Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
„Ich habe mich zu Hause gefühlt“
Regina Fasold hält Rückschau auf ihre Heiligenstädter Zeit als Leiterin des Literaturmuseums „Theodor Storm“
Heiligenstadt.
Alle Umzugskisten sind gepackt, der Möbelwagen für die Reise in die Lausitz bestellt. Zeit für Regina Fasold, promovierte Germanistin und Literaturwissenschaftlerin, Rückschau zu halten. Die Leiterin des Literaturmuseums „Theodor Storm“ist in den Ruhestand gegangen, kehrt dorthin zurück, wo sie herstammt, zieht in die Nähe von Kamenz. Bevor sie im Sommer 2003 in Heiligenstadt die Leitung des Literaturmuseums übernahm, war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig tätig.
Heiß war es damals bei ihrer Ankunft im Eichsfeld gewesen; Sommertage fast so wie in des Dichters „Regentrude“. Ein wohlbestelltes Haus habe sie von ihrer Vorgängerin übernommen, lobt Regina Fasold die Arbeit Antonia Günthers aus Heiligenstadt. „Es gab eine gute Konzeption, Sonderausstellungen, eine kleine, im Lauf der Jahre stetig anwachsende Kunstsammlung und die ebenfalls an Beständen zunehmende Museumsbibliothek – und es gab die Heiligenstädter Stormtage. Dann ging es los, mit immer neuen Aufgaben“, hebt Regina Fasold hervor.
Die erste große Herausforderung kam in Form eines Auftrages aus dem Stadthaus. Für die obere Etage des Museums sollte eine neue Dauerausstellung konzipiert werden, da die bestehende noch aus dem Jahr 1988, dem Jahr der Eröffnung, stammte. Im Dezember 2005 konnte das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Für dieses Projekt waren wir als Dreigestirn tätig“, charakterisiert sie das Zusammenwirken mit dem Heiligenstädter Bildhauer Werner Löwe und der Grafikerin Katharina Härtel aus Weimar. Auf Initiative des Lions Club Worbis-heiligenstadteichsfeld entstand 2006 der Rosengarten mit historischen Rosen am Stormmuseum, einladender Treffpunkt für die Heiligenstädter und ihre Gäste, Ort sommerlicher Rosenfeste. Regina Regina Fasold über den Beginn
Fasold glaubte an das Gelingen, den bisherigen Garten umzugestalten, obwohl hier und da pessimistische Stimmen ertönten, das würden doch bestenfalls unsere Kinder erleben. Es solle lieber alles so bleiben, wie es ist.
Von einer Zäsur im Jahr 2008 spricht die ehemalige Leiterin, war doch da die Zukunft des einzigen Stormmuseums im Osten Deutschlands ungewiss. Auf die Frage, ob sich eine Kommune in der Größe Heiligenstadts weiterhin zwei Museen leisten könne, wusste der am Haus ansässige Stormverein mit seiner Vorsitzenden Monika Potrykus die Antwort: „Wir übernehmen die Trägerschaft.“Allein eine Berichterstattung über die gemeinsame erfolgreiche Arbeit würde Seiten füllen. Zahlreiche Namen stets hilfsbereiter Mitglieder könnte Regina Fasold, selbst dem Verein angehörend, aufzählen. Stellvertretend nennt sie die Vorsitzende und Heinrich Scholle. Ohne den Verein wäre es nicht möglich gewesen, die beliebte Nachmittagsreihe „Zum Tee bei Theodor Storm“ins Leben zu rufen. Die Anregung hierfür kam von Museumsbesuchern, die sich außer am Abend in den Nachmittagsstunden anspruchsvolle Angebote wünschten. Unbedingt erwähnt werden müssen die umfangreichen Vorbereitungen der international geschätzten Stormtage, Veranstaltungen mit Schulklassen, Führungen von Besuchergruppen, Kontakte zu deutschen und ausländischen Wissenschaftlern und zur Stormgesellschaft in Husum, deren Mitglied Regina Fasold ist.
Zum Abschied unterstreicht sie, so Vieles sei ihr in Heiligenstadt ans Herz gewachsen, so vielen Menschen fühle sie sich verbunden. In ihrer Freizeit wird ihr das Singen im Chor der evangelischen Martins-gemeinde fehlen. Regina Fasold war schon in der Stormforschung und in der Publikation von Stormliteratur aktiv, bevor sie ins Eichsfeld kam, hat das hier fortgesetzt und will daran nichts ändern. Sobald ihr privates Arbeitszimmer eingerichtet ist, die Bücherkisten ausgepackt sind, wird sie erneut ihre wissenschaftliche Arbeit aufnehmen. „Da geht man nie in Rente.“
Eines weiß sie schon heute: Im Sommer, zu den Stormtagen, will sie nach Heiligenstadt kommen. Jetzt verlässt sie die Stadt mit der Überzeugung: „Es war eine richtig gute Zeit. Ich habe mich hier zu Hause gefühlt.“
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„Ich habe ein wohlbestelltes Haus übernommen.“