Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Mann wütet mit Kettensäge in Büro
Im schweizerischen Schaffhausen verletzt ein psychisch Gestörter fünf Menschen – und flüchtet
Schaffhausen.
Es ist 10.39 Uhr am Montag, als der erste Notruf die Polizei erreicht. Kurze Zeit später befindet sich eine ganze Region im Ausnahmezustand: Ein brutaler Angriff mit einer Kettensäge hat den Schweizer Grenzort Schaffhausen erschüttert. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an, die Innenstadt Schaffhausens wurde abgeriegelt. Doch der Angreifer konnte zunächst entkommen. „Wir haben keine Ahnung, wo er sich aufhält“, sagte Major Ravi Landolt, der Einsatzleiter der Polizei, am Nachmittag. Es könne sein, dass er nach Deutschland geflohen ist.
Am Vormittag war der Mann in ein Bürogebäude nahe dem Bahnhof der 35 000-Einwohner-stadt eingedrungen – bewaffnet mit einer Kettensäge. In dem Haus befindet sich ein Büro der Krankenkasse CSS. Der Angreifer verletzt zwei Css-mitarbeiter, einen davon schwer. Mittlerweile ist das Opfer außer Lebensgefahr. Drei weitere Menschen werden leicht verletzt. Noch bevor die Polizei am Tatort eintrifft, flieht der Eindringling.
Die Ermittler sind sich schnell sicher, wer der Mann ist: ein 50 Jahre alter Schweizer. Über sein Motiv macht die Polizei aber keine Aussagen. Nach Recherchen der Schweizer Zeitung „Blick“ist er selbst Kunde bei der CSS. Fest steht laut Staatsanwalt Peter Sticher: „Die Tat hat sich klar gegen Mitarbeitende dieser Versicherung gerichtet.“Einen Terroranschlag schließt Sticher aus. Das Auto des Gesuchten – einen weißen VW Caddy – findet die Polizei kurz nach der Tat. Dann veröffentlicht sie Fahndungsfotos. Auf ihnen ist ein sichtlich verstörter Mann zu sehen. Anders als auf den Bildern habe er aber eine Glatze und eine „ungepflegte Erscheinung“. Der 1,90 Meter große Mann gilt als gefährlich und psychisch labil, womöglich sei er weiterhin mit der Kettensäge bewaffnet. Staatsanwalt Sticher warnt: Wer den Mann treffe, solle vorsichtig sein und ihn nicht ansprechen. Er reagiere oft aggressiv, wenn er sich angegriffen fühle.
Woher die Fahndungsfotos stammen, will die Polizei auf einer Pressekonferenz „aus ermittlungstaktischen Gründen“ t
Badenwürttemberg nicht verraten. Der Mann ist wegen des Verstoßes gegen die Waffengesetze vorbestraft. Was die Suche nach ihm schwierig macht: Der 50-Jährige ist ohne festen Wohnsitz. Zuletzt lebte er in einem Wald unweit von Schaffhausen. Dort entdeckten Polizisten auch das Auto, in dem Zeugen ihn am Tatort gesehen haben wollen.
Während Beamte aus der Schweiz und aus Baden-württemberg nach dem Flüchtigen suchen, herrscht in der Schaffhausener Altstadt Chaos. Stundenlang ist die Einkaufsstraße gesperrt, Mitarbeiter der umliegenden Geschäfte müssen hinter verschlossenen Türen ausharren. Anwohner dürfen nicht in ihre Wohnungen, sondern warten vor der Absperrung darauf, dass das Grauen endlich vorbei ist.
Sogar der Bürgermeister von Schaffhausen ist zwischenzeitlich im Rathaus eingesperrt. Dem Schweizer Fernsehsender SRF sagt der „Stadtpräsident“Peter Neukomm (55): „Hier kommt niemand rein und niemand raus. Auch wir hoffen, dass die Polizei den Täter bald fasst.“
Am späten Nachmittag hebt die Polizei die Sperrung der Altstadt wieder auf. Der Täter ist zu diesem Zeitpunkt aber noch immer auf der Flucht.
Der Bürgermeister sitzt in der Falle