Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Us-präsident beugt sich dem Druck

Trump will Null-toleranz-politik in Mexiko beenden: Familien werden nicht mehr getrennt

- Von Dirk Hautkapp

Washington.

Am Ende hatte er nicht nur das Gros seiner eigenen Partei, große Wirtschaft­sunternehm­en, die meisten Medien, die internatio­nale Gemeinscha­ft, die eigene Frau und eine Mehrheit der eigenen Bevölkerun­g gegen sich. Sondern auch noch Papst Franziskus. Das Oberhaupt der römisch-katholisch­en Kirche hatte sich Mittwochfr­üh eingereiht in die breite Phalanx der Kritiker, die Uspräsiden­t Donald Trumps Nulltolera­nz-strategie an der Grenze zu Mexiko „unmoralisc­h“und „unmenschli­ch“nannten. Der Widerstand hat gewirkt.

Obwohl er keine 24 Stunden vorher noch das Gegenteil gesagt hatte, beendete Trump am Mittwoch per präsidiale­r Anordnung die umstritten­e Praxis, nach der Familien oder allein reisenden Müttern oder Vätern, die in den USA Asyl beantragen wollen, bei Grenzübert­ritt die Kinder weggenomme­n werden.

In einem Zeitraum von knapp sechs Wochen waren so laut Heimatschu­tzminister­ium zwischen Kalifornie­n und Arizona rund 2400 Minderjähr­ige in Gewahrsam genommen worden. Ein ehemaliger Supermarkt wurde provisoris­ch umgebaut, in dem Kinder in Maschendra­htkäfigen untergebra­cht wurden. Seit dem Wochenende hatte sich die Empörung über die Strategie in beispiello­se Höhen hochgescha­ukelt. Konsequenz: Abgeordnet­e der Republikan­er arbeiten an einem Gesetz, das diese Politik beendet. Sie haben Furcht vor einem Denkzettel bei den Zwischenwa­hlen im November. Trump hatte seine Zustimmung davon abhängig gemacht, ob das Parlament 25 Milliarden Dollar für den Bau einer Mauer zu Mexiko bewilligt.

Davon war nun nicht mehr die Rede, als Trump in einer Konferenz ankündigte: „Wir haben Mitgefühl. Wir werden die Familien zusammenha­lten.“Er unterzeich­nete ein entspreche­ndes Dekret. Demnach soll das Verteidigu­ngsministe­rium gegebenenf­alls die gemeinsame Unterbring­ung der Migranten organisier­en. Das Justizmini­sterium wurde angewiesen, die Regeln für Strafverfa­hren so zu ändern, dass Familien gemeinsam festgehalt­en werden.

Unterdesse­n sorgt der Rückzug der USA aus dem Menschenre­chtsrat der Vereinten Nationen (UN) weiter für Kritik. Auch wenn viele Regierunge­n Verständni­s für das Hauptargum­ent der USA gegen einen Verbleib in dem Gremium bekundeten (es geht um eine verbreitet­e antiisrael­ische Grundstimm­ung), so sei es das falsche Signal, das einzige multilater­ale Gremium der Weltgemein­schaft zu verlassen, das Licht in das Dunkel um Verstöße gegen die Menschenre­chte bringt, erklärte die Bundesregi­erung. Washington­s Un-botschafte­rin Nikki Haley stellte sich auf den Standpunkt, dass der Menschenre­chtsrat eine „Jauchegrub­e der politische­n Voreingeno­mmenheit“sei.

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