Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Auf den Spuren von Fontaine
Ronaldo erinnert mit seiner Treffsicherheit an den Wm-rekordtorschützen. Portugal siegt 1:0 gegen Marokko
Moskau.
Nach vier Minuten des Spiels zwischen Portugal und Marokko musste ein Blick ins Archiv her: Wie viele Tore hatte Just Fontaine noch mal erzielt? 13 waren es, bei der WM 1958. Der Rhythmus, den Cristiano Ronaldo bei dieser WM anschlägt, lässt diese auf Jahrzehnte nicht mehr annähernd erreichte Zahl nicht mehr als utopisch dastehen. Auch wenn der fünfmalige Weltfußballer es gestern letztlich bei diesem einen Treffer beließ: er reichte für einen glücklichen 1:0-Sieg. Und Ronaldo steht nach zwei Spielen bei vier Turniertoren. Außerdem ist er seit gestern nun allein der erfolgreichste Länderspieltorschütze der europäischen Länderspielgeschichte. Mit seinem 85. Tor hängte er Ferenc Puskas ab und liegt jetzt weltweit nur noch hinter dem Iraner Ali Daei. Gegen dessen Erben geht es für Portugal im abschließenden Gruppenspiel am Montag (20 UHR/ZDF). „Jetzt wollen wir die Gruppe gewinnen“, sagte Ronaldo, der um sein Tor kein großes Aufheben machte. „Das Wichtigste war der Sieg. Bei einer Pleite hätten wir ausscheiden können.“
Dieses Schicksal widerfuhr stattdessen den Marokkanern. Denn da war Ronaldo. Diesmal schlug er per Kopf zu. Eine Flanke von João Moutinho beförderte er in einer Härte aufs Tor, die jede Abwehr unmöglich machte.
Spätestens mit der Wandlung zum Teamanimateur nach seiner Verletzung im Em-finale 2016 ist der Kapitän zum Anführer für alle Lebenslagen gereift. Immer wieder versuchte Ronaldo, seine Mitspieler aus der Lethargie zu reißen. Doch der Ergebnisfußball steckt dem Team von Fernando Santos tief in der DNA. Jenseits Ronaldos starker Turnierfrühform schienen die Parallelen zur EM 2016 gestern frappierend. Wie in Frankreich, als sie nach drei Remis als Gruppendritter ins Achtelfinale einzogen, wirkten die Portugiesen selten kompakt und bisweilen desinteressiert. „Wir müssen besser werden“, gestand Santos.
Das Fazit: Im Luschniki-stadion gewann nicht das Team, das den besseren Fußball spielte. Aber die von Cristiano Ronaldo – dem 33-jährigen Ausnahmefußballer, den sein Trainer mit der anderen Spezialität verglich: „Er ist wie Portwein. Er verfeinert seine Qualität mit den Jahren immer mehr.“
Er altert wie ein guter Portwein