Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Die neue Pfarrei St. Gerhard hat sich gut zusammengefunden
Pfarrer Ludger Dräger hält sonntags bis zum Mittag drei Messen. Das Pfarrhaus in Geisleden wird nicht verkauft
Heiligenstadt.
Am 1. August 2016 hatte Ludger Dräger seinen Dienst als Pfarrer der Pfarrei Geisleden mit Heuthen und Flinsberg und der Pfarrei St. Gerhard in Heiligenstadt angetreten. Durch die Strukturreform des Bistums Erfurt wurde dann zum 1. Januar 2017 aus beiden Pfarreien die neue Großpfarrei St. Gerhard.
Pfarrer Dräger, der vor seiner Zeit als Offizial (Eherichter) in Erfurt schon in Schmalkalden elf Jahre lang Pfarrer war, hat sich gut eingelebt, wie er berichtet. Als Eichsfelder, gebürtig aus Kirchworbis, war ihm das nicht schwer gefallen. Und vor seiner Priesterweihe im Jahr 1989 war er auch in Heiligenstadt tätig, als Diakon in St. Marien. Auch als Offizial hatte er im Kontakt mit Gemeinden gestanden, regelmäßig in Erfurt Nord und im Bildungshaus St. Ursula Gottesdienste gehalten.
Jetzt hält er an den Sonntagen bis zum Mittag drei Messen: um 8 Uhr in St. Gerhard, um 9.30 Uhr in einem der drei Orte und um 11 Uhr erneut in der Pfarrkirche. Die Pfarrei hat keinen Kaplan und keinen Diakon, und die Patres des an die Pfarrkirche grenzenden Redemptoristenklosters, alle im vorgerückten Alter, können nicht mehr fest eingeplant werden. Hinzu kommen zum Beispiel auch Requien und Beerdigungen, so dass der Geistliche viel zu tun hat. Ob die jetzige Zahl der Gottesdienste noch lange beibehalten werden könne? Immerhin gebe es eben jetzt in Heiligenstadt nicht mehr drei Pfarrer und drei Kapläne.
Ein großes Lob zollt Pfarrer Dräger der Gemeindereferentin Schwester Maria Magdalena, die sehr viel leiste, zum Beispiel den Erstkommunionunterricht, und Wort-gottes-feiern halte. Eine Entlastung werde sie aber bald bekommen, da am Samstag vor Palmsonntag in Erfurt vier Kommunionhelfer aus der Pfarrei die Beauftragung für die Wort-gottes-feiern erhalten.
Froh ist Pfarrer Dräger auch, dass in den Kirchorten das Andachtswesen von Ehrenamtlichen getragen wird. „Da laufen viele Dinge von allein, so dass ich mich nicht direkt darum kümmern muss.“Doch außer zu den Messen verbringt er in den Orten zum Beispiel bei den Frühstückskatechesen Zeit mit den Senioren. Es sind Katechesen, weil er auch immer einen Impuls gibt. Erstaunlich war für ihn, dass zum zweiten Abend seines Glaubensseminars in der Fastenzeit vorige Woche in Geisleden von den 40 Teilnehmern 20 aus Heiligenstadt anreisten. Nach Pfarrer Drägers Eindruck haben die beiden früheren Pfarreien gut zueinander gefunden. Und er legt keinen Wert darauf, sich mit, wie er sagt, Altlasten zu befassen. Bekanntlich hatte es, nachdem die damalige Pfarrei St. Gerhard einer eventuellen Heiligenstädter Gesamtpfarrei nicht zustimmen konnte, in der Pfarrei Geisleden Protest gegen die Zusammenlegung mit St. Gerhard gegeben. Aber es wäre ihr wohl kaum möglich gewesen, mit nur 1600 Gläubigen eigenständig zu bleiben, meint Pfarrer Dräger.
Inzwischen hat sich, nach den Wahlen der Kirchorträte und des Kirchenvorstandes auch der Pfarreirat konstituiert. Und am vorigen Samstag lernte der neue Kirchenvorstand auf einer Exkursion die Kirchen in den drei Dörfern kennen. Die Tour soll mit dem Besuch der Pfarrkirche fortgesetzt werden. Zur Pfarrei gehören auch drei Kindergärten. Und inzwischen steht fest, dass das Pfarrhaus in Geisleden nicht verkauft, sondern vermietet werden soll – wie, das steht noch nicht fest. Was den vor Jahren begonnenen, aber dann vom Bistum gestoppten Bau einer Urnenbegräbnisstätte in der Krypta der Pfarrkirche betrifft, sagt der Pfarrer: „Es wäre allen geholfen, wenn es dazu ein offizielles Schreiben des Bistums geben würde.“
Im Eichsfeld, sagt der Diaspora-erfahrene Priester, sei das katholische Gemeindeleben noch sehr aus der Tradition heraus geprägt, obwohl die Gottesdienstbeteiligung mit rund 20 Prozent nicht mehr sehr viel über dem allgemeinen Durchschnitt liege. Aber die Kirche sei hier von den Höhepunkten im Leben des Einzelnen und des Ortes (Kirmes) nicht wegzudenken. Der Begriff Kulturkatholizismus könne hier zutreffen, meint Dräger. Das heiße aber auch, dass man sich bei Festen und Feiern der Kirche bediene, „wenn man sie braucht“.
Die neue Pfarrei existiert zwar schon seit dem 1. Januar. Die Neugründung soll aber auch gefeiert werden – im Rahmen des Gemeindefestes am 21. Mai in Heiligenstadt. Zuvor wird Weihbischof Reinhard Hauke im Firmgottesdienst am 13. Mai vor der Gemeinde das Gründungsdekret verlesen.