Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Seebacher Turmfalken bekommen ihren ersten Ring
Die zwei Wochen alten Jungvögel hausen im Turm der Johanniskirche. Fünf Tiere waren geschlüpft
Seebach. Joachim Blank greift beherzt in den Korb und legt den Vogel behutsam in die Hände von Junior-Ranger Amon Baczinski. Seit zwei Jahren ist der nun 10-Jährige schon bei dem bundesweiten Programm dabei, das Kindern und Jugendlichen die Arbeit von Rangern in Naturflächen wie dem Nationalpark Hainich näher bringt.
Noch zwei weitere junge Ranger und ein Elternteil sind dabei, um das Beringen der Turmfalken zu verfolgen. Auch Tierpflegerin Juliane Ballmer und HansMartin Menge, Bürgermeister von Weinbergen und Mitglied des Vereins der Freunde der Vogelschutzwarte, sind in diesem Donnerstagabend anwesend, um die Prozedur zu begleiten.
Joachim Blank ist Diplombiologe und als Beringer im und um den Hainich tätig. Während er dem Vogel den Ring anlegt, hält Amon den jungen Falken fest in beiden Händen. Der Schüler stellt Fragen und zeigt sein ornithologisches Fachwissen.
Auch beim Wiegen des Jungvogels assistiert er, legt ihn vorsichtig in einen Stoffbeutel, befestigt daran die Hängewaage und liest den Wert ab. 197 Gramm hat der erste Falke – der kleinste von insgesamt fünf Jungen, die gerade im Turm der Johanniskirche ansässig sind. Ein weiterer war zu schwach und wurde zur Nahrungsreserve seiner Geschwister. „Sie sehen alle zufrieden und satt aus“, sagt Joachim Blank mit einem Blick in den Korb und verweist auf den gefüllten Kropf des Jungvogels in den Händen des Junior-Rangers. Auch die Flügelspannweite von 68 Millimeter ist passabel, so dass der mit Flaum bedeckte Turmfalke wieder in den Korb gesetzt werden kann. „So, wie er drin liegt, hat er bestimmt Angst“, mutmaßt Menge von dem schief dreinschauenden Vogel, doch Blank entgegnet „Nein, der ist ganz lässig.“
Der piepsige Protest der Jungvögel verklingt schnell und die Junior-Ranger zeigen keine Scheu im Umgang mit den Kleinen. In erster Linie seien die Jungfalken natürlich weich anzufassen, andererseits lernen die Schüler so auch abseits des Unterrichts Wertvolles über die Pflege heimischer Tiere. Die Vogelberingung ist eine Standardmethode der Ornithologie und gibt Aufschluss über die Biologie wildlebender Vögel wie etwa ihr Zug- und Brutverhalten und kann einen etwaigen Bestandsrückgang erklären. Beim Fund eines beringten Vogels sollten Finder die Identifizierungsdaten umgehend der Beringungszentrale auf Hiddensee mitteilen.