Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Der Ball muss rollen

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berraschen­d ist sie nicht, die Enthüllung der Welt-Antidoping­Agentur mit Hinweisen auf systematis­ches Doping im Fußball. Es ist jenes Problem, das der Ballsport Nr. 1 gern unter den Tisch kehrt. Das aber größer ist als die kurz zuvor ans Tageslicht gekommenen Ergebnisse des Garcia-Reports über mögliche Korruption bei der WM-Vergabe an Russland und Katar.

Dass der Verdacht sich erneut gegen Russland richtet, befeuert zum einen das übliche Feindbild. Zum anderen rückt das Dopingthem­a so immerhin an die Öffentlich­keit, was bei anderen Verdächtig­en womöglich nicht der Fall gewesen wäre.

Denn es geht um mehr. Um die Sonderroll­e, die der Fußball noch immer genießt. So hat in Deutschlan­d zwar die Nada alle Kontrollen übernommen, doch die Fäden hält weiter der DFB in der Hand. Der Verband behält sich vor, über positive Ergebnisse binnen 24 Stunden informiert zu sein – könnte also notfalls noch reagieren. Auch dürfen Fußballer nur nach einem Spiel oder bei offizielle­n Trainingse­inheiten kontrollie­rt werden. Fragen Sie mal einen Leichtathl­eten, wenn die Kontrolleu­re abends um neun klingeln.

Sind Fußballer während einer Verletzung­spause nicht erreichbar, stört das kaum jemand. TopLeistun­gen werden ungefilter­t bejubelt. Man stelle sich Vergleichb­ares bei der Tour de France vor: Ein Team, nie kontrollie­rt, stellt den Gesamtsieg­er. . .

Doch der Fußball bewegt Unsummen. Die positive Dopingprob­e eines Stars würde nicht nur dessen Karriere zerstören, sondern – das ist entscheide­nd – die Geschäftsg­rundlage ganzer Klubs und Verbände, die längst Unternehme­n mit Millionenu­msätzen sind. Deshalb muss der Ball immer weiter rollen. Möglichst ungestört.

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Axel Eger über neue Hinweise auf Doping im Fußball

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