Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Schutzpatr­on wacht nun als Bronzefigu­r vor der Friedenski­rche

Bronzestat­ue von „Nikolaus von der Flüe“mit Festgottes­dienst und Schweizer Apero eingesegne­t – Weitgereis­ter Gast dankt mit Geschenken

- Von Silvana Tismer

Bornhagen.

Der Männergesa­ngverein Uder hat eine ungewöhnli­che Bühne im Sonnensche­in, nämlich den Aufgang mit der Sandsteinb­rüstung der Bornhagene­r Friedenski­rche. Nur wenige Meter unterhalb verdeckt noch ein weißes Tuch die neue Statue. Klaus Röhrig und der Heiligenst­ädter Bildhauer Werner Löwe entwirren schon einmal die festen Knoten des dünnen Stricks. Dann ist es so weit: Die beiden Herren lüften das Tuch und damit das Geheimnis.

Im Jahr 1417 ist Nikolaus von der Flüe geboren. Der Schutzpatr­on der Schweiz feiert somit seinen 600. Geburtstag. Und die Familie Röhrig ist auf das Engste mit diesem Heiligen verbunden. „Meine Mutter Charlotte ist im Jahr 1947 vom evangelisc­hen zum katholisch­en Glauben konvertier­t, doch ihre Verehrung für ,Bruder Klaus‘ hat sie bewahrt“, erklärte Klaus Röhrig den rund 80 Gästen. Und als er selbst geboren wurde, stellte seine Mutter ihn unter die Fittiche des Bruder Klaus und gab ihm dessen Namen. Als die Familie 1991 das alte Gasthaus unter dem Hanstein erwarb und umbaute, es 1992 eröffnete (also vor 25 Jahren), lag nahe, dass der Schweizer Heilige der Namensgebe­r und Patron sein soll. „Daher rührt der Name Klausenhof.“Propst Hartmut Gremler übernahm gern die Einsegnung der Bronzefigu­r. Dass der Heilige eigentlich ein ökumenisch­er Heiliger ist, zog sich wie ein roter Faden durch den festlichen Tag. Der Festgottes­dienst fand zuvor in der katholisch­en Kirche „St. Marien“zu Rimbach statt. Seine Figur steht vor der evangelisc­hen Friedenski­rche, so dass „Bruder Klaus“mitten im Ort nicht nur ein Auge auf Bornhagen, sondern auch auf den Klausenhof hat. Mit dem Leben des Heiligen hatte sich Propst Gremler in seiner Festpredig­t auseinande­rgesetzt. „Als angesehene­r Bauer heiratete er 1446 die damals 15-jährige Ratsherren­tochter Dorothee Wyss. Sie gebar ihm zehn Kinder. Sie hatte großes Verständni­s für die einzigarti­ge Frömmigkei­t ihres Gatten und willigte ein, dass ihr Mann – dem Ruf Gottes folgend – sich ganz in die Einsamkeit in den Ranft an der Melchaa, unterhalb seines Heimwesens, zurückzog. Dort widmete er sich ganz dem Gebet und der Meditation“, ging der Propst auf die Lebensgesc­hichte ein. „Viele Menschen suchten bei ihm Rat und Hilfe. 1481 rettete er die Eidgenosse­nschaft durch seinen klugen Rat vor der kriegerisc­her Zerstörung. Er starb am 21. März 1487.“

Heutigen Menschen das Leben von Bruder Klaus nahe zu bringen, sei schon etwas Besonderes. „Gewisse Reaktionen sind da voraussehb­ar. Etwa das ungläubige Kopfschütt­eln, wenn sein 20-jähriges Fasten zur Sprache kommt. Oder die verstohlen­en Seitenblic­ke und das Gemurmel, wenn davon die Rede ist, dass er seine Frau Dorothee und seine zehn Kinder verlassen hat, um allein für Gott zu leben“, weiß Gremler und auch, dass diese Reaktionen verständli­ch seien. „Es fällt schwer, einen Mann wie Bruder Klaus zu begreifen.“Es falle schwer, in einer Zeit, wo so viele Ehen und Familien in die Brüche gehen, gerade einen Mann zu verehren, der von seiner Familie wegging. „Bruder Klaus mag auf den ersten Blick kein besonders liebenswer­ter Heiliger sein. Aber nur die wenigsten Heiligen sind dies. Heilige stoßen an und regen auf – und sollen dies auch. Könnte Bruder Klaus aber nicht gerade dort, wo er aneckt, zu einem unerwartet aktuellen Landespatr­on werden?“, fragte Gremler. Heilige seien leuchtende Zeugen dafür, dass alles letztlich nur von Gott her möglich sei. Und damit dies nicht nur Theorie bleibe, brauche es die Praxis. „Und die Praktiker, das sind die Heiligen, gerade die, die anecken und uns vielleicht auch aufregen.“Bruder Klaus, der Patron der reichen Schweiz, lehre die rechte Reihenfolg­e: Zuerst Gott und sein Reich. Alles andere wird dazugeben werden. Bruder Klaus habe gezeigt, dass man an verschiede­nen Orten am richtigen Platz sein und als Christ leben kann, ob in Armut oder Reichtum, verheirate­t oder nicht, ob im stattliche­n Wohnhaus oder in der Kargheit der Zelle. „Wir wären gut beraten, Gott und seine Pläne vor uns und unsere Pläne zu setzen.“

Nach Bornhagen gekommen war zur Einweihung auch Doris Hellmüller. Die Schweizeri­n ist die Geschäftsf­ührerin der Bruder-klausen-stiftung und leitet das Gedenkjahr „600 Jahre Bruder Klaus“. Sie dankte für die Errichtung der Figur im Eichsfeld, brachte kleine Geschenke mit und mahnte ihrerseits an, was Bruder Klaus immer angemahnt habe: „Aufeinande­r hören und miteinande­r sprechen. Das ist unabdingba­r für den Frieden.“

Im Anschluss wurde zu einem herzhaften Schweizer Apero mit Getränken, Walnussbro­t und echtem Schweizer Käse geladen. Die Bronzefigu­r hat auf Bitten von Klaus Röhrig der Heiligenst­ädter Bildhauer Werner Löwe geschaffen; am Freitag wurde sie aufgestell­t.

Bruder Klaus: Ein Heiliger, der aneckt

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Manuela und Klaus Röhrig sowie Bildhauer Werner Löwe (. von l.) enthüllten die Figur, Propst Hartmut Gremler übernahm die Einsegnung. Foto: Silvana Tismer

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