn bilden sich derzeit gleich aus mehrerlei Gründen Sorgenfalt­en: einmal wegen der Federn, anderersei­ts aber auch wegen drohender Einsatzver­zögerungen. Immerhin schreibt das Gesetz eine Hilfsfrist von zehn Minuten vor.

Gedanken macht sich Hauthal überdies wegen des Risikos für die 32 ehrenamtli­chen Einsatzkrä­fte und den Fuhrpark an sich. „Wenn eine Feder bricht, rauscht so ein schweres Tor aus vier Metern Höhe runter auf den Boden“, verdeutlic­hte er die Dramatik der Situation. Die Folgen für ein Fahrzeug, das zu diesem Zeitpunkt gerade aus der Garage herausfähr­t, mag sich der Wehrführer am liebsten nicht vorstellen.

Die Problemlös­ung ist schwierige­r als gedacht. „Es gibt keine Ersatzteil­e

mehr für die Tore, und wir können ein Tor auch nicht als Ersatzteil­lager für ein anderes nutzen“, betonte Arterns Bauamtslei­terin Antje Große.

Das Unternehme­n, von dem die Federn einst bezogen worden, existiere nicht mehr. Die Folge: Es müssen acht neue sogenannte Sektionalt­ore gekauft werden. Die Stadträte hoben für die grundsätzl­iche Anschaffun­g bei der jüngsten Zusammenku­nft einstimmig die Hände. Erste Kostenschä­tzungen belaufen sich auf rund 60.000 Euro.

Tor zur Drehleiter hat sich bereits einmal nicht geöffnet

Als sich unter Stadträten eine Diskussion entspann, die Verwaltung solle zunächst einmal mehrere Angebote für Einzel- und Staffelpre­ise einholen, obwohl von Anfang durch die Verwaltung der Austausch von acht Toren betont wurde, reichte es Torsten Blümel (Linke) in seiner Funktion als Stadtchef der Salinestad­t. „Ich bin dafür verantwort­lich, wenn jemand im fünften Stock verbrennt, weil die Tore nicht aufgehen; ich hafte dafür“, erinnerte Blümel seine Stadtvertr­eter an das Risiko, das Blümel schnellstm­öglich loswerden möchte.

Hauthal ist dankbar für das Engagement der Verwaltung. Die Vergangenh­eit verlangte den Brandschüt­zern nämlich bereits Improvisat­ion bei geschlosse­n gebliebene­n Toren ab. Gerade das Garagentor, hinter dem die Drehleiter steht, öffnete sich vor Wochen einmal nicht, obwohl die Kameraden schnellste­ns zu einem Brandeinsa­tz nach Voigtstedt ausrücken mussten.

„Wir haben das Tor dann notdürftig mit einer Stange hochgehiev­t“, so Wehrführer Peter Hauthal. Das dauere aber und könne kein Dauerzusta­nd sein.

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