Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Agrarwirtschaft hat Anspruch als Naturgestalter verloren
Kritik an Haltung des Bauernverbandes zum Grünen Band. Die Agrarwüste verliert ihre letzte Lebensadern
geplant wurde und dessen sehr schwieriger Weg zur Umsetzung erfolglos blieb.
Es ist unbestritten, dass im Sinne demokratischer Überzeugungsarbeit dieses Projekt einer rechtmäßigen Darstellung für jedermann folgte. Dass die Besitzer des Grenzstreifens ihr Land verloren, ist unabänderlich Geschichte, so wie Millionen Menschen durch den Krieg ihr Eigentum mit Rechts- oder Unrechtsbewusstsein aufgeben.
Das Argument einer „kalten Enteignung“entspricht nicht der Wahrheit. Jeder Beteiligte konnte sich bei vertraglicher Vergütung dafür oder dagegen entscheiden, sofern er nicht unter Druck der Verbände stand. Dass auch der Landrat sich mit den Demonstranten verbündete, entspricht nicht allein seiner Amtshoheit. Er hat die gesellschaftliche Pflicht, auch als Moderator sich für die Ausweisung und Gestaltung des Grünen Bandes einzusetzen, um den bisherigen lobgepriesenen Erfolg der Sielmann-stiftung nicht zu missachten. Herr Lerch hat mit seinem Agrarbetrieb große Teile beseitigt beziehungsweise auf Grabenbreite eingeengt. Die unendliche, nicht fassbare Agrarwüste verliert damit die letzten Lebensadern, die die Landschaft bereichern. Der Verzehr jeglicher Art an Produktionsflächen ist sicher schmerzlich, aber von der Politik geduldet und gewollt. Dafür haben sich deutsche Agrarunternehmer auf fruchtbaren Böden in Polen und Russland billig eingekauft, deren Früchte in deutschen Supermärkten auch für ein überfülltes Angebot sorgen. Es mangelt mir nicht an Achtung der Leistungen von Agrarleitern, die augenscheinlich in ihrer Feldflur ökologische Nischen erhalten und gestalten. Das radikale Ausmulchen der Feld-, Graben- und Bachränder sieht Herr Lerch als keine strafbare Handlung an, weil die Untere Naturschutzbehörde kein Durchsetzungsvermögen beweist. Wen interessiert es schon, dass der Sauberkeitswahn lebenswichtige Krautfluren mit ihrer Insektenvielfalt vernichtet. Spät kommt die Erkenntnis, dass 80 Prozent der Insekten-biomasse als Nahrungsund Bestäubungsgrundlage fehlen. Wen kümmert das Leben mit seiner Vergänglichkeit, wenn die Menschen satt sind, Fernreisen machen, aber die Vielfalt der Natur vor der Haustür nicht kennen. Dem Schutz der Natur können viele Bürger dienen. Vor allem Landeigentümer haben das Recht, Einfluss zu nehmen. Es ist für mich als aktiven Naturfreund stets eine Herausforderung, bei Naturvergehen mich mit Bürgern und Behörden sachlich und erfolgreich auseinanderzusetzen.
Die Eigensinnigkeit mancher Agrarbetriebe bei der Naturzerstörung scheint keine Einsicht zu erfahren. Das Argument, es gebe so viele Ffh-schutzgebiete, betrifft nicht den Niedergang des Offenlandes. Mit wie viel Mitleid oder Zorn kann man als Naturschützer einstigen Arbeitskollegen begegnen, wenn im Getreidefeld ein Mähdrescher brennt und anderen Ortes zur Wanderzeit der Amphibien die Wiese zwischen Teich und Wald mit ätzendem Dünger bestreut wird. Die kleinen Erfolge geben uns Kraft, uns auch für größere zum Schutz der Natur einzusetzen.
Thomas Müller von der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt berichtet über zwei besondere Übungen:
Kürzlich unterstützten sechs Einsatzkräfte eine Räumungsübung in der als Kurparkklinik bekannten Fachklinik für Orthopädie und innere Medizin. Dabei simulierte die Feuerwehr mit einer Nebelmaschine Brandrauch in einem Zimmer im dritten Obergeschoss. Eine Mitarbeiterin löste Feueralarm aus; für Personal und Patienten das Signal, sich in Sicherheit zu bringen. Als die Feuerwehr eintraf, hatten alle den Sammelplatz aufgesucht. Fazit der Beobachter im Anschluss: Die Räumung ging reibungslos vonstatten. Zudem lieferte die Auswertung Erkenntnisse zur Optimierung des Brandschutzes in der Klinik.
Nur einen Tag später fand eine Übung auf dem Gelände des Eichsfelder Schraubenwerkes statt: Realitätsnah, weil nicht angekündigt. Das Szenario sah einen Gebäudebrand mit einem im Brandrauch eingeschlossenen Menschen vor. Es wurde der Austritt eines wassergefährdenden Stoffes simuliert. Der Betrieb testete seine internen Notfallpläne. Die Feuerwehr konzentrierte sich auf die Menschenrettung und Brandbekämpfung. „Die Zusammenarbeit zwischen Betreiber und Feuerwehr funktioniert. Erkannte Schwachstellen werden behoben“, resümierte Wehrführer Heinz Anhalt.
Sauberkeitswahn vernichtet Lebensräume