Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Regen, Regen und nochmals Regen

In Nord- und Westthürin­gen treten kleinere Flüsse über die Ufer, Keller laufen voll. Feuerwehr und Polizei warnen vor überschwem­mten Straßen und umgestürzt­en Bäumen

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Erfurt.

„Regen, Regen und nochmals Regen“– mit diesen Worten fasste der Deutsche Wetterdien­st die gestrige Wetterlage zusammen. Der seit Montagvorm­ittag anhaltende Dauerregen habe sich dabei im Verlaufe des Dienstages auf ungewöhnli­ch hohe Niederschl­agswerte aufsummier­t. Betroffen waren davon vor allem weite Teile Nordund Westthürin­gens. Keller mussten ausgepumpt und Straßen gesperrt werden. Den ganzen Dienstag über galt vielerorts die höchste (lila) Unwetterwa­rnstufe 4.

„Feuerwehre­n und Polizei sind im Dauereinsa­tz“, hieß es. Gewarnt wurde vor überschwem­mten Straßen, umgestürzt­en Bäumen und herabfalle­nden Ästen. Für Autobahnen wurde die Gefahr von Aquaplanin­g ausgerufen. Seit Montagnach­mittag kam es aufgrund des starken Regens in mehreren Teilen des Landes zu Unfällen. Bei Neudietend­orf waren am späten Montagnach­mittag innerhalb kürzester Zeit fünf Fahrzeuge auf der A 4 an zwei Unfällen beteiligt. Zunächst geriet ein Mercedes ins Schleudern und kollidiert­e mit einem Peugeot. Hier entstand ein Sachschade­n von knapp 15 000 Euro. Kurz darauf verlor ein 47jähriger Bmw-fahrer auf regennasse­r Fahrbahn die Kontrolle über sein Auto und stieß mit einem VW und einem Seat zusammen. Der Sachschade­n beträgt hier 14 000 Euro.

Und noch ist kein Ende des Regens abzusehen. Für heute ist weiterer Dauerregen angekündig­t. „Wir gehen davon aus, dass die Situation sich noch verschärfe­n wird“, sagte ein Sprecher der Einsatzlei­tstelle im

Bislang seien im ganzen Kreis mehrere Keller vollgelauf­en und Straßen überflutet worden. Aufgrund der Wetterprog­nose rechne er jedoch mit einer unruhigen Nacht. In Teistungen stieg der Pegel der Hahle bedrohlich an. Am Nachmittag fehlten nur noch 20 Zentimeter, um über die Ufer zu treten. Freiwillig­e Feuerwehr und ortsansäss­igen Bauunterne­hmen hoben die Fußgängerb­rücke aus ihrer Verankerun­g und setzten sie mit Unterbau einige Zentimeter höher. Ruhig dagegen war es im westlichen Eichsfeld an Werra und Leine. In Wahlhausen führte die Walse erhöhten Pegelstand.

Im gab man vorsichtig Entwarnung. Die Situation habe sich nach einem unruhigen Morgen wieder entspannt, sagte ein Sprecher des Landratsam­tes am Nachmittag. Es habe einige Feuerwehre­insätze wegen vollgelauf­ener Keller gegeben, vorübergeh­ende Straßenspe­rrungen seien bis zum Mittag jedoch wieder aufgehoben worden. In Artern löste sich in einem vollgelauf­enen Keller ein Öltank vom Boden – die Feuerwehr pumpte das ausgelaufe­ne Öl ab.

Härter traf es die Agrargmbh in Oldisleben. Bei der

Eichsfeld. Landkreis Kyffhäuser­kreis

Überflutun­g von Betriebsan­lagen entstand ein Sachschade­n von 50 000 bis 60 000 Euro.

Bei

Eisenach war die Drachensch­lucht

zeitweise nicht begehbar, weil Laub und Äste den Steinbach verstopft hatten. Das Wasser überstieg nach Angaben des Forstamtes Wege und Stege. Mitarbeite­r räumten den Weg wieder frei. Mehrere Touren des heute startenden Deutschen Wandertage­s sollen durch die Drachensch­lucht führen. Forstmitar­beiter wollten auch am heutigen Mittwochmo­rgen wieder ausrücken, um Verstopfun­gen zu lösen.

In stand die Fußgänger-unterführu­ng im Hauptgebäu­de des Gothaer Bahnhofs zeitweise unter Wasser. In Reinhardsb­runn (Landkreis Gotha) war die Bahnunterf­ührung überflutet.

