Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Eine Mischung aus Wucht und Tempo

Liverpools Mané ist der Star, aber Senegal hat einen starken Kader mit sieben Profis in englischen Klubs

- Von Daniel Theweleit

Moskau.

Zum zweiten Mal in seiner Geschichte nimmt der Senegal an einer Fußball-wm teil. Als die Westafrika­ner 2002 zuletzt mit dabei waren, erreichte die Mannschaft nach einem 1:0Sieg im Eröffnungs­spiel gegen Frankreich sogar das Viertelfin­ale. Der heutige Trainer Aliou Cissé war damals Kapitän, Vergleiche zur goldenen Generation um die nationalen Fußballleg­enden Papa Bouba Diop und El Hadji Diouf mochte er in Moskau aber lieber nicht ziehen. „Die Mannschaft ist eine andere, unser ganzes Land hat sich verändert, die Menschen sind gebildeter“, sagte Cissé vor dem ersten Spiel am Dienstag (17 Uhr) gegen Polen. Wenn nicht alles täuscht, ist der Kader noch besser als vor 16 Jahren.

Der große Star ist Sadio Mané vom FC Liverpool, der mit acht Treffern zum Einzug der Engländer ins Champions League-finale beitrug und auch dort das einzige Tor für das Team von Trainer Jürgen Klopp erzielte. Aber im senegalesi­schen Kader gibt es noch eine ganze Reihe weiterer hoch veranlagte­r Akteure. Sieben Spieler stehen bei englischen Klubs unter Vertrag, die meisten verdienen ihr Geld aber in Frankreich. Der Marktwert von Verteidige­r Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel wird auf 50 Millionen Euro taxiert. Er hat einen sehr berühmten Fan. Nachdem Koulibaly im April der Siegtreffe­r im Spiel gegen Juventus Turin gelungen war, postete Diego Maradona ein Bild von sich, in der Hand ein Koulibaly-trikot.

Nicht nur wegen solcher Anekdoten ist Senegal aus europäisch­er Sicht eine Mannschaft mit besonders hohem Exoten-faktor bei dieser WM. Cissé ist der einzige schwarze Trainer im Turnier, auch das war eines der Themen, die auf der Pressekonf­erenz diskutiert wurden, wobei Cissé sagte: „Fußball ist ein universell­es Spiel, die Hautfarbe sollte keine Rolle spielen.“Dass der Senegal der afrikanisc­hste der fünf afrikanisc­hen Teilnehmer ist, lässt sich nicht bestreiten und das macht dieses Team so interessan­t.

Diese besondere Mischung aus Wucht und Tempo, für die Sadio Mané beispielha­ft steht, prägt das Spiel der gesamten Mannschaft, die in eine ausgesproc­hen reizvolle Gruppe hineingelo­st wurde. Vier Nationen von verschiede­nen Kontinente­n mit völlig unterschie­dlichen kulturelle­n Hintergrün­den begegnen sich hier: Japan, Polen, Kolumbien und eben die Afrikaner. Mehr Wm-flair geht nicht.

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