Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Dance-hit aus dem virtuellen Studio
Countrysängerin Shannon Labrie aus Nashville hat sich auf der neuen Single der „Boogie Pimps“aus Erfurt verewigt
Erfurt.
Jeder Sommer braucht auch einen richtigen Sommerhit. Etwas fürs Herz. Das dachte sich wohl auch der Erfurter DJ und Musiker Marcus Rudloff – und bastelte in seinem kleinen Studio die brandheiße Single „Headdown“. Unterstützung erhielt der „Boogie Pimps“-mann dabei von einer stimmgewaltigen Frau aus dem fernen Nashville in den USA: Shannon Labrie, einer angesagten Countryund Folksängerin.
Eine wahrlich ungewöhnliche Symbiose: „Die Anregung für die Zusammenarbeit ging vom Münchner Musikverlag Bailer Music aus“, erzählt Rudloff. Doch schon ein paar Videokonferenzen später waren alle Seiten von dem musikalischen Vorhaben begeistert. „Mir fiel sofort ihre außergewöhnliche Stimme auf – ein enormer Wiedererkennungswert“, schwärmt der Thüringer weiter.
Der Atlantik, 7000 Kilometer Entfernung, sieben Stunden Zeitverschiebung – alles kein Problem mit der heutigen Technik. Über die Recordingsoftware Nuendo trafen sich die beiden Musiker in einem virtuellen Studio – und kreierten gemeinsam die neue Nummer. Während Shannon Labrie in Nashville ihren Part in aller Seelenruhe einsang, saß DJ Marcus Rudloff in seinem kleinem Hochheimer Musikstudio hinter den Reglern. „Ich hatte ziemlich schnell die Melodie, die Harmonien im Kopf und Shannon schrieb den passenden Text dazu“, verrät der 43-Jährige.
Der nun veröffentlichte Song „Headdown“ist typisch „Boogie Pimps“. Dichtes Klangwerk, trockene Beats, nur wenig Schnickschnack. Der Bass pumpt, im Hintergrund sind regelmäßig die sogenannten Claps zu hören, die Handklatscher. Üblich bei Dancemusik: Four-to-the-floor, ein Viervierteltakt, perfekt für alle Tanzflächen dieser Welt.
„Heutzutage ist mit Technik vieles möglich“, erklärt der DJ. Beispielsweise wurde Shannons Stimme gedoppelt und kompremiert, ein feiner Chorus-effekt verpasst dem trocken-knackigen Sound eine liebliche Weite. „Wir haben so lange getüftelt, bis es unserer Meinung nach perfekt war – eine wirklich tolle und professionelle Zusammenarbeit“, sagt Rudloff. Der Refrain des Songs ist melodisch und einprägsam.
Jetzt hoffen die beiden, dass der Song auch den Nerv der Szene trifft. Im Internet steht „Headdown“zum Streamen bereit, neben einer Radio-version gibt es einen Mix für professionelle DJS. Die Musikkollegen entscheiden maßgeblich, wie rasch sich die Single verbreiten wird. „Das ist so, als würde man seine Visitenkarte an ein virtuelles schwarzes Brett hängen – und andere müssen sich entscheiden zuzugreifen.“Aber vielleicht tanzen ja bald Technojünger weltweit nach den gemixten Klängen aus Erfurt-hochheim.
So wie damals bei „Somebody to love“. Die „Boogie Pimps“hatten vor einigen Jahren den angestaubten Song von Jefferson Airplane im Studio neu abgemixt – und damit überraschend einen Welthit gelandet. Mehr als zwölf Wochen plazierte sich dieser in den britischen Charts, die Single erreichte Gold in Großbritannien, Südafrika und Australien.
Vielleicht stimmen ja auch diesmal die Zutaten – und aus dem kleinen Thüringen kommt mal wieder ein bisschen elektronische Magie.
Ein Viervierteltakt auf der Tanzfläche