Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Verhaltenes Fußballfieber
Na, das war ja wohl nichts. Die deutschen Nationalspieler wirkten am Sonntag bei der 0:1-Niederlage gegen Mexiko müde und gewannen kaum einen Zweikampf. Euphorie kommt da nicht auf. Aber irgendwie fühlt sich das Ganze für mich auch nicht an wie vor vier Jahren. Und auch mit der Stimmung 2006 ist es dieses Mal nicht zu vergleichen. Zum Beispiel sehe ich weniger Fahnen an Häusern und Autos als noch vor vier Jahren. Das mag damit zusammenhängen, dass Patriotismus mittlerweile einen bitteren Beigeschmack bekommen hat und auch ab und zu mit Nationalismus verwechselt wird.
Vielleicht liegt es aber auch am Verband, der diese Weltmeisterschaft organisiert und daran, dass ich von deren Arbeitsweisen immer mehr erfahre – mich auch mehr dafür interessiere als früher. Wie viele Fußballweltmeisterschaften am Ende gekauft waren oder werden – da will man fast gar nicht drüber nachdenken. Und dann gewinnen wir noch nicht mal unser Auftaktspiel. Da vergeht mir glatt die Lust zu gucken. Aber ich sehe mich am Samstag ja trotzdem wieder vor der Leinwand sitzen. Fußball hat eben doch seine Strahlkraft auf mich. Martin Heinemann, Hauptamtsleiter VG Hanstein/rusteberg, zur harten Ausbildung Kleinbartloff. Im Eichsfeld wird investiert, und zwar nicht nur in den Städten – auch kleinere Gemeinden wollen attraktiv sein und nehmen Geld in die Hand.
Dass man nicht nur wie am Wochenende anlässlich des 111-jährigen Bestehens der Feuerwehr gut feiern, sondern auch zufassen kann, zeigen die Kleinbartloffer. „Wir haben dieses Jahr einiges vor“, sagt Bürgermeister Guido Gille und legt eine Liste mit Vorhaben auf den Tisch, die daran keinen Zweifel lässt.
Die Arbeiten werden nicht auf die lange Bank geschoben. Da sind zum Beispiel das Gemeindezentrum und der Kindergarten. Das Gebäude muss trockengelegt werden, zudem geht es um die Erneuerung und Neugestaltung der Pflasterflächen einschließlich der Zufahrt. Die Arbeiten sind zwischen Juni und August anvisiert. Investitionsvolumen: rund 75 000 Euro.
Mit etwas Stolz blickt der Bürgermeister bei seinen Wort in Richtung der Kindereinrichtung „Gänseblümchen“. Die Tagesstätte ging jüngst ein Gemeinschaftsprojekt mit der Lebenshilfe Leinefelde-worbis und dem örtlichen Karnevalsverein an. Am Ende stand unter anderem ein Hochbeet. Im Haus selbst wurde im Vorjahr auch eifrig gebaut und modernisiert. 55 000 Euro kostete das. Nun gibt es ein Kinderbistro, und statt 34 können 38 Kinder betreut werden.
Gleich hinter dem Haus befindet sich der öffentliche Spielplatz. Die Gestaltung des Areals sowie den Kauf moderner Spielgeräte ließ sich die Kommune 14 000 Euro kosten.
Wesentlich kostenintensiver ist der Bau eines Rad-fußweges von Birkungen zum Ortsteil Reifenstein, den die Kommune mit dem Straßenbauamt und Birkungen im Zuge der L 1032 auf einer Länge rund 2,1 Kilometer angeht. Der Anteil von Kleinbartloff/reifenstein liegt bei 1,6 Kilometern. Die Gesamtkosten betragen um die 863 800 Euro, auf die Gemeinde Kleinbartloff entfallen 326 000 Euro. Der Zuwendungsbescheid im Rahmen der „Förderung Kommunaler Straßenbau“sei mittlerweile da, sagt Gille, der froh ist, dass die Maßnahme zu 90 Prozent gefördert wird. Baubeginn ist in diesem Jahr, der Abschluss 2019.
Ein weiteres großes Projekt geht Kleinbartloff mit der Erweiterung des Friedhofes an. Vergangenes Jahr wurden bereits 35 000 Euro investiert. Es ging an die Grabenverrohrung und eine geschotterte Parkfläche mit Einlaufbauwerk im Grabenbereich. Unter anderem wurde auch ein Konzept für die neu geschaffene Fläche erstellt, Bäume, Sträucher und Büsche beim neuen Parkplatz gepflanzt. Dieses Jahr geht es weiter, denn neue Grabformen und Bestattungsmöglichkeiten sind geplant. Außerdem, so Gille, soll das Areal parkähnlicher werden. Grabfelder werden gestaltet, Flächen und Wege angelegt, dazu ein Platz für Container. Und es wird weiter bepflanzt.
Und der Ortschef ist noch nicht am Ende mit seiner Liste. Aus der geht hervor, dass Festhalle und Bauhofgebäude einen neuen Anstrich bekommen, die Willkommensschilder in Reifenstein und Kleinbartloff erneuert werden und die Instandhaltung beziehungsweise Fassade des Hochbehälters am Holzweg im Plan stehen. Die Arbeiten für rund 18 000 Euro sollen in diesem und im kommenden Monat erfolgen. Derweil sind die Arbeiten am Holzweg selbst bereits abgeschlossen, doch Risse an anderen Abschnitten gilt es noch zu beseitigen.
Gerade fertig ist nach einjähriger Bauzeit die Ziegelgasse, die grundhaft erneuert wurde. Bautechnisch, so der Bürgermeister, war sie in einem sehr schlechten Zustand, „Berg und Tal, der Abwasserkanal zu klein, alt und undicht. Er lag zu hoch, und es gab zu wenig Straßenlampen.“Zusammen mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZ) „Eichsfelder Kessel“und der Firma Ernst & Herwig ging es ans Werk. Um die 639 000 Euro schlugen zu Buche, die Gemeinde steuerte über 270 000 Euro bei, der WAZ übernahm 362 000 Euro, erneuerte den Mischwasserkanal und die Trinkwasserleitung, verlegte Hausanschlüsse. Und wie es von Fachbereichsleiter Oliver Thiele hieß, soll der Ort bis 2025 an die Kläranlage angeschlossen sein. Die Ziegelgasse hat mit neuer Fahrbahn und Nebenanlagen sowie Led-beleuchtung nun ein neues Gesicht und zudem ein Leerrohrsystem für Glasfaserkabel. Dafür, dass die Anwohner mitzogen und geduldig waren, bekamen sie ein großes Lob. Als Dankeschön durften die älteste Anwohnerin, die 95jährige Regina Beckmann, sowie die Jüngsten, Margaretha Niesing und Conner Schreier, das Bändchen durchschneiden.