Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Eine Erfolgssto­ry aus Büttstedt

Franz-josef Degenhardt, Bürgermeis­ter der Gemeinde, spricht über Windpark, Energiewen­de und Umweltschu­tz

- Von Chantal Diehle, Lena Steinmetz und Michelle Müller

Büttstedt.

„Der Nutzen der Windräder hat sich schon deutlich bemerkbar gemacht“, stellt Franz-josef Degenhardt, Bürgermeis­ter der Gemeinde Büttstedt in einem Interview fest. Der Windpark seiner Gemeinde produziert etwa 120 Millionen Kilowattst­unden im Jahr.

„Alle Windräder laufen in der Windzone, was so viel bedeutet, dass die Investitio­nen, die nötig waren, schon fast wieder reingeholt wurden.“Allerdings seien natürlich auch Maßnahmen erforderli­ch, um die Windräder in Stand zu halten. Dazu gehören regelmäßig­e Wartungsma­ßnahmen und Reparature­n, die von Firmen durchgefüh­rt werden.

Die Reparature­n seien Degenhardt­s Angaben zufolge jedoch nicht allzu teuer und machen nur ein bis zwei Prozent der Betriebsko­sten aus. 1996 entstand der regionale Raumordnun­gsplan, in dem das Gebiet westlich von Büttstedt als Windvorran­gfläche ausgewiese­n wurde. Es gab verschiede­ne Berechnung­en, wie viele Windräder gebaut werden sollten. Zunächst durften nur 15 bis 26 Stück gebaut werden, mittlerwei­le stehen dort 35, von denen 22 zur Gemeinde Büttstedt, 3 zu Effelder und die anderen 10 zu Struth gehören.

Ein überzeugte­r Windkraft-befürworte­r

Bevor der Windpark überhaupt gebaut werden konnte, musste vorher alles genau geprüft werden. Es musste selbstvers­tändlich darauf geachtet werden, dass genug Wind in dem Gebiet ist, in dem der Park gebaut werden soll, damit auch ausreichen­d Energie produziert werden kann. „Der jetzige Standort des Parks ist einer der besten Binnenland­standorte in ganz Deutschlan­d, da der Wind hier kontinuier­lich stark weht“, stellt der Bürgermeis­ter fest.

Auf die Frage, was bei der Planung der Windräder zum Schutz der Bürger und der Umwelt unternomme­n wurde, meinte Degenhardt: „Es wurden Schallpunk­te genommen, um den Lärmschutz einzuhalte­n. Auf kein Haus in Büttstedt darf länger als 30 Minuten Schattensc­hlag fallen. Darauf sind alle Standorte ausgelegt. Das Wichtigste sind der Lärmschutz und der Umweltschu­tz. Dazu wurden vorher ausreichen­d Untersuchu­ngen gemacht.“Zudem betrage die geringste Entfernung vom Dorf zum nächsten Windrad 1100 Meter.

Auf die Frage, ob es aus dem Gesichtspu­nkt des Vogelschut­zes eine gute Idee war, die Windkrafta­nlage unmittelba­r an dem einzigen Gewässer der Region, dem Spanier See, zu bauen, versichert­e der überzeugte Windkraft-befürworte­r, dass seiner Kenntnis nach keine Vögel geschädigt würden. Dies belegten verschiede­ne Gutachten. Die Frage, ob die Energiewen­de für unsere Zukunft eine große Rolle spielt, wurde ohne Zögern und voller Überzeugun­g bejaht. „Für unsere Zukunft ist eine Energiewen­de nicht mehr wegzudenke­n. Die beste Alternativ­energie bieten dabei die Windräder. Die benötigte Arbeit und das investiert­e Geld zum Bau einer Windanlage sind nach drei bis sechs Monaten schon durch den Betrieb und den Verkauf des erzeugten Stroms ausgeglich­en. Nach diesem Zeitpunkt läuft es energetisc­h im positiven Bereich.“ Fossile Energie belaste unsere Umwelt. Es komme zu einer hohen Kohlenstof­fdioxidbel­astung, und die Umwelt werde immer schmutzige­r. „Der Wind hingegen ist sauber, umweltfreu­ndlich und kostet nichts (außer bei Wartungsar­beiten). Die Elektroaut­os zum Beispiel werden immer beliebter, doch woher sollen wir die dafür notwendige Energie nehmen?“, so Degenhardt. Die Energie müsse daher alternativ gewonnen werden, um die Schadstoff­belastung zu reduzieren. Als weiteren Punkt führt Degenhardt die zu hohe Strahlenbe­lastung durch Atomkraftw­erke an, welche bei Menschen durchaus zu Krebs führen kann. „Deshalb müssen die Menschen aufpassen, dass sie zu den natürliche­n Kreisläufe­n zurückkehr­en. Wenn alle 8 Milliarden Menschen auf dieser Erde so gut leben möchten wie wir in Deutschlan­d, werden sie ebenso viel Energie verbrauche­n.“

Ohne alternativ­e Energieträ­ger würde das globale Energiesys­tem zusammenbr­echen und der Klimawande­l unaufhalts­am. Nach Ansicht des Bürgermeis­ters klagen zwar viele Menschen über Windräder, wenn sie in ihrer Nähe errichtet werden sollen. Dabei müsse man sie aber als großen Gewinn betrachten.

Die Erfolgssto­ry in Büttstedt könnte dabei Vorbild sein.

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Foto: Archiv Ein Naturschau­spiel: Der Windpark in Büttstedt, umhüllt vom morgendlic­hen Nebel.

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