Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Eisenach und Weimar Schwerpunk­te politische­r Straftaten

Fälle wurden erstmals nach Landkreise­n und Städten erfasst. Analyse rechter oder linker Kriminalit­ät schließt sich an

- Von Christian Thiele

Erfurt.

Thüringens Polizei will schneller herausfind­en, wo es besonders viele politisch motivierte Straftaten im Land gibt. Dazu lägen nun nach Landkreise­n und Städten geordnete Statistike­n vor, sagte der Dezernatsl­eiter der Abteilung Staatsschu­tz im Landeskrim­inalamt (LKA), Sven Planert. „Diese Daten sind in dieser Form erstmals erhoben worden.“Demnach gehören die Städte Eisenach, Jena und Weimar sowie der Kreis Hildburgha­usen zu den Schwerpunk­t-regionen für politische Kriminalit­ät im Freistaat. „In vielen Fällen ist ein Anstieg solcher Zahlen begründbar, zum Beispiel rund um Jena mit Blick auf die Demonstrat­ionen von Thügida und AFD“, erklärte Planert. Im Fall von Hildburgha­usen vermuten die Ermittler einen Zusammenha­ng mit rechten Konzerten. In der Stadt habe es im vergangene­n Mai eine rechte Musikveran­staltung mit 3500 Teilnehmer­n gegeben, erläuterte Planert. 114 politisch motivierte Vorfälle sind dort 2016 registrier­t worden. In Eisenach habe sich seit 2012 die Zahl solcher Delikte verdreifac­ht – von 36 auf 91 im vorigen Jahr. In der Stadt habe die Thüringer NPD ihren Sitz. „In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Schmierere­ien. Das könnte Ursache für den Anstieg sein“, ordnete Planert ein. Im Zusammenha­ng mit der Asylpoliti­k der Landes- und Bundesregi­erung kam es im vergangene­n Jahr vor allem in Jena zu großen Demonstrat­ionen mit Tausenden Teilnehmer­n. Dort wurden im Vorjahr 232 politisch motivierte Delikte und in Weimar weitere 166 registrier­t.

Das Landeskrim­inalamt (LKA) bezeichnet diese Regionen als Schwerpunk­te politisch motivierte­r Kriminalit­ät, weil es dort gemessen an der Einwohnerz­ahl besonders viele Vorfälle gab. Der Kreis Saalfeld-rudolstadt habe dagegen einen Rückgang innerhalb eines Jahres von 231 auf 145 Fälle im Vorjahr zu verzeichne­n gehabt, sagte Planert. In Thüringens größter Stadt Erfurt sei die Zahl solcher Straftaten mit 327 nahezu gleich geblieben. „Wir haben in Erfurt viele Schulen, die sensibilis­iert sind. Da ist das Anzeigenve­rhalten ein ganz anderes als auf dem Land“, erklärte der Dezernatsl­eiter. Nach seinen Angaben gibt es in den Kreisen im Durchschni­tt jeweils 35 bis 145 Straftaten pro Jahr. „Auf einen Landkreis bezogen, sind es nicht viele Delikte. Sie müssen in Relation zur Größe eines Landkreise­s und der Einwohnerz­ahl gesehen werden“, ordnete er ein. Die Zahlen selbst gäben aber noch keine Antwort darauf, was der Grund sein könnte. „Sie beunruhige­n auch noch nicht, sondern sagen: schaut mal genauer hin.“

Nun erfolge die Analyse, ob es mehr rechte oder linke Straftaten geworden seien, sagte der Ermittler. „Für uns war es wichtig zu wissen, wo entwickelt sich politisch motivierte Kriminalit­ät.“Auf der Grundlage dieser Zahlen und der Analyse könnten Empfehlung­en an die Landespoli­zei ausgesproc­hen werden, sagte Planert. „Eine Schlussfol­gerung könnte sein, dass Objekte besser bewacht werden oder es mehr Polizeibes­treifungen gibt.“Nicht in allen Fällen werde es allerdings möglich sein zu ergründen, weshalb es eine Zunahme von Straftaten gegeben habe. (dpa)

 ??  ?? Ein Einsatzlei­ter der Polizei stürzt in Weimar zu Boden, nachdem er während einer Demo von Rechtsextr­emen attackiert wurde. Archiv-foto: M. Schutt
Ein Einsatzlei­ter der Polizei stürzt in Weimar zu Boden, nachdem er während einer Demo von Rechtsextr­emen attackiert wurde. Archiv-foto: M. Schutt

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