Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Städtische Flächen für Possen-urwald im Gespräch
Das Landwirtschaftsministerium will mit Sondershausen und dem Kyffhäuserkreis über Waldwildnis diskutieren und bietet einen Tausch an
Sondershausen.
Überraschende Wendung im Streit um den Urwald am Possen. Ein Brief aus dem Thüringer Landwirtschaftsministerium an Sondershausens Bürgermeister Joachim Kreyer (CDU) und Landrätin Antje Hochwind (SPD) offenbart, dass man in Sachen Waldwildnis noch immer ganz am Anfang steht. Der Staatssekretär des Landwirtschaftsministeriums, Klaus Sühl, fragt in diesem Brief, der TA vorliegt, wie die Interessenlagen des Kyffhäuserkreises und der Stadt Sondershausen bezüglich der Flächenstilllegung sind und schlägt ein Gespräch vor. Um dann daran zu erinnern, dass man Kommunal- und Privatwald ausschließlich auf freiwilliger Basis in das Waldwildniskonzept der rot-rot-grünen Koalition einbeziehen könne.
Das Ministerium verweist darauf, dass die Stadt Wald auf rund 1040 Hektar besitzt und meint, ein adäquater Flächentausch mit der Staatswaldfläche am Possen liege im „öffentlichen Interesse“. Nun, jedenfalls wäre Herr Sühl „sehr verbunden, wenn Sie sich dem Vorschlag eines ausgleichenden Flächentausches Staatswald/kommunalwald im Kyffhäuserkreis, [...] grundsätzlich annähern könnten...“.
Der Stadtrat würde da sicher gern mitreden. Ergebnisoffen, kündigt Landrätin Antje Hochwind (SPD) an, soll in einer Arbeitsgruppe aus Kreistagsmitgliedern Mitgliedern zum Urwald am Possen diskutiert werden. Vielleicht könne man am Ende der Debatte der Landesregierung einen Vorschlag unterbreiten, der für die Region tragbar wäre, so Hochwind.
Auf den Brief angesprochen, rudert der Staatssekretär zurück. Einen Vorschlag zum Flächentausch habe das Ministerium nicht unterbreitet, vielmehr gebe es ein Diskussionsangebot. In erster Linie wolle man wissen, welche Interessen die Vertreter von Stadt und Kreis und damit die Bürger haben. „Wir wollen wissen, wie wir es umsetzen sollen“, sagt Klaus Sühl. Während das von der Linke-politikerin Birgit Keller geführte Landwirtschaftsministerium offenbar nach einem Weg aus der Sackgasse sucht, – bei dem der Freistaat nicht gleich 2500 Hektar seines bewirtschafteten Waldes verliert –, und dafür Sondershäuser Besitz ins Auge fasst, erklärte der grüne Fraktionschef Dirk Adams vor Kurzem „Wir sollten das machen“. Auf seiner Internetseite schreibt er: „Der im Thüringer Waldgesetz verankerten Schutzfunktion wird damit auf künftigen Wildnisgebieten wie dem Possen Vorrang eingeräumt.“Und die grüne Landtagsfraktion verteilt unterdessen Flugblätter in Sondershausen, in denen sie die Vorteile eines Urwalds vor den Toren der Stadt herausstreicht. Von den Schwierigkeiten, in denen das Projekt steckt, ist in der grünen Werbebroschüre nichts zu lesen. Auch im Landwirtschaftsministerium kann man sich vorstellen, dass das Thema Waldwildnis einmal umgesetzt wird. „Wenn die Umweltministerin einen der Vorschläge akzeptiert“, berichtet Klaus Sühl. Einigkeit sieht anders aus. Und in Sondershausen? Da wird man die Dinge in Ruhe angehen. „Der Bürgermeister wird das Gespräch mit dem Landwirtschaftsministerium nach seinem Urlaub suchen“, teilt Hauptamtsleiter Stefan Schard auf Nachfrage mit.
Ministerium interessiert sich für Bürgerwillen