Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Stabiler Weg und weniger Kosten statt „mafiöser Zustände“
Arbeiten hinter dem Edelhof sorgen für Unmut in Mittelsömmern. Verwaltungsgemeinschaft stärkt Ortschef den Rücken
Mittelsömmern. Wurde in Mittelsömmern eine Zufahrt zu einem Haus auf Gemeindekosten gebaut? Wurde eine Scheune nahe des alten Konsums vor Jahren auf Anordnung des Bürgermeisters abgerissen – ohne behördliche Genehmigung? Dient der neue Partkettboden im Saal des Edelhofs tatsächlich nur dem örtlichen Karnevalsverein, dessen Vorsitzender der Bürgermeister ist?
Es sind Fragen und Gerüchte wie diese, welche seit einiger Zeit in dem kleinen Ort am Horn die Runde machen. Einwohner der Gemeinde wandten sich an unsere Zeitung. In Mittelsömmern würden „mafiöse Zustände“herrschen, der Bürgermeister nicht sauber arbeiten, so die Vorwürfe. In der jüngsten Gemeinderatssitzung musste sich der ehrenamtliche Ortschef Lutz Kalmus (parteilos) erklären.
Der jüngste Anlass für derartige Diskussionen ist auf der Grünfläche hinter dem Edelhof zu finden. Der sogenannte Schenksgarten dient als hintere Zufahrt zu dem Veranstaltungsgebäude – und führt weiter zu einem einzelnen Privathaus. Im Mai verlegte Lutz Kalmus mit der Hilfe des Hauseigentümers Split und Rasensteine, um die Zufahrt zu befestigen. Der Vorwurf: Der Bürgermeister habe dem Hausbesitzer auf Steuerkosten die Zufahrt saniert. „Der Weg zum Edelhof wird von Bands und bei Veranstaltungen genutzt, war aber nicht mehr fahrstabil. Ein Wagen ist im Frühjahr fast in den Edelhof gerutscht“, berichtet Lutz Kalmus.
Thomas Frey, Chef der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Bad Tennstedt, springt dem Bürgermeister bei. „Es handelt sich um eine normale Straßenunterhaltung. Die Maßnahme wurde im Gemeinderat besprochen und ist im Haushalt eingeplant.“Tatsächlich wären die Kosten höher gewesen. Aber Lutz Kalmus habe über eine Bekannte die Rasensteine „für einen Spottpreis“bekommen, den Split persönlich herangefahren und ausgelegt. Der Hauseigentümer habe über seine Firma einen Bagger besorgt – ebenfalls kostenfrei. Denn obwohl die offizielle Zufahrt zu seinem Grundstück auf der Straßenseite ist, nutzte der Mann die bequemere Zufahrt hinter dem Edelhof. Die Gemeinde duldete das. Im Gegenzug half der Hauseigentümer bei der Instandsetzung, erklärt Lutz Kalmus. Er räumt ein, die Zufahrt weiter gepflastert zu haben als ursprünglich vorgesehen, nämlich bis zur Einfahrt auf das private Grundstück.
Tatsächlich sei es ihm aber um das Brennholz-Lager für den Edelhof gegangen, das hinter einem Zaun unmittelbar vor dem Privatgrundstück liegt.
Thomas Frey sagt, dass derartige Entscheidungen in der Kompetenz des Bürgermeisters liegen. Über laufende Aufgaben könne schon rein praktisch nicht jedes Mal der Gemeinderat einberufen werden. Dieser werde dann im Bericht des Bürgermeisters informiert. Olaf Noa vom Bauamt der VG versichert, dass die Baumaßnahme fachlich begleitet wurde und nicht schwarz geschah.
Gleiches gelte für den Abriss der Scheune anno 2015, die nur einen Steinwurf vom Edelhof entfernt stand. Ursprünglich war vorgesehen, nur das marode Dach zu entfernen. Bei einer Ortsbegehung mit dem Gemeinderat und bei Gesprächen mit Fachleuten sei aber schnell klar gewesen, dass der komplette Dachstuhl und das Mauerwerk darunter nicht mehr zu retten waren, sagt Lutz Kalmus.
Eine Mauer der Scheune grenzte an den benachbarten Friedhof an und habe schon mit einer Hand ins Schwanken gebracht werden können. „Die öffentliche Sicherheit und Ordnung steht über dem Erhalt alter Gebäude. Bei bestimmten Sachen müssen keine Beschlüsse gefasst werden. Die Untere Bauaufsicht des Landkreises hat den Abriss geduldet“, betont Thomas Frey.
Der Saalboden wiederum sei „klipperklar“gewesen, versichern Olaf Noa und Lutz Kalmus unisono. Das jetzt mit Fördergeld verlegte Parkett passe perfekt zu dem historischen Gemäuer. „Als der Traktor mit dem alten Boden durchs Dorf fuhr, kam das Gerücht auf, dass ich es als Brennholz verscherbel“, seufzt Lutz Kalmus.