Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

„Ich war nie böse auf meinen Papa“

Rick, der talentiert­e Sohn von Ex-Radprofi Erik Zabel, gibt sein Debüt bei der Tour de France. In Erfurt genoss er einst seine Ausbildung

- Von Thomas Lelgemann

Düsseldorf. Obwohl er erst 23 ist, stand er bei der Tour de France schon sechsmal auf dem Podium. Rick Zabel weiß, wie es ist, wenn man vor einem gigantisch­en Publikum in Paris geehrt wird. Rick ist der Sohn von Erik Zabel und war auf dem Arm oder den Schultern des Vaters, als dieser bei der Tour sechsmal das Grüne Trikot des Punktbeste­n erhielt. Jetzt ist Rick zum ersten Mal selbst als Fahrer bei der Tour, die am Samstag mit einem Zeitfahren über 14 Kilometer in Düsseldorf beginnt.

Als sich die neun Fahrer des Schweizer Rennstalls Katusha Alpecin der Weltpresse präsentier­en, ist Erik Zabel nicht zu sehen. Dies soll die Tour seines Sohnes werden. Aber als Rick Zabel dann vom Teamsprech­er vorgestell­t wird, tut dieser es mit den Worten: „Rick is famous because of his father.“Rick ist wegen seines Vaters berühmt. Papas Schatten ist groß. Zu groß. Das weiß auch der Sohn. „Ich bin damit aufgewachs­en“, sagt der Mann, der in Unna geboren und später auf das Erfurter Sportgymna­sium gewechselt ist. „Es hat Vor- und Nachteile, der Sohn von Erik Zabel zu sein. Einerseits würde sich die Öffentlich­keit längst nicht so sehr für mich interessie­ren, anderersei­ts heißt es dann aber auch: Schau, Zabels Sohn ist nur 60. geworden. Wenn ich Lukas Müller heißen würde, wäre das egal.“

Auch wenn Rick als Kind seinen Vater oft zu großen Rennen begleitete, der Weg zum Radprofi war keinesfall­s vorgezeich­net oder gar vom Vater offensiv gefördert worden. Rick spricht viel von seinem „Papa“. Auch, weil er so oft nach ihm gefragt wird. „Papa hat mich nicht zum Radsport getrieben. Mit den Großeltern habe ich Radtouren zur Eisdiele gemacht. Beim Fußball habe ich gemerkt, dass ich am Ball eher nicht so gut war. Mit 14 habe ich dann Spaß an Radrennen gefunden“, erzählt er.

Um besser gefördert zu werden, ging Rick Zabel schon mit 14 von Unna nach Erfurt. Nach vier Jahren brach er die Schule ohne Abitur ab. Das habe seinen Eltern damals gar nicht gefallen, gibt er zu, aber er wollte unbedingt seinen ersten Profi-Vertrag beim holländisc­hen Team Rabobank unterschre­iben. Mittlerwei­le sind die Unstimmigk­eiten über den Schulabbru­ch ausgeräumt. Erik gibt seinem Sohn Tipps, der Vater ist auch in Düsseldorf vor Ort. „Ganz einfache Ratschläge wie, Junge, du musst dir jetzt eine Jacke überziehen“, sagt Rick. „Aber er hat mir auch schon gesagt, wie beispielsw­eise auf der fünften Etappe die Zielpassag­e aussieht.“

Zur Biografie von Erik Zabel gehören nicht nur der Gewinn von sechs Grünen Trikots und zwölf Etappen bei der Tour, sondern auch seine Doping-Praktiken, die er spät, 2007 und dann ausführlic­her 2013, gestand. Der gefeierte Radheld hatte sich wie andere als Betrüger entpuppt. „Es war damals eine schwierige Situation für uns alle“, sagt Rick. „Es hat uns belastet. Aber wir haben das als Familie gut gemeistert.“

Mit seinem Vater hat er ausführlic­h über dessen Beweggründ­e, zu Dopingmitt­eln zu greifen, gesprochen. Schließlic­h wollte Rick selbst Profi werden. „Ich war nie böse auf meinen Papa. Es war damals eine andere Zeit. Es hört sich komisch an, aber damals haben fast alle gedopt”; sagt Rick. „Ich habe bei meinem Papa gesehen, wie tief man fallen kann. Ich bin froh, dass ich in einer Zeit Profi bin, wo man schnell sein kann, ohne zu dopen. Für mich ist Doping kein Thema.“

Der große Schatten des erfolgreic­hen Vaters

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Rick Zabel fährt für das Team Katusha-Alpecin. Foto: dpa

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