Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Drogenkontrolle für Gefängnisbesucher
Gefangenengewerkschaft beschwert sich über Besuchsverbot bei Rauschgiftverdacht
Erfurt. Thüringens Gefängnisse haben ein Drogenproblem. Daraus macht Thüringens Justizminister Dieter Lauinger (Grüne) seit Längerem keinen Hehl. So galten im März des Vorjahres 483 Häftlinge als drogenabhängig. Weitere 474 waren wegen Suchtmittelmissbrauchs wie beispielsweise Alkohol aufgefallen. Damit hatten knapp die Hälfte aller Thüringer der Gefangenen ein Suchtproblem.
Das konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben. Laut Justizministerium wird regelmäßig in den Hafträumen neben verbotenen Handys auch nach Drogen und Alkohol gesucht. Denn all diese Dinge sind hinter Gittern verboten. Für die Suche setzt die Justiz seit einiger Zeit auch zwei eigens dafür ausgebildete Spürhunde ein, um so die Polizei zu entlasten. Zudem wurden im Vorjahr 125 000 Euro für die Unterstützung externer Suchhilfeberater ausgegeben.
Auch mit strengeren Zugangskontrollen beispielsweise für Besuche reagierten inzwischen die Gefängnisse auf die Drogenschwemme. Bei Bedarf werden sogar die Spürhunde eingesetzt, um Besucher zu überprüfen, damit kein Rauschgift für die Häftlinge eingeschmuggelt werden kann.
Eine dieser Kontrollen eskalierte laut der in Jena ansässigen Gefangengengewerkschaft zu Monatsbeginn im Gefängnis Suhl-Goldlauter. Laut einer dieser Zeitung vorliegenden Stellungnahme soll bei der Verlobten eines Untersuchungsgefangenen der Drogenspürhund angeschlagen haben. In Verdacht gerieten die Schuhe der Mutter von zwei kleinen Kindern. Auch eine gründliche Durchsuchung der Frau soll kein Rauschgift zutage gefördert haben.
Der Sicherheitsbeamte des Gefängnisses soll den geplanten Besuch trotzdem abgebrochen haben. Die Gefangengengewerkschaft spricht davon, dass die Frau bedroht worden sein soll, um zuzugeben, dass sie Drogen einschmuggeln wollte.
Das Thüringer Justizministerium weist diesen Vorwurf energisch zurück. Weil der Rauschgiftspürhund angeschlagen habe, sei davon auszugehen, dass die Besucherin Kontakt mit Drogen hatte, heißt es in einer Stellungnahme.
Sowohl die Rauschgiftspürhunde als auch ihre Führer seien laut Ministerium sehr gut ausgebildet und es gebe keinen Grund, ihre Reaktionen in Zweifel zu ziehen. Im genannten Fall konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Besucherin Drogen bei sich führte. Zudem soll der betroffene Gefangene „offensichtlich ein Drogenproblem“haben, so dass die Haftanstalt zu besonderer Vorsicht verpflichtet gewesen sei, heißt es weiter.