Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Reden mit der Körpersprache
Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Ein Spruch, der sich auf die mündliche Kommunikation bezieht. Aber wir „reden“auch mit den Augen, der Mimik und Gestik und dem Körper. Denn die Körpersprache macht sehr viel aus und sagt auch etwas über den Menschen und die Haltung.
Gegenüber unserer Redaktion standen neulich zwei Damen mit bunten Heften in einem Aufsteller. Die Hände hatten sie in der Hosentasche, sie standen hinter ihrem Aufsteller und die Schultern ließen beiden hängen. Für mich, aus meinem Fenster betrachtet, sah das nicht nach Spaß und Freude aus. Und schon gar nicht danach, dass die beiden ihre Hefte loswerden wollten. Vermutlich mussten sie diesen Job übernehmen, vielleicht auch ein ehrenamtliches Engagement. Aber dann doch bitte mit Enthusiasmus und Begeisterung! Vielleicht haben die beiden auch für ihr Thema gebrannt – ausgestrahlt in Form ihrer Körpersprache haben sie das allerdings nicht. Eine aufrechte Körperhaltung und ein Lächeln hätten mit Sicherheit Wunder gewirkt und die Laune der beiden wäre sicher auch gestiegen. Ein Lächeln öffnet sowie Türen. Künstler Christoph Haupt über seinen Umzug ins neue Atelier
Judith Liebergesell, Pflegegutachterin aus Heiligenstadt:
Ich wohne seit drei Monaten wieder in Heiligenstadt. Vor zehn Jahren war ich nach Hardegsen gezogen. Es ist schön, wieder hier zu sein, die ganze Familie wohnt im Eichsfeld. Wir unternehmen oft Radtouren. Nun kann auch meine Tochter mitfahren. Karla Marie ist ganz stolz darauf, ohne Stützräder fahren zu können und hält schon zwei bis drei Kilometer durch. Foto: Eckhard Jüngel Duderstadt. Der aus Duderstadt stammende Erfurter Jurist, Hochschullehrer und Stiftsgeistliche Johannes Steinberg hatte kurz vor seinem Tod Anfang Januar 1500 in seinem Testament den Verbleib seiner privaten Büchersammlung festgelegt. „Kümmert euch darum, meine Bücher zu bewahren“, soll der Spitzengeistliche seiner Zeit damals den drei Testamentsvollstreckern mit auf den Weg gegeben haben. Steinberg übereignete die Bücher somit seiner in Duderstadt ansässigen Familie.
Mehr als 500 Jahre später sorgt nun der Erfurter Wissenschaftler Frank-joachim Stewig dafür, dass der spätmittelalterliche Bücherschatz aus Sammlungen der Eichsfeldstadt in den Fokus der Fachwelt und der Öffentlichkeit gerückt wird.
„Ein lange in Vergessenheit geratenes Kapitel Duderstädter Stadtgeschichte wieder aufzuschlagen, daran wird Steinberg nicht gedacht haben. Vielmehr ging es ihm darum, die Bücher nach seinem Tod als Ganzes zum Nutzen seiner lebenden Angehörigen und ihrer Nachfahren auf ewig bewahrt und in guten Händen zu wissen“, so der Historiker Stewig. Immerhin entdeckte er im Archivkeller der Propstei Duderstadt insgesamt 37 Drucke aus dem 15. Jahrhundert.
Bis vor wenigen Monaten sei niemandem bewusst gewesen, dass sich als Teil der seit Jahrhunderten mit der Stadt und ihrer Pfarrkirche „St. Cyriakus“verbundenen historischen Bibliothek ein Bücherschatz mit zahlreichen Druckwerken aus dem Jahrhundert Gutenbergs erhalten hat, erinnert Propst Bernd Galluschke.
Bei den neu entdeckten Drucken handelt es sich um sogenannte Inkunabeln oder Wiegendrucke, die zwischen der Fertigstellung der Gutenberg-bibel im Jahr 1454 und dem 31. Dezember 1500 mit beweglichen Lettern entstanden.
„Sie gehören ab heute zu den Orten des Segens, weil sie uns zu den Wurzeln der digitalen Revolution führen“, würdigte Galluschke den sensationellen Fund am Dienstagabend während eines Festaktes in der Duderstädter Basilika. Man müsse daher denen danken, die vor 500 Jahren so weise gehandelt und dazu beigetragen hätten, dass das Eichsfeld zu einer Schatzkammer der Kultur geworden sei, ergänzte Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU). Als Vorsitzender des Heimatvereins „Goldene Mark“bedankte sich Gerold Wucherpfenning bei allen Schatzsuchern, Ideengebern, Mitwirkenden und Förderern dafür, dass die dem Vergessen entrissenen Bücherschätze präsentiert werden können.
Die am Dienstag feierlich eröffnete Sonderausstellung „Dem Vergessen entrissen!“des Duderstädter Heimatmuseums versammelt eine mittelalterliche Handschrift und 40 Inkunabeldrucke. Präsentiert wird beispielsweise ein sogenannter Butterbrief. Diese Dokumente erlebten im ausgehenden Spätmittelalter als Gnadenmittel eine Hochkonjunktur. Frank-joachim Stewig erinnert nämlich, dass die Butterbriefe den Gläubigen die Möglichkeit boten, die kirchlichen, zudem auch kirchenrechtlich sanktionierten Fastenbestimmungen zu umgehen. Dies hatte zur Folge, dass die Fastenpraxis unterwandert und ausgehebelt worden sei.
Ergänzt wird die Exposition durch einmalige Zeugnisse zur Buch- und Bibliotheksgeschichte Duderstadts im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit, in die Zeit zurück, als in Mainz Johannes Gutenberg durch seine bahnbrechende Erfindung die Welt zu verändern begann.
Leihgaben kamen unter anderem aus den Stadtarchiven Erfurt und Mühlhausen. Redaktion für den im Verlag Mecke Druck erschienenen Begleitband führte Museumschefin Sandra Kästner. Die Wingeröderin freut sich, dass mit den Duderstädter Schätzen auch das Museum dem Vergessen entrissen werde. Mit der Ausstellung würde man sich nun in der Champions League, nicht mehr in der Kreisklasse bewegen.
„Heiligenstadt hat sich zu einem Stück Zuhause entwickelt.“
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Die Sonderausstellung „Dem Vergessen entrissen!“im Duderstädter Heimatmuseum ist vom . Juni bis . September jeweils freitags bis sonntags von bis Uhr geöffnet.