Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Messi hat niemanden, der mit ihm spielt

Der Star der Argentinie­r steht heute gegen Kroatien unter Druck. Ohne Sieg droht bereits das Turnier-aus

- Von Florian Haupt

Moskau.

Das Watuinki der Argentinie­r heißt Bronnizy, und auch dort ist der russische Bär begraben. Die meisten der rund 50 000 mitgereist­en Anhänger harren daher lieber im Zentrum Moskaus der Dinge. Was sie in den letzten Tagen aus der Vorstadt zu hören bekamen, klingt gar nicht gut. Lionel Messi, heißt es, sei deprimiert. „Ich übernehme die Verantwort­ung für das, was passiert ist.“Diese Schuldgefü­hle, die nach dem enttäusche­nden Remis zum Auftakt gegen Island samt vergebenem Elfmeter nach der üblichen Floskel klangen, soll er weiter mit sich herumschle­ppen. Für Argentinie­n kann es keine schlechter­e Nachricht geben vor dem Spitzenspi­el der Gruppe D heute Abend gegen Kroatien (20 UHR/ZDF). Eine Niederlage würde das fast sichere Aus bedeuten, selbst ein Remis eine schwierige Konstellat­ion vor dem letzten Gruppenspi­eltag.

„Uns drohen Niederlage­n, wir haben ernste Probleme“, warnt Diego Armando Maradona. Und während sie in Argentinie­n mal wieder über Messi debattiere­n, nahm ihn wenigstens der qualmende Nationalhe­ld in seiner Wm-talkshow „De la Mano del Diez“(„Von der Hand des Zehners“) in Schutz: „Ich habe mal fünf Elfmeter in der Folge verschosse­n und war immer noch Diego Armando Maradona.“Messi habe alles gegeben, das Problem sei, dass es niemand gebe, der mit ihm spiele.

„Wenn Messi gut drauf ist, wird es mehr seine Mannschaft als meine sein“– das hatte Nationaltr­ainer Jorge Sampaoli im März gesagt. Sampaolis Satz ist in den letzten Monaten wieder und wieder zitiert worden. Er war ehrlich, aber er erhöhte den Druck auf den fünffachen Weltfußbal­ler und er enthielt eine problemati­sche Botschaft. Als ob Messi nicht wie jeder noch so überragend­e Fußballer auch einen starken Trainer bräuchte.

Der 58-jährige Sampaoli, ein unkonformi­stischer Typ, wurde vor einem Jahr verpflicht­et, weil man sich neue Ideen versprach. Aber längst ist er im selben Labyrinth gefangen wie etliche Vorgänger. Auch in Bronnizy geht es nur darum: Wie kann man Messi zur Entfaltung bringen?

Am Dienstag meldete sich Messis Mutter Celia zu Wort. „Ich sage ihm, er solle den Moment leben und spielen wie auf dem Bolzplatz, auf dem er einst begann“. Sie räumte auch ein: „Wir leiden, wenn es heißt, er fühle das Trikot nicht, er komme nur zur Nationalel­f, weil er muss . ... Wir haben ihn weinen sehen. Diese Kritiken tun weh.“

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