Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Tanz, Gespräche und Süßes zum Zuckerfest
Syrische Familien aus Heiligenstadt und Worbis luden zu ihrem größten Ereignis des Jahres ein
Heiligenstadt.
Große Aufregung bei kleinen Mädchen – dann die letzte Probe. Schließlich sollte bei ihrem Tanz zur Eröffnung des Zuckerfestes am Sonntag alles klappen. Dass sich ihre Anstrengungen gelohnt hatten, bewies kurze Zeit darauf der für sie bestimmte Beifall. Im „Café Vielfalt“der Caritas in der Schlachthofstraße feierten syrische Familien mit ihren deutschen Gästen das Ende des Fastenmonats Ramadan. Begrüßt wurden sie von Dania Alassad aus Worbis: „Herzlich willkommen. Danke, dass Sie gekommen sind. Es ist sehr wichtig für uns, dass sie mit uns feiern.“Während der Vorbereitung hatten die syrischen Frauen Cornelia Prockl von der Koordinationsstelle Flüchtlingshilfe der Caritas und ihrem deutschen Helferkreis gesagt, sie fühlen sich selbst für die Vorbereitungen verantwortlich.
Jeder Gast wurde mit süßem Gebäck beschenkt. Mohammed Malaz Alasad erklärte die Bedeutung des für Muslime größten Festes. Der Student aus Göttingen hat seine Familie in Worbis. Obwohl der Name Zuckerfest in der Umgangssprache gebraucht wird, sprechen seine syrischen Landsleute vom Fest des Fastenbrechens nach dem Monat Ramadan. Fasten heißt hier, tagsüber auf das Essen zu verzichten. Aber auch, aus der alltäglichen Routine zu kommen, über seelische und moralische Veränderungen im Leben nachzudenken, schlechte Gewohnheiten abzulegen, kritisch und individuell zu überprüfen, was zu tun sei, um ein besserer Mensch zu werden. Es gehört zu den angestrebten Zielen, anderen Menschen keinen Schaden zuzufügen, ihnen Hilfe zuteil werden zu lassen.
Das Fest des Fastenbrechens wird stets mit Verwandten, Freunden, Bekannten gefeiert. „Miteinander die Freude teilen“, das gelte, so Alasad, für alle Generationen. Kinder bekommen von ihren Eltern Süßigkeiten, Geschenke und neue Kleidung. Von dem Geld, das sie erhalten, dürfen sie sich etwas kaufen. Mit deutschen Advents- oder Weihnachtsmärkten vergleichbar, werden in Syrien mobile Spielplätze aufgebaut.
Auch in Heiligenstadt erhielten am Sonntag die Kinder Spielzeug und Bilderbücher. Luftballons schwebten zur Decke, Musik erklang, bevor im „Café Vielfalt“und an den Tischen im Freien zur Kaffeetafel eingeladen wurde.
Manar Jadini, der mit seiner Familie in Heiligenstadt lebt, betonte, wie wichtig für ihn Gespräche und Begegnungen von Angehörigen unterschiedlicher Kulturen sind. Helfen doch solche Kontakte, mehr voneinander zu erfahren und Verständnis für das Leben der Menschen aus einem jeweils anderen Kulturkreis zu fördern.