Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Eine Wette auf die Zukunft

Knapp eine Milliarde Euro haben die Thüringer Kommunen ins Energieges­chäft investiert – nicht alle Städte und Gemeinden sind damit einverstan­den

- Von Kai Mudra

Erfurt.

David gegen Goliath, gern wird dieses biblische Gleichnis bemüht. Der Kampf des vermeintli­ch schwächere­n künftigen Königs Israels gegen den Riesen. David gewinnt mit seiner Steinschle­uder. Nicht immer ist Größe entscheide­nd.

Stefan Reindl, Chef der Thüringer Energie AG (Teag), gefällt ein zweiter, modernerer Vergleich noch besser. Das gallische Thüringen als widerspens­tiger Teil des Energierie­sen Eon. Asterix, Obelix und Idefix lassen grüßen. Die aufmüpfige­n Comic-helden, die immer wieder die Römer austrickse­n, um sich ihnen nicht zu unterwerfe­n.

Dieses Sinnbild beamt der Energieman­ager vor einer Woche als Karte an die Wand. Stefan Reindl zieht am nördlichen Stadtrand von Erfurt Bilanz. Die Teag feiert in ihrer Zentrale den fünften Geburtstag und verkündet eine 20-Millionen-euro-investitio­n am Standort. Unter anderem entstehen Gebäude für Forschung und Ausbildung.

„Bei unseren früheren Hauptaktio­nären hießen wir die Gallier“, erinnert sich Stefan Reindl beim Festakt. Hauptaktio­när war in Düsseldorf am Rhein der rote Energierie­se Eon.

Mit der heutigen Teag gelingt vor fünf Jahren gegen viel Widerstand das Herauslöse­n und die Kommunalis­ierung eines Energiever­sorgers. Kein kleines Unternehme­n, Banken müssen dem Zweckverba­nd der Thüringer Gemeinden und Städte knapp eine Milliarde Euro vorschieße­n, damit dieser das Geschäft durchziehe­n kann.

Bisher läuft der Deal erfolgreic­h, auch wenn es hinter der kommunalen Fassade immer wieder rappelt. Gestritten wird über den Umgang und die Nutzung der Anteile am Energiekon­zern. Es locken Millionen von Euro.

Doch dazu gleich noch mehr.

Kommunale Anteile nicht leichtfert­ig verkaufen

„Ist das ein ehrenvolle­r Name oder nicht“, fragt der Energieman­ager spitzbübis­ch Hunderte von Ehrengäste­n. Ihm hören auch zahlreiche Bürgermeis­ter zu, deren Kommunen den Hauptantei­l am Unternehme­n halten. Der Teag-chef meint den Spitznamen: „Die Gallier“.

Der Weg bis zur Fünf-jahr-feier gleicht ein bisschen dem, was auch die Gallier immer wieder mit ihren Römern erleben. 1994 übernimmt ein damals bayerische­r Konzern, genannt Viag, von der Treuhandna­chfolge die Anteilsmeh­rheit an der Thüringer Energiever­sorgung. Bayerische Verhältnis­se und Vorstellun­gen wurden den hiesigen Stromnetze­n über geholfen. Ein weiterer Anteil ging an die Thüringer Kommunen.

Doch nichts währt ewig. Und so verschmelz­en zur Jahrtausen­dwende die Konzerne Veba und Viag neu zu Eon. Dabei fallen schon damals die Thüringer

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