Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Kirchentag­e und Respekt

- Markus Hampel ,Pfarrer in Worbis, über Annäherung

ie innerdeuts­che Grenze in ihrer von Ddr-seite betriebene­n konsequent­en Form gab es gerade mal 28 Jahre. Trotz dieses relativ kurzen Zeitraums hat diese Grenze viel Leid und Ungemach gebracht und dafür gesorgt, dass sich das Deutschlan­d diesseits und jenseits jenes „eisernen Vorhangs“politisch und wirtschaft­lich unterschie­dlich entwickelt­e. So unterschie­dlich, dass das bis heute Konsequenz­en hat und trotz Wiedervere­inigung die Verschiede­nheit durchaus noch spürbar ist. Und dass nach 28 Jahren und trotz der Einseitigk­eit, dass das Gebiet der ehemaligen DDR einfach an die Bundesrepu­blik Deutschlan­d angegliede­rt wurde. Wenn eine Trennung über mehrere hundert Jahre währt, dann lässt sich vermuten, dass die Gräben noch tiefer sind, dass sich zwei christlich­e Konfession­en zum Teil sehr unterschie­dlich entwickelt haben, dass es viele Verletzung­en und Irritation­en gab und es kaum möglich sein wird, einen Schlussstr­ich zu ziehen, ohne die gegenseiti­ge Vergewisse­rung. Auch würden es unsere evangelisc­hen Mitchriste­n kaum verstehen, würden wir ihnen vorschlage­n, sich einfach der katholisch­en Kirche wieder anzuschlie­ßen. Dazu war die Idee Martin Luthers von einer sich reformiere­nden Kirche zu richtig und zu wichtig. Wer in diesen Tagen die Veranstalt­ungen des deutschen evangelisc­hen Kirchentag­es verfolgt, die ganz im Zeichen des Reformatio­nsjubiläum­s 2017 stehen, wird möglicherw­eise keine so großen Unterschie­de im Vergleich zu einem Katholiken­tag feststelle­n. Und ja, es stimmt, beide Konfession­en sind sich an vielen Stellen schon recht nahe gekommen. Und dennoch, aus gegenseiti­gem Respekt sollten wir uns die Zeit geben, die wir brauchen, bis der nächste Schritt gegangen werden kann.

Es braucht mutige Menschen, die unter der Spaltung leiden und die Kraft haben, diese auch auszuhalte­n, ohne die Unterschie­de vorschnell einzuebnen. Wir alle sollten uns für die jeweils andere Konfession mehr interessie­ren, dann lernen wir gleichzeit­ig auch viel über die eigene. Besuchen sie doch mal wieder einen evangelisc­hen Gottesdien­st! Wie wäre es Pfingstmon­tag?

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