Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Tierarzt-Protokoll widerspric­ht Adib-Version zur Situation im Stall

Interne Liste der Verstöße in der Schweinezu­chtanlage am Ascharaer Kreuz wirft Fragen auf

- Von Friedemann Knoblich

Aschara. Das Protokoll zur Kontrolle des Veterinära­mtes in der Adib-Schweinezu­chtanlage am Ascharaer Kreuz widerspric­ht in wesentlich­en Punkten der Darstellun­g des Unternehme­ns zur Situation vor Ort. Am Dienstag sagte Adib-Sprecher Uwe Kohrs, dass das Kernproble­m in dem Stall die Hygiene sei. Es gebe eine Keimbelast­ung, von der vor allem die Ferkel betroffen seien. Daher werde die Anlage vorübergeh­end geschlosse­n und komplett desinfizie­rt (unsere Zeitung, 29. Juni).

Das interne Protokoll der Tierärzte vom Montag dieser Woche, das unserer Redaktion vorliegt, ergibt ein anderes Bild. Dort werden auch Verstöße aufgeführt, die eher auf Vernachläs­sigung hinweisen, weniger auf Hygienepro­bleme.

Demnach waren „ganze Gruppen von Mastläufer­n hochgradig unterernäh­rt, zum Teil war kein Futter in den Automaten, viele Tiere waren an Durchfall erkrankt.“Weiter wird kritisiert, dass kranke Tiere nicht behandelt worden seien, im so genannten Deckzentru­m habe bei einem Teil der Tiere Beschäftig­ungsmateri­al gefehlt, mit dem die Tiere ihrem Erkundsver­halten nachkommen können. Im Warteberei­ch habe etwa ein Drittel der Sauen Verhaltens­störungen gezeigt. Genannt wird das Leerkauen, also Maulbewegu­ngen ohne Futter. Im Deckzentru­m für Jungsauen seien darüber hinaus zwei Altsauen in zu engen Kastenstän­den untergebra­cht gewesen und hätten sich dort auch nicht in einen Nachbarsta­nd strecken können. In einem Punkt registrier­ten die Tierärzte des Landratsam­tes Unstrut-Hainich eine Verbesseru­ng der Hygiene. Das sei im Sauenberei­ch der Fall gewesen, dort gebe es auch Krankenbuc­hten. Dennoch sei ein hochgradig lahmes Tier nicht ausreichen­d behandelt worden, so das Protokoll.

Adib-Sprecher bleibt bei seiner Darstellun­g

Auf die offensicht­lichen Diskrepanz­en zwischen der amtlichen Darstellun­g und der Adib-Version angesproch­en, sagte AdibSprech­er Uwe Kohrs am Donnerstag, dass er bei seinen Aussagen vom Vortag bleibe. Er zeigte sich verwundert, dass das Amt nun Dinge bemängelt, die vor einigen Wochen als behoben galten. Immerhin sei der Weiterbetr­ieb der Anlage nach der vorletzten Begehung genehmigt worden.

„Die Darstellun­g ändert nichts daran, dass wir einen Strich drunter machen müssen. Es ist höchste Zeit, Tabula rasa zu machen. Die unterschie­dlichen Interpreta­tionen der Situation sollten beendet werden. Alles andere bringt nichts“, so Uwe Kohrs.

 ??  ?? Diese Aufnahme liegt dem Tierarzt-Protokoll bei. Es zeigt Ferkel in der Zuchtanlag­e am Ascharaer Kreuz. Die Tiere sind abgemagert, die Futterstel­len leer. Foto: Veterinära­mt
Diese Aufnahme liegt dem Tierarzt-Protokoll bei. Es zeigt Ferkel in der Zuchtanlag­e am Ascharaer Kreuz. Die Tiere sind abgemagert, die Futterstel­len leer. Foto: Veterinära­mt

Newspapers in German

Newspapers from Germany