Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Eine tierische Wohngemeinschaft: Die Unstrut-Lamas in Herbsleben
Auf 3000 Quadratmeter Gartenland bietet Familie Kroll tiergestützte Therapie an
Herbsleben. Es ist ein schmaler und verschlungener Weg, der am Ortsende von Herbsleben zur tierischen Männer-Wohngemeinschaft führt. Vorbei an Häusern und Spargelfeldern leben auf einem umzäunten Gartengrundstück Max, Cäsar, Pasco und Oskar – genannt die Unstrut-Lamas.
Ganz allein verbringen die vier Tiere dort aber nicht ihre Zeit, die Lamas leben mit ihren Haltern in Herbsleben. Zur Familie Kroll gehören Peter, Elfi und Alina sowie Hündin Asta.
Angefangen habe alles vor knapp neun Jahren, erzählt Lama-Papa Peter Kroll schmunzelnd: „Unser Gartengrundstück liegt an einer Hanglage, dort wächst nichts außer Gras, und dafür suchte ich einen emissionsfreien Rasenmäher.“
Statt des angedachten Schafs wurde 2008 – über einige Umwege per Internetkontakt – Lama Max angeschafft. Noch im selben Jahr erhielt Max im Gehege einen Mitbewohner namens Cäsar. Auch aus tierschutzrechtlichen Gründen war es damals sinnvoll, zwei Lamas statt eines Tieres zu halten, erzählt Peter.
Lama Nummer drei folgte im Jahr 2009. „Kümmerling“Pasco von einem Halter aus Osnabrück päppelte Familie Kroll wieder auf. „Dann hatten wir drei Lamas, und zum Rasenmähen war das erst mal genug“, erinnert sich die Familie.
Die Rechnung mit dem ökologischen Rasenmähen ging jedoch nicht ganz auf: „Wo Lamas hinkacken, da fressen sie nicht mehr“. Ergo musste der Rasen wieder von Menschenhand gestutzt und die Tiere mussten beschäftigt werden.
Die Krolls begannen mit ihren Tieren Gassi zu gehen und zogen dabei die Blicke auf sich. Bis zur ersten Nachfrage dauerte es nicht lang, und die Lamas wurden anfangs für Kindergeburtstagsfeien und Wandertouren gebucht. Neben den Familienfesten wurden die Tiere im Laufe der Zeit für immer mehr Veranstaltungen gebucht: ob zu Kräuterwanderungen, auf Weihnachtsmärkten oder zu Seminaren für tiergestützte Therapien.
„Die Tiere haben einen eigenen Willen, sind sehr behutsam und neugierig“, erklärt Alina Kroll, „sie sind nicht vergleichbar mit Pferden“.
Die Nachfrage der Tiere ermöglichte der Familie später, ein zweites Standbein aufzubauen. Beispielsweise bildete sich Alina ▶ Kroll für die therapeutischen Angebote zur Burn-Out-Beraterin weiter – auch Haushündin Asta legte eine Prüfung zum therapeutischen Einsatz ab.
Der neueste Lama-Familiennachwuchs mit Namen Oskar fand vor zwei Jahren den Weg zur Familie. Die beiden jüngsten Zugänge unterscheiden sich von ihren älteren Mitbewohnern auch durch die Körpergröße: Sie sind wesentlich kleiner. „Die Tiere sind genügsam“, erklärt Alina Kroll. Als Wiederkäuer begnügt sich die Kamelart mit Gras im Sommer sowie Heu und Stroh in den Wintermonaten.
Gehalten werden die Tiere auf dem Gartengrundstück. Unter einem Unterstand und in den Offenställen finden sie Rückzugsort und Freiraum, denn sie sind ganzjährig draußen. „Der Garten ist schon lange im Familienbesitz der Großeltern“, sagt Elfi. Von dem Ort gehe eine besondere Anziehungskraft aus: Er beruhigt die Seele und reflektiert die Arbeit mit den Tieren.
Nicht nur Schüler besuchen regelmäßig den vom Thüringer Schulportal prämierten „außerschulischen Lernort“, sondern auch Kita-Gruppen, Familien, Wanderer, Vereine, Seniorentreffs, Menschen mit Behinderung und Führungskräfte. „Mittlerweile haben wir schon unsere Stammgäste“, freut sich Peter.
Alle Besucher können während des Aufenthalts die Natur um Herbsleben und die vorbeifließende Unstrut beim Lamabesuch erleben. Die Nähe zum Fluss trug auch zur Namensgebung der „Unstrut-Lamas“bei, erklärt die Familie.
Mittlerweile haben die Lamas schon Stammgäste