Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Ein Erfolg, kein Triumph
über Fortschritte in der Aids-forschung
HIV und Heilung: So bahnbrechende Erfolge die Wissenschaft in der Aids-forschung gefeiert hat – es sind zwei Worte, die einander bislang ausschließen. Nun scheint ein Mädchen aus Südafrika von seiner Infektion mit dem Hi-virus geheilt. In ihrem Körper lassen sich keine lebenden Erreger mehr nachweisen. Eine medizinische Sensation, die da in Paris auf der Aids-konferenz vorgestellt wurde. Sie ist nicht die erste.
Eine Handvoll Fälle sind bekannt, in denen von Heilung die Rede war. Die Ärztin, die das neunjährige Mädchen betreut, sprach von einem „sehr interessanten Fall“. Interessanter Fall – zweifelsohne. Zumal die Mechanismen, die das Mädchen vor einer Vermehrung der Viren geschützt haben, nicht bekannt sind. Und vielleicht wird ihre Patientengeschichte irgendwann einmal zu einer verbesserten Hiv-therapie führen. Vielleicht zu einer Heilung.
Doch bislang bleibt sie ein Einzelfall. Viele Menschen auf der Welt bleiben von den immensen Fortschritten in der medizinischen Forschung ausgeschlossen. Dabei könnte das Leben mit einer früher fast zwangsläufig tödlich verlaufenden Hiv-infektion heute das Leben mit einer chronischen Krankheit sein: Rechtzeitig diagnostiziert, erreicht ein Infizierter oft nahezu das Alter eines gesunden Menschen und kann ein relativ normales Leben führen. Vorausgesetzt, er hat Zugang zu einer modernen Therapie.
Ja, richtig – mehr als die Hälfte der weltweit fast 37 Millionen Hiv-infizierten wird mit Medikamenten behandelt. Das ist ein Erfolg. Ein Triumph aber ist es nicht: Millionen bleiben unversorgt.