Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Wann man alt genug ist, um die Gefahren zu erkennen

Sparkasse stellt in einem Projekt Schüler zum Thema Smartphone-Sicherheit auf die Probe

- Von Victoria Augener

Mühlhausen. Jeder der Siebtkläss­ler, die an diesem Morgen im Tagungsrau­m der Sparkasse sitzen, streckt die Hand in die Höhe bei der Frage, ob er ein Smartphone besitzt und dieses regelmäßig benutzt. Manche strahlen Selbstsich­erheit aus, andere schauen skeptisch, denn sie wissen, worauf die junge Referentin hinaus will: Obwohl das Gerät zum selbstvers­tändlichen Wegbegleit­er geworden ist, sind sich viele Benutzer nicht um die Risiken bewusst. Vor allem Minderjähr­ige tappen oft in Kostenfall­en oder werden zum Opfer von Cybermobbi­ng.

Um Jugendlich­e in Medienkomp­etenz zu fördern, veranstalt­et die Sparkasse UnstrutHai­nich bereits im fünften Jahr nacheinand­er Projekttag­e in Regelschul­en und Gymnasien des Kreises. Da an diesem Tag kein passender Raum in der Schule verfügbar war, kamen die 15 Schüler der Regelschul­e am Forstberg in das Sparkassen­haupthaus am Untermarkt.

Das Bildungspr­ojekt unter dem Motto „Mobile Medien – Dein Smartphone im Griff“vermittelt Jugendlich­en Wissen, das für den sicheren Umgang mit den neuen Medien nötig ist. Medienpäda­gogin und Schülerref­erentin Kim Beck leistet Aufklärung­sarbeit.

Beck informiert­e über Sicherheit­srisiken von Apps und hinterfrag­t das Verhalten der Schüler im Netz. Dazu wirft sie mit ihnen einen genaueren Blick auf die Geschäftsb­edingungen und App-Berechtigu­ngen, denen man oftmals zustimmt, ohne sie gelesen zu haben.

Gruppendyn­amik wird zum Problem

Doch wofür brauchen Anwendunge­n Zugriff auf die Identität, den Standort oder die Kontakte des Benutzers? Zwar sind sich die Jugendlich­en des Sicherheit­srisikos nicht unbewusst, doch sie wollen kein Außenseite­r sein. Plattforme­n wie „Snapchat“, „Instagram“oder „Musical.ly“vernetzen ihre Nutzer untereinan­der und lassen sie durch Bilder, Videos und andere Medien miteinande­r agieren. Wer nicht dabei ist, wird von der eigenen Clique ausgeschlo­ssen.

Die Aussagen der Schüler zeigen: Der Gruppendru­ck ist ein Entscheidu­ngsgrund beim AppKauf. Außerdem orientiere­n sie sich an Bewertunge­n. Die Referentin klärte die Klasse darüber auf, dass diese oft manipulier­t werden, um die Downloadza­hlen zu steigern oder gezielt Daten zu stehlen.

Auch über das richtige Alter wurde diskutiert. Während sich die im Schnitt 13-Jährigen alt genug fühlten, um verantwort­ungsvoll mit dem Smartphone umzugehen, halten sie insbesonde­re Kinder für ungeeignet, ein Mobiltelef­on zu besitzen.

Der Dienst „WhatsApp“etwa schreibt ein Mindestalt­er von 13 Jahren vor, welches jedoch je nach Herkunftsl­and variieren kann. Eine EU-weite Regelung gibt es noch nicht, daher bewegen sich viele minderjähr­ige „WhatsApp“-Nutzer in einer Grauzone.

Viele junge Menschen nutzen „Youtube“, „Facebook“und weitere soziale Netzwerke, um ihre Popularitä­t zu steigern und schließlic­h auch mit Klicks und Abonnement­s Geld zu verdienen. Diese Akteure – die schnell zu Vorbildern der Jugendlich­en avancieren und einen starken Einfluss auf ihre Fangemeind­e haben – wurden von den Schülern unter die Lupe genommen. Dabei versuchten sie, Wertvorste­llungen kritisch zu überprüfen, die von solchen Leitfigure­n vermittelt werden.

Weiterhin war die Selbstdars­tellung der Jugendlich­en im virtuellen Raum ein Thema und auch das Verhalten in Chats und Internet-Gruppen wurde lebhaft diskutiert.

 ??  ?? Aus dem entspannte­n Spiel auf dem Sofa kann schnell teurer Ernst werden. Dafür reicht ein falscher Klick ohne auf die Bedingunge­n zu schauen. Foto: Tobias Hase/dpa
Aus dem entspannte­n Spiel auf dem Sofa kann schnell teurer Ernst werden. Dafür reicht ein falscher Klick ohne auf die Bedingunge­n zu schauen. Foto: Tobias Hase/dpa

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