Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Hilfe für die Menschen zwischen den Fronten
Thüringer Verein „Zukunft des Donbass“schickt Hilfstransport mit Krankenhausausrüstung und Weihnachtspäckchen in die Ostukraine
Erfurt. Die Krankenhäuser der ostukrainischen Städte Perwomaisk und Stachanow in der Region Luhansk liegen nur wenige Kilometer von der Linie entfernt, die das Land seit vier Jahren spaltet. Es gibt dort Behandlungsräume, die nennen die Ärzte die „deutschen Zimmer“. Die Betten, Schränke, Rollstühle, medizinische Ausrüstung wie Inkubatoren stammen aus deutschen Krankenhäusern, darunter vieles aus dem Universitätsklinikum Jena und aus dem Erfurter Helios-Klinikum.
Ohne diese Spenden wäre nach den Zerstörungen des Krieges eine normale Versorgung der Menschen kaum möglich, sagt Raissa Steinigk. Sie gehört zu den Initiatoren des Thüringer Aktionsbündnisses „Zukunft des Donbass“, das diese Spenden einwirbt. Mitte November schicken die Akteure den inzwischen 15. Transport auf den Weg. Im Laderaum sind auch dieses Mal wieder viele Spenden aus dem Jenaer Klinikum, darunter ein ausgemusterter Zahnarztstuhl, der in Stachanow dringend gebraucht wird.
Es sind nur eine Handvoll Aktivisten, die diese Hilfe auf die Beine stellen. Seit zweieinhalb Jahren schreiben sie Kliniken und Arztpraxen an, weil sie wissen dass vieles was dort an Ausrüstung, Verbandsmaterial und Medikamenten ausgemustert wird, in der Ostukraine schmerzlich vermisst wird. Und sie sammeln Spenden für den schwierigen Transport nach Luhansk, den ein weißrussisches Unternehmen übernimmt.
Es geht, betont Raissa Steinigk, nicht um Politik. Nicht um die Frage von Schuld oder Einflusssphären. Es geht um die Menschen, die diesen Krieg und die Spaltung nicht gewollt haben aber jetzt darunter leiden. Die abgeschnitten sind von regelmäßiger Versorgung, von jeder Normalität und von der Aussicht, dass sich in naher Zukunft etwas ändert. Viele, vor allem junge Menschen sind weggezogen. Die Ostukraine ist ein weißer Fleck in Europa.
In das Krankenhaus von Stachanow, weiß Raissa Steinigk, kommen Menschen von beiden Seiten der Fronlinie. Oft Alte, deren Rente nicht für teure Medikamente reicht. Es wird, berichten ihr die Mitarbeiter in Telefonaten, fast jeden Tag geschossen. Die Zahl der TBC-Erkrankungen ist gestiegen.
Die Menschen gehen jetzt in den vierten Kriegswinter. Zu diesem Transport sollen deshalb auch wieder Neujahrspäckchen für Kinder in der Region gehören. Im vergangenen Jahr hat der Verein 500 verteilt. Süßigkeiten, kleine Spielsachen, Plüschtiere, Handschuhe, Schals. Die Freude, erzählt, Raissa Steinigk, war groß. Deshalb die Bitte des Vereins: Wer einem Kind eine Freude bereiten möchte, kann noch bis zum 15 November ein Päckchen schnüren.
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