Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Es duftet nach Festspielzeit
Die Staatskapelle Weimar führt Camille Saint-saëns’ Oper „Samson et Dalila“als Konzert auf
Weimar.
Oper konzertant in einem Sinfoniekonzert aufzuführen, zählt zu den Ausnahmen des Musiklebens. Die Staatskapelle Weimar und ihr Chef Kirill Karabits hatten für solch ein außergewöhnliches Unterfangen gute Gründe. Camille Saint-saëns’ Oper „Samson et Dalila“feierte 1877 bei ihrer Weimarer Uraufführung einen triumphalen Erfolg, erblickte 1907 letztmalig das hiesige Bühnenlicht und ist aufgrund ihrer auch durch Franz Liszt beeinflussten Entstehungsgeschichte ein besonderes Werk, eine von 13 Opern Saintsaëns’, die sich im Musikleben behaupten konnte und heutzutage wohl noch schwerer in Szene zu setzen ist als Verdis „Nabucco“.
Der biblisch basierte Stoff erzählt die Geschichte des von Gott auserwählten Hebräers Samson und der von ihm geliebten Feindin aus dem Volk der Philister Dalila, welche ihn ob ihrer unwiderstehlichen Verführungskunst seiner kraftspendenden Haarpracht beraubt. Am Ende bringt der geschorene Held den Tempel unter atemberaubendem Wehgeschrei der Menge zum Einsturz.
Ungeachtet des historischen Sujets birgt das Werk musikalische Facetten, die nur zur Wirkung gelangen, wenn sie spitzenmäßig interpretiert werden. Umrahmt von gewaltigen Klangexplosionen finden sich leicht atmende Romanzen, seidenweiche Vorspiele, gregorianisch anmutende Chöre, Marsch-intonationen, eine geschickte bildmalerische Instrumentierung, aber auch figurationsmäßiger Leerlauf. In der großen Liebesszene des zweiten Aktes jedoch entfaltet das Werk seinen schönsten, intimsten und unwiderstehlichen Klangrausch.
Die Super-aufführung rechtfertigte das konzertante Experiment vollkommen. Opern- und Extrachor des Deutschen Nationaltheaters ließen sich von den blühenden Klangwogen der Staatskapelle vollkommen tragen. Alik Abdukayumov (Oberpriester des Dagon), Máté Sólyom-nagy (Abimelech) und Daeyoung Kim (Alter Hebräer) offerierten mit grimmigvoluminösem Timbre perfekt den Klang der vor Unheil warnenden Gesetzeshüter.
Und die stimmlich hinreißenden Protagonisten – Nadine Weissmann (Dalila) und Corby Welch (Samson) – sangen sich großartig wie unvergessen in die Herzen des begeisterten Publikums. Keine Frage: Im zehnten Sinfoniekonzert der Weimarer Staatskapelle duftete es in der Weimarhalle nach Festspielzeit.