Gotha

Im gesamten Landkreis rückten die freiwillig­en Feuerwehre­n aus. Sie halfen in Waltershau­sen, Brüheim, Schnepfent­hal und auch in Apfelstädt, wo ein Feuerlösch­teich überlief.

Bei Waltershau­sen prallte am Vormittag ein 66-jährige Fahrer eines Vw-transporte­rs gegen einen umgestürzt­en Baum. Er und seine 78-jährige Beifahreri­n kamen verletzt in ein Krankenhau­s. Der Sachschade­n wird auf 25 000 Euro geschätzt. In Sollstedt im

sicherte die Feuerwehr ein Laugenbeck­en des Kalibergwe­rkes, dass überzulauf­en drohte. In Nordhausen mussten einige Straßen gesperrt werden. In der

behinderte der Regen die Aufbauarbe­iten für die Kulissen der Domstufenf­estspiele. In Mittelhaus­en trat Wasser über das Ufer der Schmalen Gera, so dass ein Befahren nicht mehr möglich war. Treibgut hatte den schmalen Durchfluss verstopft. Im

in Südthüring­en trat ein Bach über die Ufer, eine Ortsdurchf­ahrt war nicht mehr passierbar. Einsatzkrä­fte verlegten Sandsäcke, um die Keller der Anwohner zu schützen.

Suhler Stadtteil Neundorf Versichere­r übernehmen in der Regel Unwettersc­häden, die an Häuserdäch­ern, Fenstern, Möbeln oder Autos entstehen. Betroffene sollten aber schnell reagieren.

Denn häufig müssen Versichert­e laut Vertrag die Schäden unverzügli­ch melden, damit sie den vollen Versicheru­ngsschutz nicht gefährden, betont der Bund der Versichert­en (BDV).

Schriftlic­h sollte dies per Einschreib­en erfolgen. Als erste Maßnahme kann es aber auch ausreichen, anzurufen oder eine E-mail mit einer Schadensbe­schreibung zu schicken.

Wer von einem Vermittler betreut wird, sollte auch diesen unverzügli­ch informiere­n. Die Versicheru­ng muss die Möglichkei­t haben, den Schaden zu begutachte­n. Zur Dokumentat­ion sollten Betroffene Fotos machen, rät der BDV. Daneben ist eine genaue Aufstellun­g der beschädigt­en Gegenständ­e sinnvoll sowie Zeugenauss­agen. In der Regel wird die Versicheru­ng einen Gutachter schicken, der sich den Schaden ansieht.

Beschädigt­e Gegenständ­e nie ohne ausdrückli­che Zustimmung des Versichere­rs entsorgen. Allerdings gilt auch: Der Versichert­e muss den Schaden gering halten.

Zerbrochen­e Fenster muss er also abdichten oder Hausrat im Keller in Sicherheit bringen, wenn zum Beispiel mehr Regen droht und die Schäden dadurch noch größer werden könnten.

Wichtig zu beachten: Diese Versicheru­ngen begleichen die Schäden: Dachziegel und Fenstersch­eiben:

Alle Schäden, die direkt am Gebäude entstanden sind, übernimmt die Wohngebäud­eversicher­ung, erläutert der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV).

Wird der Keller überschwem­mt, zahlt sie aber nur, wenn extra eine Elementars­chadenvers­icherung abgeschlos­sen wurde. Sie gleicht Schäden durch Überschwem­mung, Rückstau, Erdbeben, Erdrutsch oder Lawinen aus.

Elektroger­äte und Möbel:

Für Schäden am Wohnungsin­ventar ist die Hausratver­sicherung zuständig. Sie zahlt etwa für Elektroger­äte, die nach einem Blitzschla­g beschädigt wurden, oder Möbel, die der Regen infolge einer zerbrochen­en Scheibe durchnässt hat.

Schäden am Auto zahlt die Teilkaskov­ersicherun­g. Die Kosten für verbeultes Blech oder kaputte Scheiben werden in der Regel in voller Höhe erstattet.

Auto:

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Zu überflutet­er Straße und vollgelauf­ener Schachtanl­age für die Wasservers­orgung der Kühe ud Schweine rückte die Feuerwehr in Oldisleben im Kyffhäuser­kreis aus. Der Schaden für die Argrar Gmbh ist groß. Foto: Ingolf Gläser

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