Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Thüringer HC siegt mit schweren Beinen, aber starken Nerven
Handball-meister gewinnt Derby mit 31:27. Finanziell gebeutelter HC Leipzig will Lizenzantrag stellen
Erfurt.
Je länger das Spiel dauerte, umso mehr mussten die Handball-frauen aus Bad Langensalza die letzten Kraftreserven mobilisieren. Aber es wurde doch noch eine gelungene Woche. Nach dem Triumph im Duell um den zweiten Platz gegen Metzingen behauptete sich der Thüringer HC nun vier Tage später auch beim HC Leipzig mit 31:27 und bleibt dem noch ungeschlagenen Spitzenreiter SG Bietigheim auf den Fersen. Herbert Müller atmete derweil kräftig durch und freute sich, dass die englischen Wochen vorbei sind. „Wir haben in der zweiten Hälfte gesehen, dass das Spiel gegen Metzingen unglaublich viel Kraft gekostet hat. Uns sind die Beine schwerer geworden. Ich bin aber froh, dass die Mannschaft die Nerven behalten und das Spiel gewonnen hat“, sagte der Thc-trainer.
Alles schien zunächst nach seinen Wünschen zu laufen. Als der Thüringer HC nach zwei Toren durch Manon Houette in Folge schon 6:2 (9.) in Führung lagen, nahm Leipzigs Trainer Norman Rentsch die erste Auszeit: „Wir waren zu Beginn einfach nicht mutig genug.“Der deutsche Meister hielt aber auch danach seinen Kurs, weil vor allem Nationaltorhüterin Dinah Eckerle einmal mehr ein starker Rückhalt war. „In der ersten Halbzeit hat mir unsere Abwehr riesig geholfen. Das gehört immer dazu zu einer guten Torwartleistung dazu“, sagte Eckerle. Schon nach einer Viertelstunde hatte sie zwei Würfe von Anne Hubinger weggefangen, die in der kommenden Saison zum Thüringer HC wechselt. Hellwach erwies sich Außenspielerin Houette, die nicht zum ersten Mal einen Angriff der Leipziger Frauen abfing und den Konter zum 8:3 (16.) abschloss, bevor sie gleich einen weiteren Treffer nachlegte.
Aber das nach wie vor prestigeträchtige Derby nahm in der zweiten Halbzeit so richtig Fahrt auf, als der Sieben-torevorsprung des Thüringer HC zur Halbzeitpause nach einem Tor durch Hubinger in der 50. Minute plötzlich auf 24:22 (46.) geschmolzen war. Die Gastgeberinnen erhöhten das Tempo. „Es fiel uns schwer, darauf Zugriff zu bekommen“, sagte Eckerle. Ihre Mannschaft überstand aber auch diese kritische Phase. Beate Scheffknecht nämlich behielt die Nerven und traf aus dem Rückraum zum 26. Thc-treffer in diesem Spiel, während im Gegenzug erneut Schlussfrau Eckerle glänzte. Und als Houette mit ihrem achten Treffer zum 28:24 durch den Kreis segelte (56.), war der Thüringer HC wieder auf Kurs.
Für den mit 900 000 Euro verschuldeten HC Leipzig aber sind in diesen Tagen allerdings wirtschaftliche Erfolge wesentlich wichtiger als sportliche Glanzlichter. Knapp 79 000 Euro waren auf dem Unterstützerkonto eingegangen. Am Rande des Spiels startete der HCL weitere Aktionen, um einen Verbleib in der Bundesliga über diese Saison hinaus zu sichern.
Manager Kay-sven Hähner glaubt, dass der Klub bis Freitag fristgerecht einen Lizenzantrag für die neue Serie abgeben kann. „Ich bin sehr optimistisch“, sagte er. Andernfalls nämlich wäre es das vorerst letzte mitteldeutsche Derby gewesen.