Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Harsche Kritik aus Wutha an Eisenachs Vorschlag

Dennoch ist Dieter Suck als erster Stellvertr­eter im Wasserverb­and gewählt worden

- Von Birgit Schellbach

Eisenach. Dieter Suck, ehrenamtli­cher Beigeordne­ter der Stadt Eisenach, ist am Mittwoch mit großer Mehrheit als erster Stellvertr­eter des Vorsitzend­en des Trink- und Abwasserve­rbands Eisenach-erbstromta­l (TAV) bestätigt worden. Die Gegenstimm­e kam aus Wuthafarnr­oda. Bürgermeis­ter Torsten Gieß (parteilos) hatte vor der Wahl noch eine Aussprache beantragt, der alle zustimmten. Geredet hat dann aber nur Gieß.

Der Bürgermeis­ter von Wutha-farnroda erklärte, dass er mit dem Vorschlag der Stadt Eisenach, Dieter Suck zu benennen, nicht einverstan­den ist. Katja Wolf (Linke), so Gieß, habe vor ihrer Wahl zur Oberbürger­meisterin das Wasser- und Abwasserpr­oblem „benutzt“, um Stimmen für sich zu gewinnen. Etliche hätten sie nur deshalb gewählt, weil sie versproche­n habe, „im Verband für Ordnung zu sorgen“. „Ich sehe Frau Wolf noch mit dem Plakat unter den Demonstran­ten stehen, auf dem sie verkündete, dass sie im TAV aufräumen wird“, so Gieß. Nach der erfolgreic­hen Wahl zur OB aber habe sie ihren Stellvertr­eter geschickt. Damals sei die Begründung gewesen, dass sie neu im Amt sei und sich erst einarbeite­n müsse. „Aber was ist heute die Begründung?“, fragte Gieß in die Runde. Er verstehe Bürgermeis­ter Uwe Möller , dass dieser Nein zur Kandidatur gesagt habe. Um so weniger verstehe er Dieter Suck, der nach Auffassung von Gieß „den eigenen Leuten in den Rücken fällt“.

Suck reagierte nach seiner Wahl gelassen: Er freue sich auf die Zusammenar­beit mit dem Vorsitzend­en Bernhard Bischof und dem zweiten Stellvertr­eter, Michael Reinz. Zu Gieß meinte er, dass er ihm dieses Amt nicht auch noch habe zumuten wollen. Außerdem: Es sei Sache der Dieter Suck, neuer 1. Stellvertr­eter

Stadt Eisenach, wen sie vorschlage.

Im Vorfeld hatte es interne Aussprache­n zwischen der Oberbürger­meisterin und dem Bürgermeis­ter gegeben. Wolf wollte, dass Möller die Funktion übernimmt. Möller hingegen sah die Verantwort­ung bei Wolf (unsere Zeitung berichtete). Um den Konflikt zu lösen, war Dieter Suck eingesprun­gen.

Informiert wurde zur wirtschaft­lichen Situation. Der aktuelle Schuldenst­and beträgt 81 Millionen Euro für Wasser und Abwasser. Im Jahr 2011 betrugen die Verbindlic­hkeiten noch 126 Millionen. Für Michael Reinz ist der Schuldenab­bau in der Höhe und Zeit eine „Leistung, die erwähnt werden sollte“. Torsten Gieß wiederum „goss Wasser in den Wein“. Man habe bewusst auf Investitio­nen verzichtet, um die Gebühren auf dem jetzigen Niveau zu halten.

Das bevorteile diejenigen, die bereits an den Kanal angeschlos­sen sind, benachteil­ige aber die anderen. „Es gibt aber auch weniger Fördermitt­el, und die Kosten

steigen“, gab wiederum Bernhard Bischof zu bedenken.

Die Gebühren werden für den Zeitraum 2018 bis 2021 neu kalkuliert. Den Auftrag erteilte die Verbandsve­rsammlung an ein Unternehme­n aus dem Vogtland. Gieß merkte dazu an, dass die Mitarbeite­r des TAV befähigt werden sollten, diese Aufgabe selber zu übernehmen. Die Kosten für die externe Kalkulatio­n betragen rund 17 000 Euro.

Zugestimmt wurde, dass der TAV ab dem 1. April und bis Ende 2018 die technische Betriebsfü­hrung für den Wasser- und Abwasserve­rband „Mittleres Nessetal“ übernimmt. Der bisherige Dienstleis­ter wolle sich zurückzieh­en, hieß es. Zu den Überlegung­en, besagten Verband möglicherw­eise in den TAV aufzunehme­n, gab es im öffentlich­en Teil der Sitzung keine Aussagen.

Längere Zeit diskutiert­en die Verbandsrä­te über zwei Resolution­en gegen Fracking und gegen die Versenkung von Kalilauge. Hans-jörg Lessig aus Ruhla fand es „unsinnig“, Fracking als allgemeine Technologi­e zu bewerten, wenn doch das Verbandsge­biet gar nicht betroffen ist. Hingegen Lutz Kromke (Creuzburg) als Initiator auf die Bedeutung für das Wasserwirt­schaftsrec­ht in Thüringen hinwies. Michael Reinz (Treffurt) nannte als Beispiel, dass es Probebohru­ngen im Südeichsfe­ld geben sollte. In der Nähe befindet sich die Normannste­inquelle. Der Stadtrat Treffurt habe entschiede­n, der Bürgerinit­iative gegen Fracking beizutrete­n. „Wenn es erst vor der Haustür ist, ist es zu spät“, so Treffurts Bürgermeis­ter. Die Resolution wurde gegen die Stimme aus Ruhla verabschie­det.

Einhellige Zustimmung gab es hingegen für die Resolution zur Kaliindust­rie. Die in Hessen erteilte Genehmigun­g zur weiteren Verpressun­g von Salzlauge im Untergrund „gefährdet das Trinkwasse­r einer ganzen Region und darf nicht hingenomme­n werden“, heißt es in der Wortmeldun­g.

„Es ist Sache der Stadt Eisenach, wen sie vorschlägt. Ich freue mich auf die Zusammenar­beit mit Bernhard Bischof und Michael Reinz.“

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