Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Die Wild-Spezialist­en

Matthias Kaiser testet für die Leser der TA Restaurant­s entlang des Rennsteigs. Heute: Elkes Jägerstube in Neuhaus am Rennweg

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Wie gut ist der Rennsteig? Oder noch besser gefragt: Wie gut kann ich rasten und essen auf dem Rennsteig? Im Auftrag der Thüringer Allgemeine­n macht sich einmal im Monat Restaurant­tester Matthias Kaiser auf den Weg und prüft die Gastronomi­e auf Herz und Nieren. Da er den Rennsteig schon einmal vor mehr als zehn Jahren abgegangen ist, kann Kaiser auch vergleiche­n: Hat sich was verändert oder vielleicht verbessert? auf uns, sondern auch ein unvergleic­hlicher

Naturgenus­s.

Immerhin führte uns diese Etappe

– nur mit einem geringfügi­gen Umweg – an jenem nur rund 30Minuten vom Startpunkt entfernten Aussichtsp­unkt vorbei, der auf jeder Rennsteig-Karte als Weidmannsh­eil eingezeich­net ist.Diese grandiose Aussicht in der Nähe des 849 Meter hohen Rollkopfes wurde übrigens gemeinsam mit einer Schutzhütt­e im Juni 1889 eingeweiht. Der Panoramabl­ick auf Limbach, Scheibe-Alsbach und den Alsbache

Rob der zum Zeitpunkt unserer ersten Test-Tour vom Thüringerw­ald-Verein Neuhaus gepflegte Aussichtsp­unkt noch immer im selben tadellosen Zustand zum Verweilen einlädt wie vor zwölf Jahren.

Oder hatte sich auch dieses Denkmal aus der Blütezeit der Rennsteigv­erehrung in jene Reihe von idyllische­n Plätzchen eingereiht, die nicht mehr gepflegt werden und sich deshalb in einem bedauernsw­erten Zustand befinden?

Was in erster Linie daher rührt, dass die für die Erhaltung notwendige­n Mittel fehlen . . . oder fehlgeleit­et werden. Wiederholt wurden wir mit solchen Schandflec­ken auf unserer Tour konfrontie­rt und irgendwann begannen wir ernsthaft darüber zu diskutiere­n, ob es nicht möglich wäre, für die Schüler an Thüringer Schulen als Ergänzung zum Heimatkund­eunterrich­t jährlich ein Rennsteig-Pflege-Camp als Pflichtter­min einzuführe­n.

Doch all unsere Befürchtun­gen lösten sich in Wohlgefall­en auf, und wir genossen erneut den fantastisc­hen Blick auf den Thüringer Wald. Nichts hatte sich geändert. Alles präsentier­te

An den Wochenende­n unterstütz­te sie ihr Ehemann Heinz, der hauptberuf­lich einen 40Tonner „über die Chausseen Europas bugsierte“, wie er es humorvoll ausdrückte. Beide feierten damals gerade das 25. Gründungsj­ahr ihres Unternehme­ns.

Obwohl das Anwesen den Charme eines biederen FDGBFerien­heims verströmt – was vordergrün­dig der in Beton gegossenen Behinderte­nrampe im Eingangsbe­reich geschuldet ist, die mehr an eine Zuckerrübe­nVerladest­ation erinnert, als an das gefällige Entree einer fröhlichen Einkehr, fühlten wir uns pudelwohl.

Sowohl die winzige im Gelsenkirc­hener Barock gestaltete Gaststube, als auch die brav eingericht­eten Gästezimme­r und Ferienwohn­ungen waren picobello sauber.

Das Highlight des Hauses ist nicht die Einrichtun­g, sondern eindeutig das Wirtsehepa­ar.

Allein, mit welchem Feingefühl die gebürtige Mecklenbur­gerin Elke die Thüringer Küche beherrscht, ist sehens- und schmeckens­wert.

Ihre Spezialitä­t ist bis heute die Zubereitun­g von Wildgerich­ten.

„Und Wild hat der Heinz immer organisier­t. Schon zu DDRZeiten“, klärte sie mich stolz über die marketende­rischen Fähigkeite­n ihres seit fast 50 Jahren angetraute­n Gatten auf. „Lkw-Fahrer halt", antwortete ich lakonisch und wir lachten.

Doch schon bei unserem ersten Besuch – als beide knapp an die Sechzig waren und auf den ersten Blick noch voll im Saft standen – schwebte das scharfe Damoklessc­hwert des Älterwerde­ns über ihnen. und Heinz vor rund einem Jahr, zukünftig vor allem ihre Pensionsgä­ste zu versorgen und nur noch einen Tag in der Woche – sonntags – à la carte Gäste zu bewirten. Zusätzlich öffnen die rührigen Pensionäre aber auch weiterhin ihre Türen an jedem beliebigen Tag für Feierwilli­ge und Wandergrup­pen. Die jedoch vorbestell­en müssen.

Sicherlich alles in allem Entscheidu­ngen, die nicht zuletzt im Sinne ihrer zahlreiche­n Stammgäste fielen, die sie keinesfall­s plötzlich im Regen stehen lassen wollten.

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Wildbret aus dem Thüringer Wald Foto: Matthias Kaiser
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Die Wirtsleute Elke und Heinz Kleinteich

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