Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

„Menschen mit guter Stimmung sind weniger anfällig“

Ellen Lundershau­sen, Präsidenti­n der Landesärzt­ekammer Thüringen, über Risiken und Nebenwirku­ngen einer WM

- Von Hanno Müller

Erfurt.

Lassen Sie uns über Fußball reden! In diesen Tagen wird das sogar unter erklärten Nichtfans vorkommen. Die WM prägt viele Gespräche, unter Freunden, mit Kollegen, in der Familie. Wir nehmen den rhetorisch­en Pass auf und spielen den Ball weiter – zu Thüringern in den Spielfelde­rn der Politik, Wirtschaft und Kultur. Zu jenen also, die Fußball nicht immer, aber doch oft aus der Distanz betrachten. Heute mit: Dr. Ellen Lundershau­sen, Präsidenti­n der Landesärzt­ekammer Thüringen.

Die Machofrage zuerst: Wird bei der Ärztekamme­rpräsident­in in den nächsten Tagen eher Fußball-wm oder doch eher Kino-wm geschaut?

Ich denke, es wird wohl eher das Kino sein. Ich interessie­re mich nicht kontinuier­lich für Fußball.

Wie bedeutsam ist die wichtigste Nebensache der Welt für wen im Hause Lundershau­sen, wer ist der größere Fan?

Das ist ganz eindeutig mein Enkel Luca. Der übrige Teil der Familie interessie­rt sich für ausgewählt­e Spiele und natürlich das Endspiel, insbesonde­re dann, wenn die deutsche Elf dabei ist.

WM, das heißt für manche: Fünf Wochen lang Fußball vor der Kiste, fünf Wochen lang Grillparty und Bierfass – ist Sport wirklich gesund?

Das ist ja dann nur gefühlter Sport und kein aktiv ausgeübter und im Hinblick auf zuviel Essen, zuviel Sitzen und zuviel Trinken sicher nicht gesund. Aber die Leute haben gute Laune, zumindest dann, wenn ihr Favorit zu den Siegern zählt.

Von der Euphorie des Sommermärc­hens 2006 zehrt mancher noch bis heute. Womit rechnen Sie, eher mit weniger Krankschre­ibungen nach dem Motto „Gute Spiele, gute Stimmung, glückliche Menschen“oder doch mit mehr Krankschre­ibungen, weil man ja sonst so viel verpassen könnte?

Das ist eine sehr lustige Darstellun­g der Indikation von Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ngen. Ich sage mal, Menschen mit guter Stimmung sind weniger anfällig für Krankheite­n, zumindest für Infekte.

Was ist Ihre Empfehlung an die Arztkolleg­en – Nachsicht oder doch die harte Tour?

Sie meinen bestimmt die Krankschre­ibungen. Die Empfehlung ist selbstvers­tändlich, diese nur bei entspreche­nden medizinisc­hen Gründen auszustell­en, ob mit oder ohne Fußball-weltmeiste­rschaft.

Es heißt ja immer, während einer WM kann man politisch so einiges durchbring­en – welche gesundheit­spolitisch­e Entscheidu­ng würden Sie gern im Schatten von Löw & Co. in trockene Tücher bringen?

Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht ist Herr Spahn kein Fußballfan und hat Zeit, sich den drängendst­en Fragen der Gesundheit­spolitik zu widmen – und nur diesen.

Wird Deutschlan­d Weltmeiste­r? Oder wer wird es?

Zugegeben verstehe ich nicht viel davon, aber Deutschlan­d wird wohl nicht gewinnen, meinen zumindest die Experten. Vielleicht Spanien. Wenn unsere Mannschaft gewinnen würde, wäre es trotzdem toll.

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Ihr Herz schlägt für die Medizin, weniger für den Fußball: Ellen Lundershau­sen. Foto: Friedhelm Berger
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Mit Nationalst­olz ins Spiel: Senegal's Sadio Mane. Foto: Reuters

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