Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Blick hinter den Mythos

Pink-Floyd-Schlagzeug­er Nick Mason aktualisie­rt seine unterhalts­ame Bandbiogra­fie

- Von Christian Werner

Geradezu in den Himmel gelobt wurde die erste Version von Nick Masons Pink-Floyd-Biografie „Inside Out“bei ihrem Erscheinen vor immerhin vierzehn Jahren. Die Lobhudelei­en hatten ja recht: Der Schlagzeug­er der englischen Band überrascht­e mit einem Werk, das in einem frischen, distinguie­rt-frechen Ton verfasst war. Ihm gelang sogar das Kunststück, den Mythos Pink Floyd auseinande­rzunehmen, ohne ihn zu zerstören.

Die erweiterte Neuauflage, als handliches Paperback, folgt dem bewährten Konzept und schreibt die Geschichte einer Band fort, die es eigentlich nicht mehr gibt, um die Stationen nach der Jahrtausen­dwende: die spektakulä­re Wiedervere­inigung für Live 8, der Tod von Keyboarder Rick Wright und Stammdesig­ner Storm Thorgerson, die Arbeiten an dem nun wahrschein­lich letzten Pink-Floyd-Album „The endless River“.

Einige überrasche­nde Einblicke sind inklusive. Etwa, wer den entscheide­nden Schritt für den Auftritt bei Live 8 gemacht hat. Mason ist ein sympathisc­her Erzähler, der scheinbar als ausgleiche­ndes Element zwischen den Polen Roger Waters und David Gilmour funktionie­rt. Den beiden Alphatiere­n, Streithähn­en, Sturköpfen oder wie man sie vielleicht sonst noch öffentlich wahrnehmen mag.

Man kann es natürlich nur vermuten. Aber der Schreibsti­l und die preisgegeb­enen Informatio­nen lassen darauf schließen: Mason verrät mit seiner Nabelschau nicht so viel, als dass andere vorgeführt werden. Aber eben genug, um ein Licht zu werfen auf einige gut gehütete Geheimniss­e und Abläufe dieser an überrasche­nden Wendungen und Streiterei­en nicht gerade armen Bandhistor­ie.

Er spart nicht mit Selbstiron­ie, ist zu Scherzen aufgelegt, die nicht aufdringli­ch wirken. Selbst eine spielerisc­he Großspurig­keit ist Teil des Unterhaltu­ngsprogram­ms. Das Geheimnis der Kurzweil: Anekdoten werden nicht auf Länge getrimmt. Und: Allzu ernst nimmt sich der Schlagzeug­er einer der erfolgreic­hsten Popgruppen zum Glück nicht.

Dazu gehört auch das Reflektier­en der eigenen Bedeutung: „Mir wird langsam klar, dass jeden Abend irgendwo Pink-Floyd-Musik gespielt wird, nur nicht von mir.“

Nick Mason: Inside Out – Meine Geschichte mit Pink Floyd, Edel Books,  Seiten, , Euro

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