Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Gestohlene Figuren werden nachgeschnitzt
Verfahren wegen Kunstdiebstählen aus drei Eichsfelder Kirchen im Sommer 2016 wurde ergebnislos eingestellt
Karin Schneemann (34), Sekretärin aus Marbella:
Ich bin mit meinem Freund zum Heimatbesuch im Eichsfeld. Ich stamme aus Freienhagen und lebe seit zwölf Jahren in Spanien. Wir machen Urlaub, wollen entspannen, viel Zeit mit der Familie verbringen und natürlich essen, essen, essen. Die gute deutsche Hausmannskost. Samstag wird dann die Diamantene Hochzeit von meinen Großeltern gefeiert. Foto: E. Jüngel
Eichsfeld.
Zu den Figuren-diebstählen aus der Silberhäuser Pfarrkirche und der Hülfensberg-kirche im Sommer 2016 hat die Staatsanwaltschaft in Mühlhausen die Ermittlungen eingestellt und dies der Pfarrei Dingelstädt und dem Franziskanerkloster vor einigen Wochen schriftlich mitgeteilt. „Wir hatten einen Tatverdächtigen, bei dem es auch eine Durchsuchung gab“, sagte jetzt Dirk Germerodt, der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es habe sich um einen knapp 60-Jährigen aus dem Hessischen gehandelt. Er habe aber die Taten abgestritten, und die Durchsuchung sei ergebnislos gewesen. Es gab keine Spuren und keine Zeugen.
Im Juli war aus der Silberhäuser Pfarrkirche „St. Cosmas und Damian“die Figur des heiligen Cyriakus (17. Jahrhundert) aus der Gruppe der 14 Nothelfer und am Tag darauf aus der Wallfahrtskirche „Christus der Erlöser“des Hülfensberges die seitlich am neugotischen Hochaltar angebrachte, etwa einen Meter große Figur der heiligen Katharina von Alexandrien entwendet worden. Im selben Verfahren war es auch um den Diebstahl einer Figur aus der Küllstedter Pfarrkirche „St. Georg und Juliana“im August gegangen, so Germerodt, ebenfalls ergebnislos. Dabei handelte es sich, wie Pfarrer Heiko Husmann sagt, um eine der Propheten-figuren an der barocken Kanzel, 250 Jahre alt und 40 Zentimeter groß. Ein Südtiroler Künstler werde die Figur nachschnitzen. Wie ein Pfarreimitglied berichtet, wurde der Fall damals aus Ermittlungsgründen nicht veröffentlicht. Kurz nach den Diebstählen in Silberhausen und auf dem Hülfensberg war auch versucht worden, zwei Figuren aus der Kirche des Kerbschen Berges in Dingelstädt zu entwenden. Im Fall neuer Hinweise würde die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufnehmen.
Inzwischen hat die Pfarrei in Dingelstädt, zu der Silberhausen gehört, in Abstimmung mit dem Kunstgutbeauftragten des Bistums Erfurt, Falko Bornschein, den Auftrag zur Neuanfertigung der Cyriakus-figur an den Hüpstedter Holzbildhauer Heinz Günther vergeben. „Wir lassen die Figur nachschnitzen, aber Cyriakus soll nicht mehr so ernst gucken, sondern lächeln“, berichtet Pfarrer Roland Genau. Denn der Heilige sei zwar den Märtyrertod gestorben, aber im Gottvertrauen. Auch auf dem Hülfensberg wird die Figur ersetzt, originalgetreu nachgeschnitzt, sagt der Leiter der Franziskaner, Bruder Rudolf. „Sie soll sich wieder in das Ensemble des Hochaltares einfügen.“So sei früher schon einmal verfahren worden, nach dem Diebstahl von zwei Engelsfiguren. Unter der Regie von Falko Bornschein würden zurzeit Künstler-angebote eingeholt.
Geld von Versicherungen gab es nicht. Denn da die Kirchen offen standen, handelte es sich nicht um Einbrüche.