Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Überschaub­are Leistung

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über die Resteverwe­rtung der Gebietsref­orm

Der Innenminis­ter war sichtlich zufrieden mit sich und seinem Reformstaa­tssekretär. Rechnet man zusammen, wie viele Gemeinden sich in seiner noch kurzen Amtszeit zusammensc­hließen sollen, kommt man auf über 300. Das ist doch was.

Aber alles ist eben relativ. Einmal abgesehen davon, dass unter der vorherigen – Cdu-geführten – Regierung ähnlich viele Gemeinden zusammenta­ten: Im Vergleich zu dem, was sich Rot-rot-grün vornahm, ist die Leistung überschaub­ar.

Die Kreisrefor­m wurde abgesagt, und das wahrschein­lich für immer. Und um die wirklich gemeine Aufgabe, Gemeinden gegen ihren Willen zu fusioniere­n, hat sich die Regierung gedrückt. Mag sein, dass am Ende die Zeit fehlte. Doch es mangelte auch an Willen.

Was dem erst im vorigen Spätsommer installier­ten Innenminis­ter beim Thema Gebietsref­orm nur übrig blieb, waren die freiwillig­en Gemeindefu­sionen. Die Prämien wurden verdoppelt, die Antragfris­ten verlängert und die Vorgaben aufgeweich­t.

Im Ergebnis wird ein Großteil des Geldes, das für die gesamte Reform geplant war, für freiwillig­e Neuglieder­ungen ausgegeben – die in mehr als jedem zweiten Fall dem gültigen Leitbild widersprec­hen. Für die einzelne Kommune mag das kurzfristi­g profitabel sein: Langfristi­g werden es die meisten der neuen Gemeinden schwer haben.

Dass dies wirklich in der nächsten Wahlperiod­e korrigiert wird, unter Zwang, ist trotz der markigen Aussagen des Ministers zweifelhaf­t. Selbst wenn Rot-rot-grün nach 2019 weiterregi­eren darf: Das Trauma der gescheiter­ten Großreform wird nachwirken.

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Martin Debes

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