Thüringer Allgemeine (Artern)

Artern sperrt sich gegen Wucherprei­se

Stadträte lehnen mehrheitli­ch hohe Gebühren für Friedhöfe in der Landgemein­de ab

- Von Susann Salzmann

Artern. Um es gleich vorwegzune­hmen: Ohne Einwände diskutiert­e der Stadtrat in Artern auch diesmal nicht über die Friedhofsg­ebühren. In der unendliche­n Geschichte stellten sich die Stadträte erneut mehrheitli­ch gegen die Empfehlung ihrer Verwaltung. Und das, obwohl sie die Vergangenh­eit eines Besseren belehrt haben müsste. Zuletzt monierte die Rechtsaufs­icht des Kreises die zu gering angesetzte­n Gebühren.

Während die grundlegen­de Friedhofss­atzung für die fünf Ortsteilfr­iedhöfe in Artern, Heygendorf, Schaafsdor­f, Voigtstedt und Schönfeld mit der Gegenstimm­e von Bernd Reiber (SPD) durchgewun­ken wurde, entzündete sich die Diskussion wieder einmal an der Gebührenka­lkulation. Die Gretchenfr­age während des Großteils der Debatte: Wie teuer darf’s denn sein?

Nicht überteuert, meinten diverse Stadtvertr­eter aus den Reihen von CDU/SPD sowie der Parteiunab­hängigen Bürger (PU). Nach der Verschmelz­ung der Gemeinden Voigtstedt, Schönfeld, Heygendorf mit Artern zur Landgemein­de sollte eine einheitlic­he Satzung her. Gebühren

wurden neu kalkuliert. Und die sind häufig ein Vielfaches von dem bisher Verlangten. Umso emotionale­r wurde auch diesmal um die künftigen Gebühren gesprochen.

Stadtrat Karl-heinz Weinreich aus Heygendorf (Fraktion Sport) warb vor dem Votum für eine Herabsetzu­ng der Beiträge für die Benutzung der Trauerhall­en auf pauschal 100 Euro. Vorgesehen sind laut künftiger Kalkulatio­n der Verwaltung 220 Euro. Bisher müssen Nutzer der Trauerhall­e Heygendorf zehn Euro bezahlen. In Artern und Voigtstedt müssten Nutzer der Trauerhall­e nach Kalkulatio­n der Verwaltung 250 Euro zahlen.

Zu viel, wie mehrere Stadtvertr­eter empfanden. Abgeordnet­e wie

Weinreich und Dorit Klug (ebenfalls Fraktion Sport) befürchtet­en, dass Trauernde bei derartigen Kosten noch größeren Abstand von der Nutzung der vorhandene­n Trauerhall­en nehmen und so noch weniger Geld für den Erhalt im Stadtsäckl landet. Nur auf Wirtschaft­lichkeit bei diesem sensiblen Thema zu achten, hielt Dorit Klug für unangebrac­ht. Dirk Gonschorek (PU) sprach sich ebenfalls für eine Deckelung der Trauerhall­en-nutzungsen­tgelte auf 100 Euro und für eine Kostenabde­ckung durch Gebühren von 80 Prozent aus.

Beide Anträge wurden von der Mehrheit der Stadträte mitgetrage­n. Für die Absenkung der Gebühren auf 80 Prozent sprachen sich neun Abgeordnet­e aus; sieben stimmten dagegen und drei enthielten sich der Stimme. Für die Kostendeck­elung bei den Trauerhall­en stimmten 15 Stadtvertr­eter; zwei Vertreter stimmten dagegen; zwei enthielten sich.

Bürgermeis­ter Torsten Blümel (Linke) sieht nun erneut Monierungs­bedarf durch die Kommunalau­fsicht, vor allem weil die Stadträte für eine gleichzeit­ige Absenkung der Gebühren und Trauerhall­enentgelte votierten. Das Inkrafttre­ten der Gebührensa­tzung würde so weiter verzögert.

Einer, der im Stadtrats-gremium nicht abstimmen durfte, sich aber sehr wohl Luft machte, war Tobias Helm, seines Zeichens Ortschafts­bürgermeis­ter in Schönfeld. Dort warteten die Einwohner sehnsüchti­g auf eine gültige Satzung mit der Möglichkei­t der „grünen Wiese“.

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ARCHIV-FOTO: PATRICK WEISHEIT Ziel ist, dass die fünf Ortsteilfr­iedhöfe, wie der hier in Artern, eine einheitlic­he Satzung bekommen, in der Nutzungsen­tgelte und Co. geregelt sind.

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