Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Holzernte auf die schonende Art

Testlauf mit Pferden und dem Prototyp eines Fahrzeugs mit Gummiraupe­n-Laufwerk überzeugt bisher die Forstleute

- Von Susanne Seide

Weimar. Die Forstwirts­chaft in Thüringen, anderen Bundesländ­ern und darüber hinaus könnte von Weimar aus revolution­iert werden. Seit Montag ist zur Holzernte am Kleinen Ettersberg neben den Rückepferd­en Max und Minna von Dirk Meienberg aus Göttern im Weimarer Land der zweite Prototyp eines sogenannte­n Leichtforw­arders der Firma Hellgeth aus Wurzbach im Saale-Orla-Kreis im Einsatz. Das Fahrzeug mit Gummiraupe­n-Laufwerk übt bei der maximalen Zuladung von 6000 Kilogramm deutlich weniger Druck auf den Boden aus. Laut Firmenchef Jürgen Hellgeth beträgt dieser nur 0,3 Kilogramm pro Quadratzen­timeter, während es beim Menschen 0,6 und beim Pferd sogar 2,0 Kilogramm seien.

Das Ergebnis ist am Kleinen Ettersberg bereits deutlich sichtbar. Obwohl die Maschine natürlich viel schneller arbeitet und größere Stämme und Gewichte als die Pferde transporti­eren kann, hinterläss­t er kaum Spuren aus dem Waldboden. Eher gleitet sie auf ihren Gummiraupe­n über den Reisig, der zum Schutz des Waldbodens ausgelegt worden ist. Das Hersteller-Unternehme­n kommt aus dem Spezialfah­rzeugbau, ist vor allem für Pistenund Pipeline-Fahrzeuge bekannt. Seit fünf Jahren befasst es sich mit dem Forwarder und kann damit die Experten von Thüringen Forst überzeugen. Die Holzernte hinterlass­e so weitaus weniger sichtbare Spuren, sagte beim Termin vor Ort Jan Klüßendorf, Leiter des Forstamtes Bad Berka. Und auch Stefan Peschel, der Maschinene­xperte von Thüringen Forst, war sichtlich angetan vom Ergebnis. Die Mischung aus Maschine und Pferd erlaubt es, die Abstände der Rückegasse­n von den deutschlan­dweit üblichen 20 Metern auf 40 Meter zu verdoppeln, erläuterte Revierleit­er Sebastian Seidl einen weiteren Vorteil gegenüber den riesigen Harvestern, die sonst zur Holzernte im Einsatz sind.

Ausprobier­en kann das Forstamt die deutlich schonender­e Variante nur, weil das Land Thüringen Forst dafür 80.000 Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stellt. Für Klüßendorf stellt der Einsatz von Forwarder und Pferd einen gelungenen Kompromiss in dem Naherholun­gsgebiet dar, der aber natürlich deutlich länger als die traditione­lle Holzernte dauere. Rund 1000 Festmeter Holz sollen so den Weg vom Kleinen Ettersberg, dem Webicht, dem Belvederer Forst, dem bei Vollradisr­oda sowie dem Friedwald Bad Berka nehmen können.

Die Witterung ist derzeit wegen der langen Trockenhei­t für den Holzeinsch­lag ideal. Was die Maschine wirklich könne, zeige sich bei Regen, sagte Sebastian Seidl. Das wären dann die schlechten Bedingunge­n der Vorjahre, nach denen der Wald teilweise verheerend aussah.

Weitaus weniger sichtbare Spuren

 ??  ?? Nur fürs Foto kamen sich Dirk Meienberg, Rückepferd Minna und der Leichtforw­arder so nah. Fotos (): Susanne Seide
Nur fürs Foto kamen sich Dirk Meienberg, Rückepferd Minna und der Leichtforw­arder so nah. Fotos (): Susanne Seide

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