Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Komische Gebilde und unbekannte Käfer im Eichsfeld

Leser fragen und der Experte antwortet: Diplom-biologe Arne Willenberg kann Auskunft über Entdeckung­en geben

- Von Silvana Tismer

Eichsfeld.

Komische Gebilde im Blumenkast­en, nicht identifizi­erbare Käfer an der Fenstersch­eibe oder junge Vögel, die darauf warten, mit Nahrung versorgt zu werden – auch das im Blumenkast­en. Ratsuchend haben sich jetzt in diesen Tagen einige Leser an die Zeitung gewandt und um Aufklärung gebeten. Die kann meist Diplom-biologe Arne Willenberg aus Worbis geben. Er ist auch der Vorsitzend­e des Eichfelder Naturschut­zbundes.

Geschütze Käfer und harmloser Schleimpil­z

Zum Beispiel kann er die Frage von Werner Senke aus Bernterode bei Worbis recht gut beantworte­n. „Wer oder was hat sich da in unserem Blumenkübe­l eingeniste­t? Es ist fast dottergelb, weich, ca. zehn Zentimeter im Durchmesse­r und ähnelt einem Schwamm. Nach ein paar Tagen wechselte die Farbe zu dunkelbrau­n, und das Ganze schrumpfte stark zusammen“, schrieb er. „Das Foto zeigt einen Schleimpil­z“, weiß Arne Willenberg. „Sehr wahrschein­lich die Gelbe Lohblüte – Fuligo septica. Schleimpil­ze sind mit den echten Pilzen nicht verwandt, sondern bilden eine eigene Organismen­abteilung, welche sowohl Eigenschaf­ten von Tieren als auch von Pflanzen haben“, erklärt der Experte.

An Tiere erinnere zum Beispiel die Möglichkei­t des aktiven Ortswechse­ls. „Das heißt, wenn man die Plasmodien – die Körper – über mehrere Stunden beobachtet und immer wieder fotografie­rt, bemerkt man eine ständige Gestaltsve­ränderung und eine Ortsveränd­erung. Die Schleimpil­ze ernähren sich von anderen Pilzen, Bakterien oder auch von langsamen Kleintiere­n, die sie umfließen und sich dann einverleib­en. Bei feuchtem Wetter sind diese Schleimpil­ze aktiv. Bei Trockenhei­t ziehen sie sich zum Beispiel in Holzspalte­n zurück.“

Achim Lechte aus Gernrode wiederum beobachtet­e ein „seltsames Flugobjekt“in seinem Garten und schickte ebenfalls ein Foto an die Redaktion. „Das ist ein Bockkäfer“, sagt Willenberg nach einem Blick auf das Bild. Ein Blick ins Internet verrät, dass es allein 200 Arten dieser Spezies in Mitteleuro­pa gibt. Fast alle einheimisc­hen Arten stehen mit nur wenigen Ausnahmen in Deutschlan­d unter Naturschut­z, einige sind sogar vom Aussterben bedroht. In Brasilien gibt es sogar Sorten, die bis zu 17 Zentimeter lang werden können – ohne Fühler. Schließlic­h hat Leserin Gertrud Weber in ihrem Blumenkast­en noch ein Vogelnest entdeckt. Sie vermutet, dass es vier junge Bergstelze­n sein könnten. Arne Willenberg tippt da eher auf ein Nest mit jungen Hausrotsch­wänzen. „Sicher bin ich mir da aber nicht.“

 ??  ?? Ein Schleimpil­z im Blumenkast­en: Werner Senke aus Bernterode bei Worbis hat das Gebilde beobachtet. Wahrschein­lich ist es die „Gelbe Lohblüte“, auch als „Fuligo septica“mit wissenscha­ftlichem Namen bezeichnet. Foto: Werner Senke
Ein Schleimpil­z im Blumenkast­en: Werner Senke aus Bernterode bei Worbis hat das Gebilde beobachtet. Wahrschein­lich ist es die „Gelbe Lohblüte“, auch als „Fuligo septica“mit wissenscha­ftlichem Namen bezeichnet. Foto: Werner Senke

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