Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Bauern fordern Notstandshilfe
Wetterkapriolen lassen massive Ernteausfälle befürchten. Getreideernte beginnt schon zwei Wochen früher als üblich
Schon nächste Woche werden in Thüringen die Mähdrescher rollen – ein bis zwei Wochen früher als üblich. Die kommenden 14 Tage würden entscheidend sein für die Entwicklung der Körner, sagte ein Sprecher des Bauernverbands. Sollte es regnen, bestünden noch Chancen für eine durchschnittliche Ernte bei Weizen und Sommergerste, aber auch bei Mais und Zuckerrüben.
Bislang habe es nur punktuell und regional sehr unterschiedlich geregnet, teilweise nur auf
Erfurt.
einzelnen Schlägen. Extreme Trockenheit gab es vor allem im Eichsfeld sowie in Nord- und Ostthüringen.
Der nasse Herbst, das kalte Winterende und der Frühling mit bereits hochsommerlichen Temperaturen und viel Sonne hätten vor allem für „extremen Stress“bei Raps und Wintergerste gesorgt. Folgen seien die gefürchtete Rapswelke, Kleinwuchs, schlechte Verzweigung und Schotenansatz.
Die Bauern erwarteten einen Ertragsausfall von zehn bis 30 Prozent. Ähnlich sehe es bei der Wintergerste aus. Weil mit keinem ordentlichen Körnerertrag zu rechnen sei, werde Wintergerste deshalb vereinzelt bereits zu Futter gehäckselt und zu Silage verarbeitet, sagte der Verbandssprecher.
Mitte Mai forderten die Präsidenten der ostdeutschen Bauernverbände die Landesregierungen darum auf, sich wegen der ausgebliebenen Niederschläge bei der nächsten Agrarministerkonferenz für ein Programm der nationalen Notstandshilfe einzusetzen. Die Politik dürfe die einheimischen Landwirte nicht mit den Folgen der Wetterkapriolen alleine lassen, erklärte der Thüringer Präsident Klaus Wagner. Den ostdeutschen Landwirten drohe wegen der zu erwartenden Ertragsausfälle eine wirtschaftliche Schieflage, die auch in Thüringen Betriebe und Arbeitsplätze gefährde. Nach Angaben des Statistischen Landesamts ist in Thüringen derzeit auf einer Fläche von insgesamt rund 355 300 Hektar Getreide angebaut. (dpa)