Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
„Gertrud“, der kochende Tischtennis-Trainer
Jürgen Merkert gehört zum Inventar des TTZ Sponeta in Erfurt und sorgt dort auch für Gaumenfreuden
sei, antwortete mein angeheiterter Kumpel nur nuschelnd ‚na Gertrud‘. Da schmiss sie ihn raus. Später bin ich dann hingegangen und habe alles aufgeklärt“. So also wurde aus Jürgen Gertrud.
Doch Merkert grämte sich nicht ob des ungewollten Spitznamens, im Gegenteil, er kultivierte ihn über die Jahre bis hin zur Kunstfigur. Bei einem Turnier spielte er einmal sogar als Gertrud in der Damenmannschaft mit. Die Moderation übernahm er aufgetakelt als alte Dame mit Perücke, Seniorinnenoutfit und ausgestopfter Oberweite. „Zur gegnerischen Herrenmannschaft sagte ich dann: Ihr könnt euch hochschlafen, aber ihr müsst bei mir anfangen“, erinnert sich Merkert.
Humor beweisen er und seine TTZ-Kameraden auch beim Faschingsturnier, welches er organisiert und bei dem alle Sportler verkleidet an die Platte treten und mit Schlägern ohne Belag spielen. „Das kann in einem Hummelkostüm schon sehr lustig aussehen…“, sagt er.
Jürgen Merkert fehlt bei keinem Anlass. Schon deshalb, weil er als gelernter Koch oft die Verpflegung übernimmt. Inzwischen sind seine selbst gemachten Klopse, Gehacktessemmeln und Würstchen, die er am Spielfeldrand verkauft oder seinem warmen Büffet bei der Weihnachtsfeier beifügt, legendär. „Die sogenannte Gertrud-Bulette ist schon zu einer eigenen Marke geworden“, sagt Juliane Dorf, die im TTZ für die Öffentlichkeitsarbeit da ist und Merkert – im Einvernehmen aller Freizeitsportler – vorgeschlagen hat. Zuletzt hatte er anlässlich seines Sechzigsten im April mit allen Spezialitäten aufgetafelt.
Abseits von Training und Wettkämpfen legt Jürgen Merkert auch Wert auf gemeinsame Freizeitunternehmungen und den Zusammenhalt der Truppe. „Ein Tagesausflug auf die Wartburg, mit dem Bus nach Leipzig, einmal haben wir einer jungen Kameradin beim Umzug geholfen – das ist mir schon wichtig“, sagt er. „Trotz unserer vielen Mitglieder geht es familiär bei uns zu. Und ich mag den anständigen Stil, der im Tischtennis zwischen den Sportlern herrscht“.
Zuhause freuen sich Merkerts Freundin und seine drei Kinder über den rührigen Partner und Papa, schätzen aber auch dessen kulinarischen Fertigkeiten. Das Interview ist fast beendet, da fällt Jürgen Merkert noch eine weitere Anekdote ein: „Wir besuchten mal im Berliner Admiralspalast eine Vorstellung des Comedians Ralf Schmitz. Und ausgerechnet mich holt er auf die Bühne. Als er mich nach meinem Namen fragte, sagte ich wie aus der Pistole geschossen: Gertrud“.