Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Zollrazzia bei Hobby-Feuerwerker
20-Jähriger soll Chemikalien im Internet bestellt haben. LKA-Sprengstoffexperten heben illegales Labor in Schmalkalden aus
Erfurt. Nach dem morgendlichen Klingeln erlebte ein 20-Jähriger im südthüringischen Schmalkalden eine böse Überraschung. Schwer bewaffnete Zöllner begehrten am Dienstag bei ihm Einlass. Der Jugendliche steht im Verdacht, illegal mit Sprengstoff hantiert zu haben.
Bei ihrer Razzia konnten die Fahnder eine illegale Werkstatt für Feuerwerkskörper ausheben. Sie entdeckten Chemikalien zur Herstellung von sechs Kilo Schwarzpulver, sagte gestern eine Sprecherin des Zollfahndungsamtes in Dresden.
Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes in Erfurt und von der Bundespolizei im sächsischen Pirna mussten die Substanzen aus dem illegalen Labor bergen. Neben den Chemikalien wurden auch bereits fertige sogenannte Kugelbomben und weitere halbfertige Feuerwerkskörper sichergestellt und abtransportiert. Die Experten seien überrascht von dem sauberen und professionell eingerichteten Labor gewesen, erklärte die Sprecherin.
Auf die Spur des 20-Jährigen kamen die Zollfahnder bei Ermittlungen gegen eine Internetplattform, über welche die Substanzen erworben werden konnten. Auch der Verdächtige soll zum Kundenkreis des in Europa ansässigen Lieferservices gehört haben und durch mehrere Bestellungen aufgefallen sein.
Der junge Mann besaß laut Zollfahndung weder ein Zulassung für die Lagerung noch für den Besitz oder den Bau seiner Knallkörper. Gegen ihn wird nun wegen der Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt.
Allein zwischen Oktober und Dezember des Vorjahres stellten die Dresdner Zollfahnder in Sachsen und Thüringen etwa ein Tonne illegaler Feuerwerkskörper sicher. Zumeist waren diese per Internethandel bestellt und über die Post angeliefert worden, erklärte die Behördensprecherin.
Im Vorjahr leiteten die Dresdner Zollfahnder 171 Verfahren wegen illegaler Waffen- oder Sprengstofflieferungen ein. Im Jahr zuvor waren es 72 Verfahren. Die Steigerung erklärte die Sprecherin mit den Ermittlungen gegen die Internetplattform.