Artern sperrt sich gegen Wucherpreise
Stadträte lehnen mehrheitlich hohe Gebühren für Friedhöfe in der Landgemeinde ab
Artern. Um es gleich vorwegzunehmen: Ohne Einwände diskutierte der Stadtrat in Artern auch diesmal nicht über die Friedhofsgebühren. In der unendlichen Geschichte stellten sich die Stadträte erneut mehrheitlich gegen die Empfehlung ihrer Verwaltung. Und das, obwohl sie die Vergangenheit eines Besseren belehrt haben müsste. Zuletzt monierte die Rechtsaufsicht des Kreises die zu gering angesetzten Gebühren.
Während die grundlegende Friedhofssatzung für die fünf Ortsteilfriedhöfe in Artern, Heygendorf, Schaafsdorf, Voigtstedt und Schönfeld mit der Gegenstimme von Bernd Reiber (SPD) durchgewunken wurde, entzündete sich die Diskussion wieder einmal an der Gebührenkalkulation. Die Gretchenfrage während des Großteils der Debatte: Wie teuer darf’s denn sein?
Nicht überteuert, meinten diverse Stadtvertreter aus den Reihen von CDU/SPD sowie der Parteiunabhängigen Bürger (PU). Nach der Verschmelzung der Gemeinden Voigtstedt, Schönfeld, Heygendorf mit Artern zur Landgemeinde sollte eine einheitliche Satzung her. Gebühren
wurden neu kalkuliert. Und die sind häufig ein Vielfaches von dem bisher Verlangten. Umso emotionaler wurde auch diesmal um die künftigen Gebühren gesprochen.
Stadtrat Karl-heinz Weinreich aus Heygendorf (Fraktion Sport) warb vor dem Votum für eine Herabsetzung der Beiträge für die Benutzung der Trauerhallen auf pauschal 100 Euro. Vorgesehen sind laut künftiger Kalkulation der Verwaltung 220 Euro. Bisher müssen Nutzer der Trauerhalle Heygendorf zehn Euro bezahlen. In Artern und Voigtstedt müssten Nutzer der Trauerhalle nach Kalkulation der Verwaltung 250 Euro zahlen.
Zu viel, wie mehrere Stadtvertreter empfanden. Abgeordnete wie
Weinreich und Dorit Klug (ebenfalls Fraktion Sport) befürchteten, dass Trauernde bei derartigen Kosten noch größeren Abstand von der Nutzung der vorhandenen Trauerhallen nehmen und so noch weniger Geld für den Erhalt im Stadtsäckl landet. Nur auf Wirtschaftlichkeit bei diesem sensiblen Thema zu achten, hielt Dorit Klug für unangebracht. Dirk Gonschorek (PU) sprach sich ebenfalls für eine Deckelung der Trauerhallen-nutzungsentgelte auf 100 Euro und für eine Kostenabdeckung durch Gebühren von 80 Prozent aus.
Beide Anträge wurden von der Mehrheit der Stadträte mitgetragen. Für die Absenkung der Gebühren auf 80 Prozent sprachen sich neun Abgeordnete aus; sieben stimmten dagegen und drei enthielten sich der Stimme. Für die Kostendeckelung bei den Trauerhallen stimmten 15 Stadtvertreter; zwei Vertreter stimmten dagegen; zwei enthielten sich.
Bürgermeister Torsten Blümel (Linke) sieht nun erneut Monierungsbedarf durch die Kommunalaufsicht, vor allem weil die Stadträte für eine gleichzeitige Absenkung der Gebühren und Trauerhallenentgelte votierten. Das Inkrafttreten der Gebührensatzung würde so weiter verzögert.
Einer, der im Stadtrats-gremium nicht abstimmen durfte, sich aber sehr wohl Luft machte, war Tobias Helm, seines Zeichens Ortschaftsbürgermeister in Schönfeld. Dort warteten die Einwohner sehnsüchtig auf eine gültige Satzung mit der Möglichkeit der „grünen Wiese“.