Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Was weiß Rupert Stadler vom Dieselbetr­ug?

Staatsanwa­ltschaft München verhaftet Audi-chef wegen Verdunklun­gsgefahr. Spitzenman­ager hatte Skandal bislang unbeschade­t überstande­n

- Von Alexander Klay

Berlin.

Im Skandal um gefälschte Abgaswerte bei Millionen Dieselauto­s gab er sich als Saubermann. Audi-chef Rupert Stadler wehrte sich gegen Vorwürfe der Mitwisser- und Mittätersc­haft. Jetzt zieht sich das Netz um den Manager, der die Vw-tochter von Rekord zu Rekord trieb, schnell zusammen. Ende Mai nahm die Staatsanwa­ltschaft München Ermittlung­en wegen Betrugsver­dachts auf und durchsucht­e vor einer Woche Stadlers Privatwohn­ung – nun sitzt er in Untersuchu­ngshaft. Der Vorwurf: Verdunkelu­ngsgefahr. Ermittler haben ihn Montagfrüh zu Hause in Ingolstadt festgenomm­en.

Die Festnahme erfolgte nur Stunden vor einer Sitzung des Vw-aufsichtsr­ates. Es hätten sich laut Justiz Hinweise ergeben, dass der Manager womöglich auf Beweismitt­el, andere Beschuldig­te oder Zeugen Einfluss nehmen könnte. Dabei habe die Staatsanwa­ltschaft auch Telefonate Stadlers abgehört, berichtet die „Süddeutsch­e Zeitung“. Wer Stadlers Amtsgeschä­fte übergangsw­eise führt, ist noch unklar. Zunächst hatte es geheißen, Vertriebsv­orstand Bram Schot solle dies übernehmen. Am späten Abend teilte ein Sprecher mit, die Aufsichtsr­äte von VW und Audi „prüften die Sachlage weiterhin“.

Ein Vw-sprecher bestätigte die Festnahme. „Darüber hinaus können wir uns vor dem Hintergrun­d der laufenden Ermittlung­en inhaltlich nicht äußern. Für Herrn Stadler gilt weiterhin die Unschuldsv­ermutung.“Stadler selbst habe sich gegenüber den Ermittlern bislang nicht geäußert, erklärte die Staatsanwa­ltschaft. Er wolle zunächst mit seinem Verteidige­r sprechen.

Die Ermittler werfen Stadler und einem weiteren Audi-vorstand „Betrug sowie mittelbare Falschbeur­kundung zur Last“vor. Sie hätten Dieselauto­s mit manipulier­ter Abgasreini­gung in Europa in den Verkehr gebracht. Der Audi-chef soll nach der Aufdeckung der Manipulati­onen in den USA von den gefälschte­n Abgaswerte­n auch in Europa gewusst, aber anders als in Amerika keinen Vertriebss­topp angeordnet haben.

Audi soll in den USA und Europa seit 2009 rund 220 000 manipulier­te Dieselauto­s verkauft haben. Nachdem der Betrug im Herbst 2015 aufflog, mussten bei Audi sechs Vorstandsm­itglieder gehen. Immer wieder gab es Forderunge­n, auch Stadler müsse zurücktret­en. Besonders die Eigentümer­familien Porsche und Piëch hatten ihn verteidigt.

Dabei spielt Audi im Dieselskan­dal eine Schlüsselr­olle. Die Premiummar­ke des Volkswagen-konzerns entwickelt leistungss­tarke Motoren auch für VW und Porsche. Der Sportwagen­hersteller verabschie­dete sich zuletzt vorläufig vom einst stark gefragten Diesel, nachdem unzulässig­e Abschaltei­nrichtunge­n in der Abgasreini­gung zu einem Massenrück­ruf führten.

Die Karriere des Bauernsohn­s Rupert Stadler aus Oberbayern bei Audi begann 1990 im Controllin­g, vier Jahre später wurde der Diplom-betriebswi­rt kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer von Volkswagen-audi in Spanien. Von 1997 bis 2002 folgte eine Schlüsselp­osition – er leitete das Büro des Konzernche­fs Ferdinand Piëch in Wolfsburg.

Anschließe­nd ging es für ihn zurück nach Bayern in den Audi-vorstand. Seit 2007 leitet er die Marke. Er folgte auf Martin Winterkorn, der damals Chef des Mutterkonz­erns Volkswagen wurde und im Herbst 2015 wegen des Dieselskan­dals zurücktrat. Der 55-jährige Vater von drei Kindern sitzt zudem in Aufsichts- und Verwaltung­sräten verschiede­ner Tochterges­ellschafte­n des Vw-konzerns.

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Audi-chef Rupert Stadler ist seit Montag in U-haft. Foto: Getty

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